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Gleichstellungspolitik in Wissenschaft und Forschung

Chancengleichheit von Frauen und Männern wird von Politikerinnen und Politikern in Sonntagsreden gerne beschworen, aber tatsächlich ist das deutsche Wissenschaftssystem von diesem Grundsatz weit entfernt.

Baden-Württemberg steht im bundesweiten Vergleich, was die Situation von Frauen an Hochschulen betrifft, auf einem der letzten Plätze in allen Bereichen auch wenn die Situation in vielen Punkten bundesweit gleichermaßen beschämend ist. Bundesweit gibt es mehr männliche Studierende als weibliche. Trotzdem haben die Frauen bei den Abschlüssen die Nase vorn. Die Schere öffnet sich zu Ungunsten der Frauen ab der Promotion, wobei Frauen auch hier in vielen Fachbereichen aufholen. Bundesweit liegt der Frauenanteil bei hauptberuflichen Professor*innen im Jahr 2019 bei 25,6 Prozent, bei C4-Professuren sogar nur bei 11,7 Prozent.

Für die GEW Baden-Württemberg steht fest, dass viele Aufgaben auf Landesebene angegangen werden können. Das Tenure-Track-Programm ist ein begrüßenswerter Schritt, der Frauen vereinzelt bessere Chancen verschafft. Es löst aber nicht das strukturelle Problem, dass bei der ohnehin prekären Befristungssituation Frauen überproportional betroffen sind, was insgesamt ihre Chancen, sich im Hochschulbereich beruflich zu etablieren, extrem verschlechtert.

In Wissenschaft und Forschung kommen in Deutschland auf eine unbefristet beschäftigte Person inzwischen zehn befristet Beschäftigte, wobei die Stipendiat*innen hierbei nicht erfasst sind. Bundesweit sind über 50 Prozent der Stellen an Forschungseinrichtungen und Hochschulen auf unter ein Jahr befristet. Für Baden-Württemberg wissen wir, dass rund Dreiviertel der Frauen an Hochschulen lediglich einen befristeten Vertrag haben. Bei den Männern sind es einige Prozent weniger. Die Landesregierung sollte sich hier mit der neuen Hochschulfinanzierungsvereinbarung II, die die Jahre 2021 bis 2025 finanziert, dafür einsetzen, Befristungen langfristig abzuschaffen.

Ebenso muss die Landesregierung sich dafür stark machen, dass der Beruf der Hochschullehrer*in faktisch besser vereinbar wird mit Familienarbeit und Pflegearbeit. Auch Wissenschaftler*innen möchten für ihre Familie da sein können. Die Arbeitsorganisation an Hochschulen ist aber weiterhin auf das männliche Alleinverdienermodell ausgerichtet. Es braucht einen Kulturwandel, für den das Ministerium für Wissenschaft und Forschung die Weichen stellen muss.

Die GEW Baden-Württemberg arbeitet auf die Gleichstellung von Frauen im Bereich von Wissenschaft und Forschung hin. Vor allem unterstützt sie dabei auch die Arbeit der Beauftragten für Chancengleichheit (BfC) und Gleichstellungsbeauftragten, indem sie über Beteiligungsrechte informiert und Möglichkeiten der Zusammenarbeit auch mit den Personalratsgremien aufzeigt.

Jährlich findet im Rahmen der Tagung FrauenStärken des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Baden-Württemberg ein Workshop eigens für diese Zielgruppe statt.

Kontakt
Manuela Reichle
Referentin für Hochschule und Forschung; für Frauen-, Geschlechter- und Gleichstellungspolitik; gewerkschaftliche Bildung
Telefon: 0711 21030-24