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Streiks am Equal Pay Day

Frauen haben mehr verdient

In Stuttgart haben rund 4.000 Beschäftigte für mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen gestreikt. Die GEW hat anlässlich des Frauentags am 8. März einen bundesweiten Kita-Streik ausgerufen – und fordert mehr Wertschätzung für Erzieher*innen.

An den Warnstreiks im öffentlichen Dienst der Kommunen in Baden-Württemberg haben heute etwa 4.000 Beschäftigte teilgenommen. An den Streiks waren Beschäftigte aus allen Bereichen des kommunalen Dienstes dabei, darunter sehr viele Erzieher*innen und Sozialarbeiter*innen. In der nächsten Woche werden die Streiks fortgesetzt.

„Unsere Erzieher*innen und Sozialarbeiter*innen haben mehr Wertschätzung verdient. Zum Streiktag der Frauenberufe im öffentlichen Dienst heute am Equal Pay Day fordern wir echte Wertschätzung der Beschäftigten: mehr Geld, mehr Zeit und mehr Mitbestimmung!“, sagte Farina Semler, stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, beim Streik in Stuttgart.

In der Tarifrunde für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes beim Bund und den Kommunen fordern die Gewerkschaften acht Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 350 Euro monatlich und höhere Zuschläge für besonders belastende Tätigkeiten. Die Ausbildungsvergütung und Praktikantenentgelte sollen um 200 Euro monatlich steigen. Außerdem werden drei zusätzliche freie Tage pro Jahr und ein weiterer zusätzlicher freier Tag für Gewerkschaftsmitglieder gefordert sowie ein „Meine-Zeit-Konto“, in dem die Beschäftigten Entgelterhöhungen und Zuschläge ansparen können, um sie zur Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit oder für zusätzliche freie Tage beziehungsweise längere Freistellungsphasen zu nutzen. Ein weiteres Ziel ist die Wiederaktivierung der Altersteilzeit.

Nach den ergebnislosen ersten beiden Verhandlungsrunden sind die nächsten Verhandlungen für den 14. bis 16. März 2025 terminiert. Die Verhandlungen finden in Potsdam statt. ver.di leitet dort die Verhandlungen für die Gewerkschaften des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).

Tarifrunde betrifft Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsdienst

Die Gewerkschaften verhandeln bundesweit für rund 2,5 Millionen Beschäftigte. Angeführt werden sie dabei von ver.di. Im Organisationsbereich der GEW wird für Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsdienst verhandelt, beispielsweise für Erzieher*innen sowie Sozialarbeiter*innen.

In Baden-Württemberg arbeiten mehr als 236.000 Tarifbeschäftigte bei den Kommunen. Darunter sind viele pädagogische Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen, in der Schulkindbetreuung, der Sozialarbeit und der Behindertenhilfe. Alleine in der frühkindlichen Bildung arbeiten rund 45.000 Beschäftigte direkt in kommunalen Einrichtungen.

Die Tarifrunde reicht weit über die Kommunen hinaus. Sie betrifft auch viele Beschäftigte bei den freien und kirchlichen Trägern. Sie haben in Baden-Württemberg eine große Bedeutung, weil sie den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) direkt anwenden oder sich ihre Gehälter und Arbeitsbedingungen zumindest indirekt am TVöD orientieren. So arbeiten allein in den Kitas von kirchlichen und freien Trägern knapp 60.000 Beschäftigte. Darüber hinaus sind direkt oder indirekt in Baden-Württemberg weitere 32.000 Beschäftigte in sozialen Diensten und Einrichtungen von den Verhandlungen betroffen.

Bedarf an Erzieher*innen steigt weiter

Es geht in der Tarifrunde um einen Ausgleich zur Bewältigung der Inflation, aber auch darum, den öffentlichen Dienst zu einem attraktiven Arbeitgeber zu machen und mit einem guten Gehaltsabschluss einen Beitrag gegen den Fachkräftemangel zu leisten. Laut einer Prognose des Paritätischen Gesamtverbands fehlen derzeit bundesweit 125.000 Erzieher*innen, in Baden-Württemberg aktuell mindestens 18.000, mit steigender Tendenz.

Die aktuellen Ausbildungszahlen reichen nur, um den aktuellen Ersatzbedarf zu decken, aber nicht, um das zusätzliche Personal für den dringend notwendigen weiteren Ausbau des Kita-Angebots zu gewinnen. Problematisch zu bewerten, sind die Ergebnisse der Bertelsmann-Studie von 2024, nach der bundesweit der Anteil an Fachkräften in den Kitas sinkt. In Baden-Württemberg erreicht nur noch etwa jede vierte Kita (26 Prozent) diese hohe Quote von 82 Prozent, bei der mehr als acht von zehn pädagogisch Tätigen über mindestens einen einschlägigen Fachschulabschluss verfügen und die zentraler Faktor für kindgerechte frühkindliche Bildung ist. 2017 traf das noch auf 39 Prozent der Kita-Teams zu.

Kontakt
Matthias Schneider
Landesgeschäftsführer, Pressesprecher
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Kontakt
Martin Schommer
Referent für Tarif-, Beamten- und Sozialpolitik
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