Zum Inhalt springen

BfC-Tagung

Chancengleichheit realisieren – wie das gehen kann

Ende Oktober fand die diesjährige BfC-Tagung zur „Gleichstellungsarbeit im Schulbereich“ statt. Aus ganz Baden-Württemberg hatten sich 92 Teilnehmer*innen aller Schularten und aus dem außerschulischen Bereich eingefunden.

Renate Alf

Uta Schneider-Grasmück, Fachliche Beraterin für Beauftragte für Chancengleichheit (BfC) am Regierungspräsidium Tübingen, referierte zu den Chancengleichheitsplänen und erläuterte das Zahlenwerk.

Daraus lässt sich beispielsweise ablesen, dass nach wie vor Frauen in Leitungsfunktionen und höheren Besoldungsgruppen unterrepräsentiert sind. Wie solche Ungleichheiten abgebaut werden können, steht im sogenannten Maßnahmenteil der Pläne. Schneider-Grasmück wies daraufhin, dass hier wesentliche und auszubauende Ansatzpunkte für die Arbeit als BfC zu finden seien.

Der Schwerpunkt der Tagung lag auf Fragen der konkreten Umsetzung in der ­Praxis. Wie lassen sich beispielsweise Frauenanteile in Schulleitungen erhöhen? Fortbildungen und rechtzeitige transparente Bekanntgabe neuer Stellen sind wichtige Maßnahmen. Um Kolleginnen für Schulleitungsaufgaben zu interessieren und zu qualifizieren sind aber auch Schulleitungen verantwortlich. Sie können Leitungszeit und -aufgaben an Kolleginnen mit entsprechender Anrechnung übertragen.

Wichtig dabei ist, Kolleginnen, die dafür infrage kommen, zu ermutigen, sie anzusprechen und zu vermitteln, dass ihnen Leitungsaufgaben zugetraut werden. Auch realistische Jobsharing- oder Teilzeit-Modelle sind eine sinnvolle Option, Leitungsaufgaben für Frauen attraktiv zu gestalten.

Unabhängig von der Schulgröße besteht inzwischen die Möglichkeit, ab einem 50 %-Deputat eine Schulleitung zu übernehmen. Aus familiären Gründen geht ggfs. auch ein unterhälftiges Deputat. Die Unterrichtsverpflichtungen werden dann reduziert, die Leitungszeit muss vollumfänglich wahrgenommen werden. Ebenso wurde thematisiert, dass die wach­senden und umfangreichen Schulleitungsaufgaben reduziert beziehungsweise angepasst werden sollten, so dass Schulleitungsstellen insgesamt attraktiver werden.

Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf

Auf der Tagung war unverkennbar, dass immer wieder an das Gesetzesziel erinnert werden muss: die Umsetzung der Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf. Damit sich Teilzeitarbeit nicht nachteilig auswirkt, ist es wichtig, dass Schulen für die sogenannten teilbaren Aufgaben in der GLK schulinterne Regelungen besprechen und vereinbaren. So kann beispielsweise geregelt werden, wie Vertretungen, Elternsprechtage oder Aufwände für schulische Veranstaltungen anteilmäßig verrechnet werden.

Wer nur ein 50-Prozent-Deputat hat, sollte auch nur zu rund 50 Prozent ­zusätzliche Aufgaben übernehmen müssen. Um ­Unzufriedenheiten im Kollegium vorzubeugen, ist es gut, solche Themen in Schulen mutig und wiederkehrend zu klären.

Obwohl konkrete Maßnahmen zum bewussten Umgang mit teilbaren und unteilbaren Aufgaben bekannt sind, besteht offensichtlich viel Nachbesserungsbedarf. An den Statements und Fragen der Teilnehmerinnen zeigte sich, dass an etlichen Schulen diese schulinternen Vereinbarungen noch nicht oder zu wenig realisiert werden. Das wurde unter anderem am mehrfach von Teilnehmerinnen erwähnten Spannungsfeld zwischen vollzeit- beziehungsweise teil­zeitbeschäftigten Lehrkräften ersichtlich.

Da steckt Zündstoff drin. An vielen Schulen stellen mittlerweile die Teilzeitkräfte die Mehrheit, und es besteht die Gefahr von Verteilungskämpfen. Vollzeitkräfte können sich benachteiligt und überlastet fühlen, wenn sie (zu) viele Aufgaben übernehmen müssen. Auch äußern viele Teilzeitkräfte zum Teil vehement, nur am Vormittag unterrichten zu wollen.

Auch wurde erneut deutlich, dass alle Forderungen nach Frauenförderung mit den politischen Rahmenbedingungen, der schlechten Ausstattung mit Stellen und Stundenzuweisungen zusammenprallen. Die Schulen brauchen zweifellos mehr Stellen sowie Erhöhungen des Stunden- beziehungsweise des Ergänzungsbereichs. Diese Anliegen sind in Zeiten akuten Lehrkräftemangels natürlich besonders virulent.

Kontakt
Manuela Reichle
Referentin für Hochschule und Forschung; für Frauen-, Geschlechter- und Gleichstellungspolitik; gewerkschaftliche Bildung
Telefon:  0711 21030-24