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Für alle ein Gewinn

Seit 2006 läuft die Schulverwaltungsassistenz als Modell. Das Bildungszentrum Weissacher Tal setzt eines von 8 Pilotversuchen seit Jahren um. Schulleitung, Träger und Schulverwaltungsassistentin Cornelia Wöhrle sind absolut zufrieden. Eine Erfolgsgeschichte.

von links: Reinhold Sczuka (vertrtitt den Schulträger), Cornelia Wöhrle (Schulverwaltungsassistentin) und Ralf Bachmeier (Schulleiter) Foto: Andrea Toll

Kann es sein, dass es einfach nur gut läuft? Keine Kritikpunkte? Kein Ja-aber? Am Bildungszentrum Weissacher Tal (Bize) ist die b&w bei der Recherche zur Umsetzung einer Schulverwaltungsassistenz auf so einen Fall gestoßen. 2016 übernahm Cornelia Wöhrle dieses Amt. Sie zog dafür aus dem Kreis Göppingen, wo sie als Kämmerin gearbeitet hat, ins Remstal. „Es war der beste Schritt in meinem Leben“, formuliert es die 54-Jährige. Wie es scheint, hat Wöhrle einen Volltreffer gelandet: abwechslungsreiche Aufgaben, konstruktive Zusammenarbeit mit den drei Schulleitern und dem Träger, eine Schule im Topzustand mit Lage im Grünen.

Wir wollen uns das Bildungszentrum mit Gemeinschaftsschule, Gymnasium und Realschule genauer anschauen und treffen uns mit Cornelia Wöhrle, Ralf Bachmeier und Reinhold Sczuka. Bachmeier leitet die Gemeinschaftsschule seit 2013. Sczuka ist Vorsitzender des Zweckverbands „Bildungszentrum Weissacher Tal“, der Schulträger ist und sich aus den Gemeinden Althütte, Allmersbach im Tal, Auenwald und Weissach zusammensetzt. 95 Prozent der rund 1.200 Schüler*innen kommen aus den vier Gemeinden. „Das zeigt uns, dass das Bize einen sehr guten Ruf hat. Hier läuft es rund“, betont Sczuka, der nicht nur Vorsitzender des Zweckverbands, sondern seit 1993 auch Bürgermeister von Althütte ist.

Das liegt auch daran, dass die drei Schulleiter Zeit haben, sich um ihre originären Aufgaben wie die Schulentwicklung zu kümmern. Zu tun gibt es genug und die Schulleiter haben die Kapazität, sich darum zu kümmern, was zum großen Teil auch an der Schulverwaltungsassistentin liegt. „Frau Wöhrle entlastet uns sehr und es ist eine riesige Erleichterung, dass sie die Administration verantwortet. Als unsere Schnittstelle zum Träger übernimmt sie die Verhandlungen mit ihm und noch viele andere Aufgaben. Für uns ist Frau Wöhrle Beraterin, Verwalterin und Problemlöserin“, erklärt Bachmeier und er klingt sehr zufrieden.

Da Wöhrle ihr Büro im Schulzentrum hat, sind die Wege kurz – in doppelter Hinsicht. Haben Bachmeier oder seine Kollegen eine Projektidee, brauchen sie nur 20 Meter weit zu gehen, um sich mit Wöhrle zu besprechen. Sie müssen damit nicht bis zur nächsten Zweckverbandssitzung warten, um dort vorzusprechen. Wöhrle kann gleich ihre Einschätzung geben, was funktioniert und was nicht. „Durch meine Erfahrungen als Kämmerin weiß ich, wie Projekte angestoßen werden, was der Träger wissen möchte und wo ich Fördermittel beantragen kann“, gibt Wöhrle zu verstehen.

Grünes Klassenzimmer für den Außenbereich

Bestes Beispiel ist das grüne Klassenzimmer, das in nur eineinhalb Jahren auf die Beine gestellt und in diesem Frühjahr eingeweiht wurde. Bachmeier und seine Kolleg*innen entwickelten das pädagogische Konzept. Als Naturparkschule hat das Bize einen umweltpädagogischen Schwerpunkt und kooperiert mit dem Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald. Um die Schüler*innen für Umwelt und Natur zu sensibilisieren, soll es im grünen Klassenzimmer kontinuierliche Angebote geben. Gerade finden dort Bienen, Naturpark und Draußen-sein-AGs statt. Auch über Tierhaltung, zum Beispiel mit Hühnern, denkt Bachmeier nach. Im grünen Klassenzimmer wäre genug Platz dafür.

