Drei Fragen an ... Sebastian Kölsch
Sebastian Kölsch aus Freiburg ist seit Mai 2023 Vorsitzender des Landeselternbeirats. Roswitha Malewski von der Personengruppe Schulleitungsmitglieder sprach mit ihm über sein neues Amt.
Drei Fragen an Sebsatian Kölsch
Sit Mai 2023 Vorsitzender des Landeselternbeirats
1. Sehr geehrter Herr Kölsch, Sie sind seit Mai 2023 Vorsitzender des Landeselternbeirats. Sind Ihre Erwartungen an die Arbeit des Gremiums erfüllt worden? Was war überraschend anders, als sie es sich vorgestellt hatten?
Ich ging aus den Erfahrungen, die ich als bis dahin Außenstehender mit dem Landeselternbeirat hatte, mit einer klaren Agenda an meine Aufgabe heran. Ich wollte, dass die Arbeit transparenter wird, und dass der LEB besser nach außen, also auch und vor allem an seine Basis, kommuniziert. Überrascht haben mich bei Aufnahme meiner Tätigkeit als Vorsitzender insbesondere zwei Dinge: die Tatsache, dass alle drei Jahre jeder neu zusammengesetzte Landeselternbeirat nahezu bei Null anfangen muss, da außer einem rudimentären Papierarchiv in Stuttgart keinerlei Dokumentation existierte; hier haben wir sofort nachgesteuert, um unserem Nachfolgegremium im Mai 2026 ein sofort arbeitsfähiges Feld zu hinterlassen. Und zweitens, dass der Aufwand als Vorsitzender für eine ehrenamtliche Tätigkeit ohne Aufwandsentschädigung eigentlich nicht leistbar ist, ohne sich beruflich zu reduzieren. Ehrenamt in der Elternarbeit auf diesem Niveau muss man sich offenbar leisten können.
2. Seit Ihrem Amtsantritt ist in der Schulpolitik einiges passiert: u.a. Einführung flächendeckend G9, Abschaffung des Werkrealschulabschlusses, Einführung von Kompass 4, um eine verbindlichere Grundschulempfehlung zu generieren. Wie stehen Sie zu den genannten Veränderungen?
Als Landeselternbeirat beschäftigen wir uns qua schulgesetzlicher Aufgabenstellung natürlich intensiv mit jeder Änderung. In unserem Gremium sind paritätisch alle sechs allgemeinbildenden Schularten und die berufsbildenden Schulen als zwei Schularten, sowie die Schulen freier Träger vertreten. Zusätzlich sind ebenfalls paritätisch alle vier Regierungsbezirke vertreten. Wir sind also ein heterogenes Gremium, dessen Mitglieder manchmal im Interesse ihrer eigenen Schulart unterschiedliche Interesse verfolgen. Trotzdem haben wir es geschafft, uns der Devise „für unsere Kinder“ zu verschreiben. In deren Interesse versuchen alle Mitglieder sich hinter gemeinsamen Positionen zu versammeln und persönliche Präferenzen auch mal über Bord zu schmeißen. Daher kamen beispielsweise klare Positionen pro G9 oder gegen Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung heraus. Dass diese Positionen durch die aktuell komplizierte Koalitionskonstellation nicht in dem Maße gehört werden, wie es unserer Meinung nach notwendig wäre, ist eine der Frustrationen, durch die man sich als LEB-Mitglied nicht demoralisieren lassen sollte.
3. 2026 soll der Rechtsanspruch auf die Ganztagesbetreuung kommen. Wie setzt sich der Landeselternbeirat mit diesem Thema auseinander? Wie ist Ihre Haltung dazu, auch im Zuge von sowohl Lehrer*innenmangel, als auch Erzieher*innenmangel?
Dass der Rechtsanspruch kommt, ist richtig und wichtig. Seit vielen Jahren erleben wir verzweifelte Eltern, die aus dem Rechtsanspruch im Vorschulalter kommen und für die die Einschulung der Kinder in eine Halbtagsschule ohne garantierte Nachmittagsbetreuung oftmals nur mit einer beruflichen Veränderung und finanzielle Einbußen darstellbar ist.
Was mich persönlich dann aber doch erstaunt hat, war die recht phlegmatische Herangehensweise nach Verabschiedung des Gesetzes auf Bundesebene. Hier wurde meiner Ansicht nach wertvolle Zeit verschenkt, bevor man an die gemeinsamen Überlegungen ging, wie man denn die Umsetzung konkret gestalten, finanzieren und vorausschauend planen soll. Nun bleibt nur noch wenig mehr als ein Jahr, bevor es losgeht und mir scheint, als ob noch zu viele Fragen offen seien. Insbesondere, wie wir denn in den verbleibenden Monaten qualifiziertes Personal in benötigtem Umfang herzaubern sollen.
Im Interesse unserer Kinder ist uns ein qualitativ hochwertiges Bildungsangebot wichtiger als eine reine Betreuung ohne verbindliche quantitative und qualitative Vorgabe.
Die Fragen stellte Roswitha Malewski