„Wir stehen vor dem ersten Schuljahr seit vier Jahren, in dem keine Stellenstreichungen drohen und gleichzeitig wichtige Reformen an den Schulen Gestalt annehmen. Dies ist eine gute Nachricht für alle Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie Eltern. Es werden in den nächsten Monaten weitere Anstrengungen notwendig sein, um die Flüchtlinge gut aufnehmen zu können, die Reformen gut umzusetzen und die Unterrichtsversorgung zu sichern“, sagte Doro Moritz vor Beginn des neuen Schuljahres bei einer Pressekonferenz der GEW.
Die GEW befürchtet, dass es im neuen Schuljahr aufgrund der guten Einstellungsquoten für Lehrer/innen nicht genügend Vertretungslehrkräfte geben wird. „Die Zahl von 5.700 neuen Lehrkräften, die am Montag in den Klassenzimmern starten, ist eine gute Nachricht für die Bewerberinnen und Bewerber und die Schulen. Unser Einsatz gegen die Sparpolitik und für eine ausreichende Grundausstattung der Schulen hat sich gelohnt. Jetzt können allerdings nicht alle Stellen besetzt werden. Wir brauchen mehr feste Stellen für die Lehrerreserve und müssen die jungen Lehrerinnen und Lehrer früher und langfristiger einstellen und binden. Befristete Verträge können wir uns auf Dauer nicht mehr leisten, um die Unterrichtsversorgung zu sichern“, sagte Moritz.
Die GEW erwartet vor allem mehr Investitionen für die Grundschulen. „Wir können uns die Köpfe heiß reden über Schulreformen und Chancengleichheit, wenn wir nicht an den Wurzeln anfangen. Eine bessere Ausstattungen der Schulleitungen mit Leitungsstunden, die Erweiterung der Kontingentstundentafel und eine Erhöhung der Vertretungsreserve sind überfällig“, sagte Moritz.
Sachlicher Landtagswahlkampf
Die GEW-Chefin appellierte an die Parteien, einen sachlichen Landtagswahlkampf zu führen. „Eltern sind eine große Wählergruppe. Sie wollen keine Schlammschlachten, sondern klare Aussagen, wie die notwendigen Reformen in den Schulen in Zukunft umgesetzt und vor allem finanziell abgesichert werden sollen. Es ist schon jetzt absehbar, dass es auch ab 2016 keine Spielräume für Stellenstreichungen geben wird“, sagte Moritz.
Für die GEW steht außer Zweifel, dass alle angestoßenen Reformen notwendig sind. „Die demografische Entwicklung, die Abwahl der Hauptschule durch die Eltern, die Verpflichtung zur Umsetzung der Inklusion und der Anspruch auf gleiche Bildungschancen für alle Kinder und Jugendlichen machen die Veränderungen notwendig. Und grundlegende Veränderungen des Schulsystems nehmen viele Jahre in Anspruch und kosten Geld“, sagte Moritz.
Die GEW-Chefin begrüßt das Unterstützungskonzept für Realschulen und lehnt den weiteren Ausbau von G9-Gymnasien ab. Stattdessen sollten wie 2011 versprochen die G8-Gymnasien besser unterstützt werden.
Flüchtlinge schnell in Kitas und Schulen aufnehmen
Die GEW macht sich auch dafür stark, Flüchtlinge an den Schulen willkommen zu heißen und allen Schulen schnell die notwendige Unterstützung zu geben.
„Die GEW begrüßt die zusätzlichen Lehrerstellen, die im Nachtragshaushalt beschlossen wurden. Diese Stellen werden aber nicht ausreichen. An den Schulen fehlt es auch an geeigneten Unterrichtsmaterialien und Fortbildungsmöglichkeiten. Die Unterstützung von Dolmetschern, Schulsozialarbeitern und Psychologen wird benötigt“, sagte Moritz.
Deutschunterricht mit Flüchtlingskindern erfordert zudem speziell geschulte Lehrkräfte für Deutsch als Fremdsprache (DaF) bzw. Deutsch als Zweit-sprache (DaZ). „Lehrkräfte mit dieser Spezialisierung fehlen, die Mittel für diese Qualifizierung wurden vor einigen Jahren gekürzt“, sagte Moritz. Die GEW setzt sich dafür ein, dass die Ausbildung und Fortbildung in diesem Bereich ausgebaut werden. Die GEW hat eine neue Rekord-Mitgliederzahl erreicht und ist hetzt mit 50.000 Mitgliedern in Baden-Württemberg die größte bildungspolitische Interessenvertretung im Südwesten und organisiert Beschäftigte in Bildungseinrichtungen, darunter Lehrer/innen aller Schularten.