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Grundschulen in Baden-Württemberg auf dem Abstellgleis

GEW-Delegation steht mit gepackten Koffern vor dem Landtag

In einer symbolischen Aktion protestieren Grundschullehrkräfte für eine gerechtere Bezahlung. Demnächst würden fast alle Nachbarländer Baden-Württembergs deutlich mehr für Grundschullehrkräfte zahlen, sagt GEW-Landesvorsitzende Monika Stein.

Die Bildungsgewerkschaft GEW erwartet von der Landesregierung einen klaren Plan für eine bessere Bezahlung der gut 30.000 Grund- und Haupt-/Werkrealschullehrkräfte.

„Demnächst zahlen fast alle Nachbarländer Baden-Württembergs zurecht deutlich mehr für Grundschullehrkräfte. Warum soll eine Grundschullehrerin in Ulm unterrichten, wenn sie dafür in Neu-Ulm bis zu 500 Euro pro Monat mehr bekommt? Dass erfahrene Haupt-/Werkrealschul-Lehrer*innen für die gleiche Arbeit weniger Geld bekommen als neu eingestellte Kolleg*innen, ist völlig absurd. Die Grünen haben seit Jahren Wahlkampf mit dem Slogan ‚Auf den Anfang kommt es an‘ gemacht. Ausgerechnet in dem Bundesland, das die einzige grüne Kultusministerin in Deutschland stellt, wird eine gerechte Bezahlung verweigert“, sagte Monika Stein, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, in Stuttgart.

In einer symbolischen Aktion stehen heute etwa 30 Grundschullehrkräfte mit gepackten Koffern in Sichtweite des Landtags und protestieren für eine gerechtere Bezahlung. In einem Konzept für bessere Grundschulen setzen sie sich auch für weitere Verbesserungen wie kleinere Klassen und mehr Zeit für individuelle Förderung ein. Diese Vorschläge werden um 12:30 Uhr im Landtag an Kultusministerin Theresa Schopper von Monika Stein und einer GEW-Delegation übergeben. Bildungspolitische Sprecher*innen aus dem Landtag werden zur GEW-Aktion kommen.

Baden-Württemberg zählt zu den drei Bundesländern, die bisher den Grundschullehrkräften und einem Teil der Haupt-/Werkrealschul-Lehrer*innen eine Bezahlung nach der Gehaltsgruppe A13/E13 verweigern. In allen anderen Schulformen erhalten Lehrkräfte nach Studium und Referendariat diese Eingruppierung, neu eingestellte Lehrkräfte in Haupt-/Werkrealschulen auch.

„Haben Berlin, Bayern, NRW oder Hessen verborgene Schätze oder liegt es wirklich nur an der grün-schwarzen Landesregierung, die nicht bereit ist, wie ihre Parteikolleg*innen in anderen Ländern die wertvolle Arbeit der Grundschullehrer*innen und Haupt-/Werkrealschullehrkräfte immer ausreichend anzuerkennen? Der Grundstein für gute Bildung wird bei den Kleinsten gelegt. Nicht zuletzt mit der Inklusion und der Integration der geflüchteten Kinder sind die Anforderungen an die pädagogische Arbeit gerade an den Grundschulen kontinuierlich angestiegen. Eltern werden sich auf weiter zunehmenden Unterrichtsausfall einstellen müssen, denn Lehrkräfte werden nach Bayern und Hessen wechseln, wenn sie dort für die gleiche Arbeit besser bezahlt werden“, sagte Ricarda Kaiser, stellvertretende GEW-Landesvorsitzende und Grundschullehrerin gegenüber der Ministerin.

GEW kündigt weitere Proteste an

Die GEW erwartet von der Landesregierung mindestens einen Stufenplan für den Aufstieg aller Grund- und Haupt-/Werkrealschulehrkräfte von der Besoldungsgruppe A 12 in A 13. „Unsere Mitglieder werden immer ungeduldiger, denn niemand in den Schulen versteht, warum die Arbeit an einer Grundschule in Stuttgart weniger wert sein soll als in Berlin, Frankfurt oder München. Wenn sich die Landesregierung nicht bewegt, werden die Landtagsabgeordneten in den nächsten drei Jahren bis zur Landtagswahl viele Besuche von Pädagog*innen bekommen“, sagte Stein, die bis vor drei Jahren in einer Werkrealschule unterrichtete. Die GEW kündigte an, auch Eltern zu Protesten gegen die Sparpolitik der Landesregierung aufzurufen.

Verbeamtete Grundschullehrer*innen werden nach A 12 besoldet. Als Angestellte sind sie in der Entgeltgruppe (E) 11 des Tarifvertrages der Länder (TV-L) eingruppiert. Im Schnitt verdienen diese Pädagog*innen rund 400 bis 500 Euro im Monat weniger als die Lehrkräfte mit A 13 beziehungsweise E 13. Mit 381.971 Schüler*innen sind die 2.441 Grundschulen (Schuljahr 2021/2022) die größte Schulart in Baden-Württemberg. An den Grund- und Hauptschulen unterrichteten im letzten Schuljahr 31.519 Personen.

Grundschullehrerin ist ein Frauenberuf. Die GEW bezeichnet die schlechtere Besoldung auch als strukturelle Diskriminierung von Frauen. Bundesweit herrscht ein großer Mangel an Grundschullehrkräften. „Die Landesregierung belässt das Primarstufenlehramt bewusst bei acht Semestern, um Geld auf Kosten der Grundschullehrkräfte zu sparen. Warum kann das ein Land wie Baden-Württemberg nicht wie 13 andere Bundesländer A13 bezahlen? So bleiben wir nicht konkurrenzfähig im Wettbewerb um gute Lehrkräfte“, sagte Stein.

Bei der Aktion heute bringt die GEW-Delegation Koffer mit und wird auf Warnwesten weitere Vorschläge für die Verbesserung der Arbeits- und Lernbedingungen machen. Dazu gehören:

  • Grundschulen stärken! A13 / E13 auch für Grundschullehrkräfte!
  • Arbeitsbelastung verringern!
  • Kleinere Lerngruppen!
  • Zeit für individuelle Förderung – Stunden für Differenzierung!
  • Mehr Ressourcen für pädagogisch wertvollen Ganztag!
  • Geeignete Maßnahmen zur Lehrkräftegewinnung!
  • Mehr Studienplätze für das Grundschullehramt!
  • Qualifizierungsprogramme für den Quereinstieg!
Kontakt
Matthias Schneider
Landesgeschäftsführer, Pressesprecher
Telefon:  0711 21030-14
Mobil:  0160 4458395
Kontakt
Ricarda Kaiser
Stellvertretende Landesvorsitzende