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Vielfalt

GEW setzt sich unermüdlich für sichere und diskriminierungsfreie Schulen ein

Zurzeit kursieren im Netz falsche Nachrichten über eine GEW-Broschüre. Die GEW fordert darin keine Elektroschockbehandlung für Heterosexuelle. Im Gegenteil: Sie bietet Anregungen zur Diskussion über die Gleichberechtigung aller Lebensformen.

Christopher Street Day 2019 in Stuttgart
Christopher Street Day 2019 in Stuttgart

Die Aufklärungsarbeit der GEW ist antidemokratischen und LSBT*I*Q-feindlichen Kräften leider weiterhin ein Dorn im Auge. Das zeigen zahlreiche Anrufe und E-Mails, die seit dem vergangenen Wochenende bei der GEW Baden-Württemberg eingingen. Offenbar haben die Menschen, die uns kontaktieren, einen Blog-Artikel auf Facebook und Telegram gesehen, wonach ein von uns publiziertes Unterrichtsmaterial für Lehrende angeblich Elektroschocks gegen Heterosexualität empfehle.

Die Agentur AFP hat die Behauptungen im Internetblog „Report24“ einem Faktencheck unterzogen. Die Seite hat nach AFP-Recherche bereits mehrfach Falschbehauptungen geteilt und gilt deshalb als irreführend. Der Blogeintrag und der Chat dazu sowie die Angriffe auf die GEW sind offenbar im Zusammenhang mit der Debatte um die ungarische Gesetzgebung zur Einschränkung von Aufklärung zum Thema Homosexualität zu sehen.

Die GEW Baden-Württemberg veröffentlicht bereits seit etwa 25 Jahren Unterrichtsmaterialien zum Thema LSBT*I*Q-Lebensweisen in Schulen. Die Materialsammlung, die letztmals Ende 2017 unter dem Titel „Lesbisch, schwul, trans, hetero ... Lebensweisen als Thema für die Schule“ (PDF) neu überarbeitet wurde, gibt es zum Download oder als gedruckte Broschüre. Sie enthält Sachinformationen, Materialien zum Thema LSBT*I*Q und gibt Anregungen zur Diskussion über die Gleichberechtigung aller Lebensformen.

Der „heterosexuelle Fragebogen“, auf den sich die Angriffe beziehen, stellt Fragen an Heterosexuelle, die sich sonst Homosexuelle gefallen lassen müssen. Er soll aufdecken, mit welchen Vorurteilen Homosexuelle konfrontiert sind. Durch die didaktische Verfremdung wird dies überspitzt und provozierend dargestellt. In der Broschüre finden sich auch Hinweise, wie der Fragebogen ab Klasse 7 im Rahmen einer Unterrichtsreihe eingesetzt werden kann. Sie ist kein Heft für Schüler*innen, sondern eine Handreichung für Lehrkräfte.

Die Broschüre behandelt das Thema und die Problematik unterschiedlicher Lebensweisen sachlich und ohne falsche Untertöne und ist angesichts der aktuellen Debatten eine wichtige Arbeitshilfe für Lehrer*innen und ein wichtiger Beitrag dazu, die Schüler*innen zur Benutzung des eigenen Verstandes zu befähigen.

Aufgrund der nach wie vor übersichtlichen Materiallage zu diesem Themenbereich wird sie weiterhin bundesweit und immer wieder angefragt. Der GEW Hauptvorstand und die GEW Baden-Württemberg stehen gleichzeitig im fachlichen Austausch mit Schulbuchverlagen und den Kultusministerien der Bundesländern, wie die Materiallage zu dieser Thematik verbessert werden kann. Die GEW stellt also mithin anerkannte Fachleute auf dem Gebiet.

„Dass die GEW Baden-Württemberg erneut – wie schon 2014 und 2015 im Zuge der Debatte um die Bildungsplanreform – zur Zielscheibe für Menschen mit LSBT*I*Q-feindlichen Haltungen wird, hat uns zum aktuellen Zeitpunkt überrascht. Vor dem Hintergrund unserer Erfahrungen hatten wir andererseits jederzeit erwartet, wieder Zielscheibe für eine Hass- und Hetzpropaganda zu werden, sobald Debatten an Fahrt aufnehmen, die die Menschenrechte von LSBT*I*Q-Menschen einschränken sollen“, kommentiert GEW-Landesgeschäftsführer Matthias Schneider das momentane Geschehen.

Im Zuge der Bildungsplanreform 2016 wurden mit Unterstützung der GEW für die allgemeinbildenden Schulen Leitperspektiven entwickelt, die im Unterricht zu verankern sind. Dabei geht es um übergreifende, teils soziale Kompetenzen, die ebenfalls ein Lernziel sind. Als Leitperspektiven wurden benannt:

  • Bildung für nachhaltige Entwicklung,
  • Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt,
  • Prävention und Gesundheitsförderung,
  • Berufliche Orientierung,
  • Medienbildung und
  • Verbraucherbildung.

In allen diesen Bereichen bringt sich die GEW mit ihrem Fachwissen für die Konkretisierung der Leitperspektiven in der schulischen Praxis ein. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei immer wieder auch der Leitperspektive Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt und hier insbesondere den Themen sexuelle und geschlechtliche Identität. Vor den Themen schrecken leider nach wie vor viele andere Organisationen und Verantwortliche zurück, obwohl gleichzeitig geschlechtliche und sexuelle Identität gerade für Heranwachsende ein zentrales Thema ist. Die positive Auseinandersetzung damit ist wichtig für eine gesunde psychosoziale Entwicklung, die unter anderem den Grundstein für Resilienz und Lernerfolg bildet.

Bereits 2015 hat die GEW Baden-Württemberg einen vielbeachteten Fachtag unter dem Titel „Anders sein ohne Angst“ veranstaltet. Zuletzt haben wir im März 2020 als Expert*innen an einem Fachgespräch der Landtagsfraktion der Grünen in Baden-Württemberg mitgewirkt.

Darunter fallen schwule, lesbische, queere, bi-, trans- und intersexuelle Personen und (das soll das Sternchen symbolisieren) solche, die sich keiner dieser Identitäten eindeutig zuordnen möchten.

Kontakt
Manuela Reichle
Referentin für Hochschule und Forschung; für Frauen-, Geschlechter- und Gleichstellungspolitik; gewerkschaftliche Bildung
Telefon:  0711 21030-24