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Berufsbildung: Mehr Zeit und Stellen für Sprachförderung

Die GEW hat erfolgreich 132 zusätzliche Deputate für die beruflichen Schulen erstritten. Davon profitiert vor allem die Sprachförderung. Lehrer haben jetzt mehr Zeit für Geflüchtete.

Eine Lehrerin gibt Sprachförderunterricht an einer beruflichen Schule.
Foto: © imago

Mit dem Tag der Berufsbildung Baden-Württemberg bieten die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Baden-Württemberg Lehrkräften, Ausbildern, Vertreter/innen aus Politik und Gesellschaft sowie Arbeitnehmervertreter/innen Gelegenheit, sich über aktuelle Herausforderungen für die berufliche Bildung zu informieren und auszutauschen. Gastrednerin in diesem Jahr war Kultusministerin Susanne Eisenmann.

Ausgangspunkt der Diskussion beim Tag der Berufsbildung Anfang Juli 2018 in Stuttgart war der Ausbildungsreport der DGB-Jugend vom November 2017 zur Qualität der Berufsausbildung in Baden-Württemberg. Als Konsequenz fordern DGB und GEW die Einrichtung eines landesweiten Ausbildungsmonitorings, bei dem Berufsschule und Kammern eng mit Ausbildungsbetrieben, Gewerkschaften, Betriebs- und Personalräten und der Bundesagentur für Arbeit zusammenarbeiten. Das Monitoringsystem soll ein Frühwarnsystem sein, das Probleme früh identifiziert, akut gefährdete Ausbildungsverhältnisse in den Blick nimmt und als Instrument der Qualitätssicherung in der dualen Ausbildung genutzt wird.

Erfolg der GEW: Berufliche Schulen erhalten zusätzliche Deputate

Kultusministerin Susanne Eisenmann kündigte in ihrer Rede an, dass das Kultusministerium (KM) die Stundentafel des Vorqualifizierungsjahrs Arbeit/Beruf mit Schwerpunkt Erwerb von Deutschkenntnissen (VABO) um zehn Schülerwochenstunden anheben will. Die Maßnahme soll bereits zum kommenden Schuljahr in Kraft treten. Darüber hinaus soll auch die Zahl der vierstündigen Sprachförderkurse, die in den nachfolgenden Bildungsgängen eingesetzt werden können, erhöht werden. Die beruflichen Schulen erhalten dafür zusätzlich 132 Deputate zugewiesen!

Mittlerweile sind rund 3.000 Geflüchtete in der Dualen Ausbildung angekommen. Die Erfahrung an den Schulen und in den Betrieben zeigt jedoch, dass die Deutschkenntnisse in vielen Fällen unzureichend sind. GEW und DGB haben deshalb seit langem gefordert, dass das Land mehr in die Sprachförderung investieren muss. Sprachkenntnisse sind ein wesentliches Element für eine gelingende Integration. Die GEW erwartet aber nach wie vor von der Wirtschaft, Geflüchtete in der dualen Ausbildung für Sprachförderkurse freizustellen und ihnen auch die Möglichkeit einer Ausbildungsverlängerung zu geben.

In der Podiumsdiskussion mit Michael Futterer (stellvertretender GEW-Landesvorsitzender), Klaus Lorenz (Leiter der Abteilung Berufliche Schulen im KM), André Fricke (DGB-Bezirksjugendsekretär) und Hanna Winter (Gewerkschaft NGG) wies der GEW-Vertreter auf die unbefriedigende Situation an den beruflichen Schulen hin und kritisieren den Abbau von circa 250 Stellen im kommenden Schuljahr. Der zu erwartende Rückgang der Schülerzahlen müsse genutzt werden, um das Unterrichtsdefizit weiter abzubauen und pädagogische Verbesserungen zu ermöglichen. Dadurch biete sich die Chance, die Qualität des Unterrichtes zu erhöhen sowie schwächere und leistungsstärkere Jugendliche individuell stärker zu fördern. Dazu gehöre neben der weiteren Sprachförderung der Geflüchteten auch die Möglichkeit, Zusatzqualifikationen wie die Fachhochschulreife zu erwerben.

DGB und GEW fordern außerdem, das Modellprojekt Neuordnung des Übergangs Schule Beruf zum flächendeckenden Angebot auszuweiten. Zentral für den Erfolg ist im neuen berufsvorbereitenden Bildungsgang AVdual der vom Wirtschaftsministerium geförderte AVdual-Begleiter. „Ohne AV-Begleiter und dessen zusätzlicher Unterstützung drohen die Jugendlichen am Übergang von der Schule in den Beruf zu scheitern“, urteilte Futterer.

Kontakt
Magdalena Wille
Referentin für Berufliche Bildung und Weiterbildung
Telefon:  0711 21030-21
Mobil:  0160 90565239