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Lärm im Klassenzimmer, in Werkstätten und Sporthallen

Verhalten und Verhältnisse

Unter dem Gesichtspunkt der Gefährdung der Lehrkräfte am Arbeitsplatz stellt der Lärm während des Unterrichts eine der größten Belastungen dar. Schlechte Raumakustik führt zu schlechtem Hörverständnis. Dies führt zu lauterem Reden von Lehrer/innen und Schüler/innen und zunehmender Unruhe in Klassenraum, Werkstätte oder Sporthalle. Ein Kreislauf setzt sich in Gang: Die Unterrichtsqualität sinkt – die Belastung aller Beteiligten steigt. Hörsturz, Tinnitus und Stimmschädigungen können die Folge sein und stellen die klassischen Krankheitsbilder des Lehrerberufes dar.

Um der Belastung der Stimme im Unterricht zu begegnen, ist ein Stimmtraining ein Mittel der Wahl. Dies wird zwar schon in der Ausbildung an den Lehrerseminaren angeboten, fristet dort aber wegen der insgesamt viel zu großen Arbeitsbelastung während des Referendariats-bzw. Vorbereitungsdienstes eher ein Schattendasein. Das Stimmtraining zielt auf das eigene richtige Verhalten ab und stellt eine echte Maßnahme zur Gesunderhaltung im Lehrerberuf dar. Dies ist ein erster Schritt zur Bekämpfung von Auswirkungen, aber nicht zur Behebung der Ursachen. Der Blick muss auch auf die Verhältnisse gerichtet werden.

Neben zu großen Klassen und verhaltensauffälligen Schüler/innen spielen die akustischen Eigenschaften der Klassenräume und Werkstätten/Sporthallen/Aulen eine entscheidende Rolle. Die relevante Messgröße ist die Nachhallzeit, d.h. die Schnelligkeit, mit der ein Raum Geräusche schlucken und vernichten kann. Die überwiegende Anzahl der schulischen Räume erreicht nicht die von der DIN 18041 „Hörsamkeit in kleinen bis mittelgroßen Räumen“ vorgeschriebenen Werte für normalen Unterricht geschweige denn für wichtige pädagogische Problemstellungen, etwa den Fremdsprachenunterricht, Schüler/innen nicht deutscher Muttersprache oder Schüler/innen mit Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen. Der für die Schulen in Baden-Württemberg zuständige betriebsärztliche Dienst B.A.D benennt die Raumakustik nach knapp 6000 Gesprächen mit Schulleitungen, Gefährdungsbeurteilungen und Erstbesprechungen das Belastungsthema Nummer eins (Stand 31.05.2014).

Wissenschaftlich belegt ist:
• Lärm macht krank
• Lärm an Schulen ist für die Lehrerinnen und Lehrer eine der größten Belastungsfaktoren
• Lärm an Schulen ist die relevante Einflussgröße für die Lehrund Lernleistungen
• Lärm an Schulen ist bedingt durch bauliche, organisatorische und pädagogische Ursachen

Schlussfolgerung

Es müssen Maßnahmen zur Verringerung von Lärm an Schulen initiiert werden! Die Datenerhebungen des betriebsärtzlichen Dienstes B.A.D erfolgen bereits zum einen über die sicherheitstechnische Begehung und zum anderen über den zweiten Durchgang der psychomentalen Gefährdungsbeurteilung. Daneben steht es jeder Schulen und jedem Schulkindergärten frei, initiativ zu werden.

Was tun?

1. Die Verhältnisanalyse

Umfrage: Als erstes erfolgt eine Umfrage seitens der Schulleitung im Kollegium über dessen subjektives Lärmempfinden in Klassenräumen, Werkstätten, Sporthallen und Aulen. Im Zweifelsfall muss der Arbeitsschutzausschuss (bei Beruflichen Schulen und Gymnasien an der Schule angesiedelt; im GHWRGS-Bereich an den Staatlichen Schulämtern) im Zusammenwirken mit dem ÖPR die Schulleitung auf ihre Verantwortung für den Arbeits- und Gesundheitsschutz hinweisen (GEW Jahrbuch 2015, S. 30 –36). Mit Hilfe einer schulinternen Umfrage wird eine Liste der durch schlechte Akustik gekennzeichneten Räume erstellt. Normen: Für die notwendige Schalldämmung eines Raumes wird auf die DIN 18041 - „Hörsamkeit in kleinen bis mittelgroßen Räumen“ Gruppe A. Unterrichtsräume - Bezug genommen, die eine Nachhallzeit von 0,4 – 0,6 Sekunden als Grenzwert setzt. Raummessung: Die aus der Umfrage gewonnene Liste bildet die Grundlage, um bei den als akustisch schlecht bewerteten Räumen die Nachhallzeit zu messen. In aller Regel decken sich Lehrkraftempfinden und gemessene raumakustische Eigenschaften. Es treten in Klassenzimmern Nachhallzeiten von bis zu 1,8 Sekunden auf.

2. Lösungswege

Maßnahmen für Klassenzimmer: Der akustisch problematischste Klassenraum sollte als Musterraum für schalldämmende Maßnahmen in Klassenzimmern dienen. Der Schulträger müsste Angebote für verschiedene mögliche Schallisolierungsmaßnahmen mit den erforderlichen Dämmeigenschaften einholen. Dabei ist zu beachten, dass billigeres Material unter Umständen teurere Montagekosten nach sich ziehen kann. Auch empfiehlt es sich, auf die Raumbeschaffenheit, insbesondere der Decken, zu achten, denn oft zeigt sich bei Schallschutzisolierarbeiten weiterer Renovierungsbedarf. Den Schulträger kann man zunächst vielleicht bewegen, einen Klassenraum vorbildlich nach DIN 18041 auszustatten, wenn Geldmangel zu einer – wenn auch unverantwortlichen – Ablehnung von nachhallzeitsenkenden Maßnahmen in der Breite führen sollte.