Verglichen mit den anderen Bundesländern belegt Baden-Württemberg nach 2015 erneut den Spitzenplatz beim Personalschlüssel in Krippen (1 Fachkraft: 3 Kindern) und Kitas (1 Fachkraft: 7,3 Kindern). Dies ist das Ergebnis des „Ländermonitors Frühkindliche Bildungssysteme“, der von der Bertelsmann Stiftung Ende Juni 2016 herausgegebenen wurde.
Nachdem Baden-Württemberg lange Zeit Versäumnisse z. B. beim Ausbau von Krippenplätzen bescheinigt wurden, ist diese Entwicklung durchaus positiv zu bewerten. Der im bundesweiten Vergleich gute Personalschlüssel ist auch ein Ergebnis des Engagements der GEW, die in den vergangenen Jahren für strukturelle Verbesserungen in den Kitas eingetreten ist. Den entscheidenden Schub leistete der „Pakt für Familien“, den die grün/rote Landesregierung Ende 2011 mit den kommunalen Landesverbänden schloss und für dessen Finanzierung die Grunderwerbssteuer um 1,5 Prozentpunkte erhöht wurde. Die Mittel für den Ausbau der Kleinkindbetreuung konnten so von 83 Millionen Euro (2010) auf 659 Millionen Euro (2015) versiebenfacht werden. Derzeit trägt das Land unter Einbeziehung der Bundesmittel 68 Prozent der Betriebsausgaben pro Kind in der Krippe und 63 Prozent pro Kind in der Kita, auch das ist ein Spitzenwert im Bundesländervergleich.
Trotz guter Werte muss das Ergebnis der Studie differenziert betrachtet werden. Der Personalschlüssel sagt nichts über die tatsächliche Fachkraft-Kind-Relation aus, da weder die mittelbare pädagogische Arbeitszeit noch die Ausfallzeiten wegen Urlaub, Fortbildung und Krankheit eingerechnet sind. Er beschreibt, so die Bertelsmann-Stiftung, lediglich (als rechnerische Größe) die Relation zwischen den vertraglichen Betreuungszeiten aller Kinder und der gesamten vertraglichen Arbeitszeit des in einer Gruppe tätigen pädagogischen Personals. Kleingedruckt in der Studie ist dann auch zu lesen: „In BW gibt es eine Vielzahl von U3-Gruppen mit einem Personalschlüssel, der ungünstiger ist als 1:3.“
Werden, wie empfohlen, mindestens 25 Prozent der Gesamtarbeitszeit für mittelbare pädagogische Arbeit genutzt, ergibt sich eine Fachkraft-Kind-Relation von 1:4 für Krippengruppen und 1:9,8 für Kita-Gruppen. Wenn man auch Fehltage von rund 8 Prozent, die durch Fortbildung, Urlaub und Krankheit entstehen, abzieht, ergibt sich letztlich eine Fachkraft-Kind-Relation von 1:4,5 in der Krippe bzw. 1:10,9 in der Kita. Da sich diese Fehltage nur bedingt steuern lassen und oft auch freie Stellen nicht sofort nachbesetzt werden können, kann es zeitweilig zu weiteren Verschlechterungen kommen. Dies ist unter anderem ein Grund dafür, dass Fachkräfte die Personalsituation in der Kita anders erleben, als die Studie sie ausweist. Bei steigenden Anforderungen und vielen unbesetzten Stellen fühlen sich Beschäftigte in Kitas in ihrer Situation nicht ernst genommen, wenn Zahlen den Eindruck erwecken, dass sie ausreichend Zeit für die Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern hätten.