Editorial
Die Wahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg zeigen einmal mehr, dass unsere Demokratie in ernster Gefahr ist. Die GEW-Landesvorsitzende Monika Stein meint: Demokratieerziehung ist ein unerlässlicher Baustein von guter Bildung und ein unerlässlicher Beitrag für eine stabile Demokratie!
Liebe Kolleg*innen,
die Wahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg zeigen einmal mehr, dass unsere Demokratie in ernster Gefahr ist. Demokratieerziehung ist ein unerlässlicher Baustein von guter Bildung. Es wird gerne gefordert, dass Kinder zuerst Grundkompetenzen lernen müssen: Schreiben und Rechnen. Für mich gehören Demokratieerziehung und selbstverständlicher Umgang mit Vielfalt von Anfang an mit dazu. Demokratische und menschenrechtliche Werte und Normen werden in unseren Schulen gelebt, vorgelebt und gelernt. Dass dafür ausreichende Ressourcen zur Verfügung stehen müssen, steht für die GEW außer Frage.
Der Sommer, der hinter uns liegt, hat uns mit Extremwettereignissen eindrucksvoll die Folgen des menschengemachten Klimawandels vor Augen geführt. Schulgebäude und ihre dazugehörigen Freigelände für Starkwetterereignisse, Hitze und Kälte sicher zu gestalten und vor allem die drängenden Sanierungen zu erledigen, ist eine milliardenschwere Herausforderung. Es ist offensichtlich: die kommunale Familie ist mit dieser Aufgabe überfordert. Schon bei der Anhörung der Enquete-Kommission krisenfeste Gesellschaft letztes Jahr im Landtag habe ich darauf hingewiesen: es ist unsere gesamtgesellschaftliche Aufgabe – zeitnah und mit Blick in die Zukunft – unsere Schulen krisensicher zu gestalten. Wir lassen die Landesregierung dabei nicht aus der Pflicht.
In der Landespolitik hat Bildung in den letzten Jahren einen höheren Stellenwert bekommen. Es ist klar: Mitreden bei Bildungsthemen heißt, wichtige Weichenstellungen vorzunehmen. Allerdings rächt sich jetzt, dass die vergangene und diese Legislatur davon geprägt waren, Schulstrukturdebatten auf jeden Fall zu vermeiden und brennende strukturelle Themen auszusitzen. Nun hat bekanntlich eine Unterschriftensammlung und ein Bürgerforum zum Thema G9 dafür gesorgt, dass diese Strategie sich in Luft aufgelöst hat. In der Folge hat sich die Schlagzahl an Neuerungen, die zum Thema Bildung und Schule aus dem Kultusministerium und dem Landtag in den letzten Monaten zu vernehmen waren, enorm erhöht. Allerdings ist klar: Am meisten, am schnellsten, am komplexesten ist nicht immer am besten. Qualität braucht Plan, Ressourcen, Sachverstand aus Praxis und Wissenschaft sowie Zeit und kann nicht durch Quantität ersetzt werden.
Ihnen wünsche ich viel Kraft und gute Nerven für die nicht ausbleibenden Stolpersteine und scheinbar unlösbaren Fragen, vor allem aber wahrnehmbare Glücksmomenten in Ihrem fordernden Alltag.
Herzliche Grüße Ihre