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GEW im Gespräch

Erwartungen an Ministerpräsident Winfried Kretschmann

Ende Februar sprachen die GEW-Chefin Monika Stein und der stellvertretende Vorsitzende Michael Hirn mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann über die Bildungspolitik, den Lehrkräfte- und Erzieher*innenmangel und die Folgen des Radikalenerlasses.

Foto: Staatsministerium Baden-Württemberg

In der Bildungspolitik sind sich der Ministerpräsident und die GEW oft einig: Die Schulpolitik ist eine Kernaufgabe des Landes – allerdings auch eine sehr schwierige. In der Amtszeit von Kretschmann hat vor allem die grün-rote Landesregierung wichtige und notwendige Reformen angepackt. Mit der Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung und der Einführung der Gemeinschaftsschule wurde ein wichtiger Schritt gemacht, um die Schullandschaft in der Sekundarstufe zu modernisieren, sie besser an die Bildungserwartungen der Eltern anzupassen und um den Erfolg der Bildung von der sozialen Herkunft zu entkoppeln. Einig war man sich aber auch, dass auf diesem Weg nur erste Schritte gemacht wurden und dass die vielfältigen, teilweise in Konkurrenz zueinanderstehenden Schularten in der Sekundarstufe I kein zufriedenstellender Zustand sind.

Derzeit sind Schulen und die Verwaltung intensiv mit der Bewältigung der Coronapandemie beschäftigt. Kretschmann sagte, danach wolle die Landesregierung die anstehenden Reformen mit großer Kraft angehen. Dazu gehöre auch die Evaluierung der Qualitätsreform mit den beiden Instituten Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) und Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg (IBBW) und Entscheidungen über notwendige Anpassungen.

Die GEW und der Regierungschef stimmten auch überein, dass der Fachkräftemangel sowohl bei den Erzieher*innen als auch bei den Lehrkräften eine schwere Belastung für die Qualität der Arbeit und die Beschäftigten in den Schulen und Kitas sind. Monika Stein und Michael Hirn wünschten sich vom Ministerpräsidenten, dass die Landesregierung kurz-, mittel- und langfristig für mehr qualifizierte Bewerber*innen sorgt und genug Stellen für die Bildung schafft. Der Bildungsbereich verfüge bereits über einen hohen Anteil im Landeshaushalt und mehr vom Gleichen sei nicht immer ein Beitrag zur Lösung der Probleme, gab Kretschmann zu bedenken.

Für die vom Radikalenerlass in den 70er-Jahren betroffenen Kolleg*innen stellte Monika Stein dar, wie die Kolleg*innen in ihrer Lebensplanung beschädigt wurden. Die GEW schlägt vor, dass sich die Landesregierung bei den Kolleg*innen, die zu Unrecht nicht im Schuldienst arbeiten konnten, entschuldigt und prüft, wie sie finanziell entschädigt werden können. Kretschmann sagte zu, diese Frage nach Abschluss einer Studie im Sommer zu prüfen.

Kontakt
Michael Hirn
Stellvertretender Landesvorsitzender und verantwortlicher Redakteur der b&w