Wöhrles Part war, Kontakt zu den Architekt*innen und Planer*innen aufzunehmen, die Baugenehmigung einzuholen, sämtliche Abläufe zu koordinieren und Zuschüsse zu beantragten. Alles in allem kostete das Holzhaus, das auf dem weitläufigen Gelände der Schule steht, 150.000 Euro. 30.000 Euro Spendengelder konnten mit einfließen. „Ich hätte gar nicht gewusst, wie man das macht, und bin froh, eine Expertin an der Seite zu haben, die sich in allen Finanzfragen gut auskennt“, erklärt Bachmeier offen. Und was sagt Wöhrle dazu? „Dass alles so gut geklappt hat, macht mich stolz.“ Ihrem Pragmatismus ist es auch zu verdanken, dass während der Sommerferien oder an Wochenenden die offene Jugendwerkstatt im Lutz-Gürtler-Pavillon stattfinden kann, bei der Senior*innen Schüler*innen des Bize vermitteln, wie sie richtig mit Werkzeug umgehen. Da in dieser Zeit der Großputz in der Schule ungestört stattfinden soll, sorgte Wöhrle für externe sanitäre Einrichtungen, die die Teilnehmer*innen der Jugendwerkstatt nutzen können.

Viel Verantwortung und lange Aufgabenliste

Das ist aber bei weitem noch nicht alles, was in ihrem Verantwortungsbereich liegt. Zusätzlich ist die quirlige Schulverwaltungsassistentin für die Haushaltsplanung und die Jahresabrechnungen zuständig. Zudem erstellt sie Statistiken, rechnet Versicherungsfälle ab und ist verantwortlich für die Buchführung. Braucht die Schule Personal, zum Beispiel Reinigungskräfte oder Schulsozialarbeiter*innen, läuft das – von der Stellenausschreibung über das Bewerbungsverfahren bis hin zur Einstellung – ebenfalls über Wöhrles Schreibtisch. Muss etwas repariert oder angeschafft werden, ist Wöhrle auch dafür zuständig, ebenso für Vertretungen, wenn eine Reinigungskraft krank ist oder Urlaub hat. Und gerade hat sie dafür gesorgt, dass der Landschaftsplaner den Bauzaun auf dem Schulhof versetzt. „Das läuft hier wirklich alles super. Die Schule ist sauber und gepflegt, und das Angebot neben dem Schulbetrieb ist mit Mensa und Bibliothek sehr gut. Die Schüler*innen sind zufrieden, was uns als Träger sehr wichtig ist“, hebt Sczuka hervor.

Die Schulgebäude und das Gelände sind nicht nur gut in Schuss, sondern auch technisch auf dem neuesten Stand, was Sczuka ebenfalls ein Anliegen ist. „Der Zweckverband schaut danach, dass alles auf dem Laufenden ist. Das Bize verfügt über ein Blockheizkraftwerk, LED-Beleuchtung und seit Corona über moderne Belüftungsanlagen injedem Klassenzimmer.“ Dass die Schule dafür Zuschüsse bekommen hat, geht ebenfalls auf Wöhrles Konto.

Spontan, offen und geduldig

Bei dem großen Verantwortungsbereich liegt die Frage nahe, ob ihr die Arbeit manchmal zu viel und die Belastung zu hoch ist. „Meine Arbeitstage sind zwar lang, aber das belastet mich selten, denn das Umfeld ist sehr angenehm und die Zusammenarbeit funktioniert gut“, versichert Wöhrle. Was sie zurzeit umtreibe, sei das neue Haushaltsrecht. Auch die Corona-Zeit sei hart für sie gewesen, da sie vieles allein und eigenverantwortlich habe entscheiden müssen. „Da habe ich auch mal kurzentschlossen Tests für 30.000 Euro gekauft, da wir sie dringend brauchten. Sonst hätten wir den Schulbetrieb nicht aufrechterhalten können“, berichtet Wöhrle. Ihre Spontanität kommt ihr in ihrem Job zugute genauso wie ihre Offenheit und Geduld. „Manchmal ist es schwierig, zwischen Pädagogen und Verwaltung zu vermitteln. Da braucht man auch mal ein dickes Fell“, gibt Wöhrle zu und lacht.

Das ist wirklich der einzige Punkt, wo es manchmal zu knirschen scheint. Von Bachmeier und Sczuka kommt kein einziges kritischen Wort. „Wenn Sie mich fragen, welche Kritikpunkte ich habe: absolut keine“, sagt der Schulleiter mit Nachdruck. Vielmehr setzen sich alle Parteien dafür ein, dass die Stelle auch weiterhin vom Land bezuschusst wird. Da es sich um einen Modellversuch handelt, muss die Schule jedes Jahr erneut einen Antrag dafür stellen und zusätzlich eine Stellungnahme formulieren – seit 2006! Wöhrles Vorgänger und Vorgängerin waren wie Wöhrle eine große Entlastung für die Schulleitung.

Digitalisierung steht an

Auch wenn die Schule und Wöhrle viel auf den Weg gebracht haben: neue Projekte stehen immer an. Zurzeit ist das Thema Digitalisierung besonders dringend. Im ganzen Schulgebäude soll das WLAN ausgebaut werden, da bei der Anzahl der Schüler*innen die Access Points nicht ausreichen. Bachmeier möchte außerdem sämtliche Beamer ersetzen und stattdessen Displays installieren, die über Tablets bedient werden. Wie es sich im gemeinsamen Arbeitsalltag bewährt hat, entwickeln die Schulleiter zuerst ein Konzept, dann stellen sie es Wöhrle vor – und sie sagt, was sie für machbar hält und was nicht. Meistens finden sie einen Weg.

Andrea Toll, Journalistin und Texterin