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Editorial

Die GEW-Landesvorsitzende Monika Stein fordert "Work-Life-Balance" auch für Schulleitungen.

Liebe Schulleiter*innen, liebe Kolleg*innen,


um mit John Lennon zu sprechen: „Leben ist das was passiert, während Du dabei bist andere Pläne zu machen.“ Sie hatten sicherlich andere Pläne für das Frühjahr 2022 als Sie nun umsetzen konnten oder wollten. Wir alle werden bescheiden im Angesicht der aktuellen politischen Lage und des Leids, das anderen Menschen widerfährt. Durch die Geflüchteten aus der Ukraine, aber auch durch Bilder und  Berichte aus dem Kriegsgebiet, spüren wir das näher als in vergangenen Jahren auch hier in Baden-Württemberg. 

Trotz dieser dramatischen Lage ist es wichtig und legitim mit den eigenen Kräften zu haushalten und auf eigene Grenzen zu achten. Wie oft weisen wir andere Menschen darauf hin, dass es niemand dankt, wenn aus Überarbeitung oder Überforderung gar nichts mehr geht. Sie schauen tagtäglich bei Ihren Mitarbeiter*innen und Kolleg*innen im Rahmen Ihrer Fürsorgepflicht, ob diese die Grenze ihrer Belastbarkeit überschritten haben. Wer macht das bei Ihnen? Wenn Sie es nicht selbst tun oder Menschen in Ihrem engsten kollegialen Umfeld haben, die sich das zutrauen oder von Ihnen dazu ermuntert werden, ist es niemand außer Ihnen selbst. Feierabend zu machen oder ins Wochenende zu gehen ist keine leichte Angelegenheit: Es gibt immer noch etwas zu tun, fast immer auch etwas wirklich Dringendes.

Auch wenn derzeit die Mails aus dem KM nicht mehr an Freitag Abenden oder den Wochenenden hereinflattern und bis Montag umgesetzt werden müssen, so ist Ihre to-do-Liste und Ihr Schreibtisch nie leer – und Ihr Kopf vermutlich auch nicht. Sie machen dennoch oder gerade deswegen alles richtig, wenn Sie Work-Life-Balance auch für sich selbst ernst nehmen und versuchen umzusetzen. Durch die Pfingstferien gab es noch einen Zwischenstopp vor den Sommerferien – aber diese Wochen im Frühling und Sommer haben es in sich. Prüfungen, Abschlussveranstaltungen, Grundschulempfehlungen, Planungen fürs neue Schuljahr, Klassen müssen verabschiedet, Deputate verteilt und geplant werden, Mangel an Lehrkräften kompensiert werden und dazu noch der normale Alltag. Das Wetter lockt in die Natur, zur Bewegung oder in den Biergarten, Ihre Familie oder Freund*innen sind in Frühlingslaune, Ihr Schreibtisch spricht eine andere Sprache. Ich wünsche Ihnen, dass Sie für sich genügend Zeiten zum Durchatmen und Auftanken finden können. Sie tragen große Verantwortung – für Ihre Schüler* innen, für Ihre Kolleg*innen, für Ihre gesamte Schule – und auch für sich selbst.

Herzliche Grüße Ihre

Monika Stein