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„Es gibt uns. Und es ist gut, dass es uns gibt!“

Nur wenige Pädagogische Assistent/innen arbeiten an Schulen in Baden-Württemberg. Es kommen kaum neue hinzu und diejenigen, die da sind, fühlen sich von der Politik vergessen. Dabei wird ihre Arbeit von Kolleg/innen und Schulleitungen positiv bewertet.

In Baden-Württemberg werden seit 2008 Pädagogische Assistent/innen beschäftigt. Damals wurden sie als zusätzliches Personal an Schulen mit hohem Migrationsanteil geschickt. Doch heute müsste eine Schule, die eine Pädagogische Assistenz neu einstellt, auf eine Lehrkraft verzichten. Das machen die wenigsten Schulen, da Assistent/innen nicht  unterrichten dürfen. So gibt es in Baden-Württemberg mittlerweile nur noch 786 Pädagogische Assistent/innen. Sie wurden größtenteils bis 2010 eingestellt. Damals noch, ohne eine Lehrerstelle zu ersetzen. Dort, wo sie im Einsatz sind, unterstützen und entlasten sie die Lehrkräfte, und die Schule kann zusätzliche Förderangebote anbieten. Sie sind fester Bestandteil des Kollegiums und an ihren Schulen anerkannt. Die kleine Gruppe dieser Beschäftigten wird von der Politik aber kaum wahrgenommen und ihre Forderungen verpuffen häufig. In der GEW engagieren sich unter anderen die Pädagogischen Assistent/innen Ute Niepenberg, Diana Hendess, Kathrin Schmuck und Igor Sekulic. Unterstützt werden sie vom Gewerkschaftssekretär aus Nordbaden, Alfred Uhing, und der Personalrätin Evi Kreichgauer. „Es gibt uns. Und es ist gut, dass es uns gibt!“, sagt  Ute Niepenberg, „Wir arbeiten im Stillen und brauchen mehr politische Aufmerksamkeit“. Deswegen haben sie in ihrem Arbeitskreis ein Positionspapier erarbeitet, in dem sie den Ausbau und die Weiterentwicklung des Berufsfelds fordern. Nun suchen sie nach Politiker/innen und Schulleitungen, die ihre Forderungen unterstützen.

Pädagogische Assistent/innen sind zum größten Teil an Grundschulen tätig, einige wenige sind an Haupt-, Werkreal- und Gemeinschaftsschulen. Sie helfen Lehrer/innen im Unterricht, zum Beispiel indem sie Schüler/innen bei Gruppenarbeiten und Einzelarbeiten zur Seite stehen. Kathrin Schmuck organisiert außerdem die Lese-AG an ihrer Schule, verleiht Bücher und ist für das Lesequiz zuständig, Igor Sekulic übernimmt das soziale Training an seiner Schule und kümmert sich um die Spielekiste. „Mithilfe der Pädagogischen Assistent/innen können Schulen außerdem  differenzierenden Unterricht und individuelle Förderung umzusetzen“, ergänzt Evi Kreichgauer.
Ursprünglich sollten Pädagogischen Assistent/innen ausschließlich auf Weisung der Lehrkräfte handeln, daher wurden bei der Berechnung der Arbeitszeit keine Vor- und Nachbereitungszeiten vorgesehen und die Bezahlung ist niedrig. Doch im Alltag sieht das oft anders aus. Pädagogische Assistent/innen sind engagiert und bereit, anspruchsvollere und eigenverantwortliche Aufgaben zu übernehmen. Auch ihre Schulen können das gut gebrauchen.

Die meisten Pädagogischen Assistent/innen haben eine halbe Stelle. Wie zum Beispiel Kathrin Schmuck, die an einer Grundschule in Mannheim arbeitet. Die Schulferien muss sie mit einem höheren Stundenumfang reinarbeiten. Das heißt, sie arbeitet anstelle von 19,75 Stunden pro Woche, die in ihrem Vertrag stehen, 23,85 Stunden. „Besser wäre, wenn wir unsere Arbeitszeit aufstocken und außerhalb der Ferien bis zu 39,5 Wochenstunden arbeiten könnten“, sagt sie, „vor allem wegen des Geldes. Das ergäbe – dann unter Berücksichtigung der Ferienzeiten – eine 80 Prozent-Stelle“. Denn bei einer halben Stelle in der Entgeltgruppe 8 des TV-L bleibt nicht viel übrig. Außerdem kommen immer wieder Konferenzen, Veranstaltungen und Ausflüge hinzu, die im Stundenumfang nur bei wenigen vorgesehen sind und Überstunden produzieren.

2012 hat das Kultusministerium die Arbeit der Pädagogischen Assistent/innen evaluieren lassen. Die Ergebnisse waren positiv. Daraufhin wurden die meisten Verträge entfristet, aber ein Konzept für die Zukunft gibt es nicht. „Die Schulen brauchen mehr Personal und mehr Unterstützung. Die Evaluation und die Erfahrungen an den Schulen zeigen, dass die Pädagogischen Assistent/innen genau das leisten können. Es wäre also sinnvoll, die Pädagogischen Assistent/innen mit mehr Zeit auszustatten und mehr von ihnen einzustellen“, argumentiert Alfred Uhing. „Natürlich nicht auf Kosten der Lehrerstellen“, fügt Diana Hendess hinzu. Sie möchten nicht in Konkurrenz zu den Lehrkräften treten.