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Haushaltsberatungen

Bis zu 27.000 Lehrkräfte fehlen – und der Landtag beschließt nur 500 Stellen

Die GEW hat mit einer symbolischen Aktion auf den dramatischen Lehrkräftemangel aufmerksam gemacht. Auf dem Weg zum Landtag zeigten Lehrer*innen aus Pappe Vorschläge der GEW. Presse und Politik suchten das Gespräch mit den Protestierenden.

Am 26. Oktober 2022 wurde der Landeshaushalt im Landtag eingebracht. 700 neue Stellen, darunter 500 für Lehrkräfte, sind für den Haushalt des Kultusministeriums vorgesehen. Wenn der Landtag diesem Vorschlag folgt und nicht weitere Investitionen beschließt, wird der Fachkräftemangel und damit der Unterrichtsausfall an den 4.500 Schulen in Baden-Württemberg weiter zunehmen. Die aktuelle Lehrkräftebedarfsprognose zeigt, dass bis 2035 zwischen 16.000 und 27.000 Lehrkräfte fehlen und derzeit zu wenige an den Hochschulen ausgebildet werden.

Die GEW machte auf die dramatische Situation am Rande der Landtagssitzung mit einer symbolischen Aktion aufmerksam. 15 Lehrer*innen aus Pappe standen auf dem Weg zum Landtag – als Symbol für die bereits jetzt und in Zukunft nicht besetzten Stellen in den Schulen. Die „Papp-Lehrkräfte“ sind mit GEW-Vorschlägen gegen den Lehrkräftemangel beschriftet. „Ich bin eine von 851 Kolleg*innen, die in SBBZ nicht unterstützen können.“ steht da oder „Ich habe keinen Lehramtsstudienplatz für Grundschulen bekommen.“.

Die Aktion wurde von der Presse und der Politik wahrgenommen. Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) und die bildungspolitischen Sprecher der Landtagsfraktionen Alexander Becker (CDU), Stefan Fulst-Blei (SPD), Timm Kern (FDP) und Thomas Poreski (Grüne) verließen kurzfristig die Landtagsberatungen, diskutierten mit der stellvertretenden GEW-Vorsitzenden Farina Semler und GEW-Kolleg*innen über die „Papp-Lehrkräfte“.

Schopper sagte, sie könne nicht alle Forderungen der GEW erfüllen, sie freue sich aber über den Austausch. Damit kann die GEW aber nicht zufrieden sein. „Wir fühlen uns alleingelassen. Die Not in den Schulen ist groß, wir brauchen jetzt Entlastungen“, betonte Semler. Barbara Bürgy, Vorsitzende der GEW-Fachgruppe Grundschule, erklärte der Ministerin, wie der Alltag in den Grundschulen aussieht: „Wir kümmern uns nicht nur um die Bildung, sondern sind nachmittags auch für die verlässliche Betreuung der Schüler*innen zuständig. Das verdichtet unsere Arbeit enorm.“

Timm Kern unterstützte die Erwartungen der GEW nach mehr Stellen für Lehrkräfte und sagte in Anspielung auf Winfried Kretschmanns Aussage, mehr Lehrkräfte würden nichts bringen: „Lehrkräfte sind die Basis, dass Unterricht überhaupt stattfinden kann. Wie konnte die Regierung überhaupt in diesen Lehrkräftemangel reinlaufen?“ Die Schüler*innen seien mit Schulbeginn schließlich schon sechs bis sieben Jahre auf der Welt.

Thomas Poreski unterstützte die Ministerin, die aufzählte, was die Regierung schon alles tue. Er gab zu Bedenken, dass die Bildung das einzige Ressort sei, das in diesem Haushalt einen Zuwachs erhalte. Schopper versicherte: „Ich bin an Ihrer Seite. Wir arbeiten an den gleichen Zielen und ich verstehe, dass sie sich mehr Tempo wünschen.“ Mehr konnte sie nicht zusagen.

Die aktuelle Lehrkräftebedarfsprognose der GEW und eine Resolution des Landesvorstands (PDF) gegen den Fachkräftemangel nahmen die Politiker*innen aller Parteien entgegen, bevor sie wieder eilends in den Landtag zurückkehrten.

Kontakt
Matthias Schneider
Landesgeschäftsführer, Pressesprecher
Telefon:  0711 21030-14
Mobil:  0160 4458395