GEW-Protest vor dem Landtag
4.000 junge Lehrkräfte stehen am Beginn der Ferien ohne Geld da
In einem Jahr ist Landtagswahlkampf. Die unwürdige Sommerferienarbeitslosigkeit werde für die 50.000 Mitglieder ein wichtiger Wahlprüfstein sein, mahnt GEW-Landesvorsitzende Monika Stein – und fordert bezahlte Sommerferien für Referendar*innen.
Die Bildungsgewerkschaft GEW erwartet von der Landesregierung, dass sie im nächsten Jahr die Sommerferien für Referendar*innen bezahlt.
„In einem Jahr sind wir im Landtagswahlkampf. Die unwürdige Sommerferienarbeitslosigkeit wird für unsere 50.000 Mitglieder ein wichtiger Wahlprüfstein sein. Die Kultusministerkonferenz rechnet in den nächsten Jahren mit einem Lehrkräftemangel von 25.000 Personen. Ich werbe gerne für unser schönes Land Baden-Württemberg und den schönsten Job der Welt – Lehrkraft. Angesichts dieser Bedingungen kann ich aber jede Person verstehen, die von Ulm nach Neu-Ulm wechselt, weil dort die Sommerferien bezahlt und zum Beispiel Grundschullehrkräfte bald mit A13 etwa 500 Euro mehr auf der anderen Seite der Donau bekommen sollen“, sagte Monika Stein, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, bei einer Protestaktion vor dem Stuttgarter Landtag.
Am ersten Ferientag haben heute betroffene Referendar*innen zusammen mit der GEW mit einer symbolischen Aktion vor dem Landtag auf diese Praxis aufmerksam gemacht. Sie übergaben Postkarten einer landesweiten Aktion an den Ausbildungsseminaren unter dem Motto „Damit es für Meer reicht“ an Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecher*innen der Landtagsfraktionen. Mit dabei waren die Jugendorganisationen von Grünen, FDP und SPD.
Baden-Württemberg ist mit gut 4.000 Betroffenen bundesweiter Spitzenreiter mit dieser Praxis. Zwar gibt es die Sommerferienarbeitslosigkeit auch in einigen anderen Bundesländern, dort ist aber die Zahl der Betroffenen deutlich geringer. Im Nachbarland Bayern dauert der Vorbereitungsdienst für Lehrkräfte 24 Monate, die Sommerferien gehören dazu. Die Mehrheit der Referendar*innen wird zum neuen Schuljahr eingestellt. Diese stehen für sechs Wochen ohne Geld da und haben nicht einmal die Erlaubnis, ihre neue Schule zu betreten, um gemeinsam mit den anderen Lehrkräften das Schuljahr vorzubereiten. Die Bildungsgewerkschaft schätzt, dass die Bezahlung der Sommerferien etwa 15 Millionen Euro kosten würde. Das sei etwa ein Tausendstel des Kultushaushalts und weniger als die Ausgaben für die Werbekampagne The Länd, mit der Fachkräfte geworben und nicht Personal abgeschreckt werden solle.
„Ich kenne Arbeitgeber, die ihren Auszubildenden am ersten Tag nach ihrer Ausbildung einen Dienstwagen zur Verfügung stellen. Ich kenne Arbeitgeber, die ihren dual Studierenden bereits lange vor Ende ihres Studiums eine gute bezahlte feste Stelle, Qualifizierungsangebote und Aufstiegsmöglichkeiten anbieten. Ich kenne nur einen Arbeitgeber in Baden-Württemberg, der nach etwa sieben Jahren Studium und Ausbildung sein gut qualifiziertes Personal in die Arbeitslosigkeit schickt. Die grün-schwarze Landesregierung zeigt sich mit diesem unwürdigen Verhalten erneut als Arbeitgeber, der die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat“, sagte Stein.