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#GutStartenTag – Das Event für junge Lehrkräfte

Demokratie ist kein Wunschkonzert

Mitte März 2025 trafen sich über 60 junge Lehrkräfte in Karlsruhe, um sich zu vernetzen, gegenseitig zu motivieren und über die Zukunft der Bildung zu diskutieren. Der Gastauftritt von Marina Weisband war der Höhepunkt des Tages.

„Demokratie ist kein Wunschkonzert, Demokratie ist harte Arbeit“ referierte Marina Weisband während ihres Vortrags über eine grundlegende Demokratiebildung in der Schule. Mit diesen Worten machte sie deutlich, dass Demokratiebildung weit über theoretisches Wissen hinausgehe – sie müsse gelebt, erfahren und vor allem umgesetzt werden. Doch wo lernen wir eigentlich zu handeln? Wo sozialisieren wir Kinder und Jugendliche zu mündigen Bürger*innen? Wo machen sie die Erfahrung, dass sie ihre Umgebung gestalten können – und Verantwortung für sich selbst und andere tragen? Weisband machte klar: „Die Schule spielt hier eine entscheidende Rolle. Sie muss ein Ort sein, an dem Demokratie nicht nur gelehrt, sondern auch wirklich gelebt wird.“

Marina Weisband ist Psychologin und ehemalige Geschäftsführerin der Piratenpartei. 2014 gründete sie „aula“, ein digital-gestütztes und demokratisches Beteiligungsprojekt für Schulen. Ihr Vortrag motivierte die Teilnehmenden, sich nicht von aktuellen Problemen erschlagen zu lassen, sondern aktiv Veränderungen anzustoßen. Auch im kleinen Rahmen. Im Zentrum ihres Vortrags stand ihr Projekt aula, das Jugendlichen ermöglicht, aktiv an Entscheidungsprozessen in ihrem schulischen Alltag teilzunehmen. aula setzt dabei auf echte Mitbestimmung: Schülerinnen und Schüler entwickeln eigene Ideen, diskutieren diese und setzen sie selbstverantwortlich um. Besonders geschätzt wurden die praxisnahen Materialien und Werkzeuge, die Weisband für den Schulalltag an die Hand gab. Ihre niederschwelligen Ratschläge zeigten auf, wie demokratische Mitbestimmung im Klassenzimmer konkret umgesetzt werden kann.

Mit Leidenschaft appellierte die ehemalige Politikerin für ein radikales Ernstnehmen von Jugendlichen in politischen Prozessen.

Viele der Anwesenden empfanden dies als erfrischenden Kontrast zur schulischen Ausbildung im Studium, in der Partizipationsmöglichkeiten oft nicht ausreichend reflektiert werden. Ein klares Defizit, das durch den Vortrag deutlich wurde.

Neben dem Impuls von Marina Weisband eröffneten die Workshops des Tages viele praktische Anwendungen und die Möglichkeit, Materialien direkt zu erproben. Dabei wurde vielen Teilnehmenden bewusst, dass es zahlreiche Ansatzstellen gibt, um gegen Bildungsungerechtigkeit vorzugehen. Gleichzeitig wurde in der Reflexion hervorgehoben, dass eine gute Zusammenarbeit in und mit Gewerkschaften essenziell sei, um nachhaltige Veränderungen zu erreichen. Weisband unterstrich in diesem Zusammenhang die wichtige Rolle von Gewerkschaften als Instanz der Zivilgesellschaft, die sich für bessere Bildungsbedingungen und echte Mitbestimmung stark machen könne.

Abschließend erinnerte Marina Weisband eindrucksvoll daran, dass Demokratie nicht von selbst funktioniere und fragte: „Warum hat politische Bildung keine Priorität, wenn wir doch wissen, dass sie essenziell ist?“ Selbst in Zeiten großer Krisen, so ihre Überzeugung, müsse Demokratiebildung zentral bleiben. „Denn auch wenn morgen die Welt brennt, gibt es dennoch ein Übermorgen.“

Kontakt
Selina Obinger
Gewerkschaftssekretärin GEW Südwürttemberg
Adresse Frauenstr. 28
89073 Ulm
Telefon:  0731 9213723