Glosse: Annuntio vobis gaudium magnum; habemus Kultusminischter!
Frank Orthen überlegt, was die Politik von der Papstwahl lernen könnte.
Annuntio vobis gaudium magnum; habemus Kultusminischter!
Wer kann sich nicht an ähnliche Worte erinnern, die vor ein paar Wochen die Wahl von Papst Leo XIV. verkündeten. Vier Wahlgänge und zwei Tage hatte es gedauert, bis das Konklave entschieden hatte.
Zwei Wahlgänge an einem Tag brauchte es für die Wahl des neuen Bundeskanzlers Friedrich Merz. Hört sich zwar weniger an und ist rein objektiv auch nur die Hälfte der Wahlgänge; gleichwohl war es die Wahl zum Bundeskanzler mit den meisten Wahlgängen in der Geschichte der Bundesrepublik.
Ich frage mich, wie denn die Qualifikation für das jeweilige Amt aussieht. Bei der Papstwahl ist es einfach: Leo XIV. ist studierter Theologe, katholischer Priester, Kardinal. Bei Politiker*innen fällt mir ad hoc der ehemalige Gesundheitsminister Karl Lauterbach ein, der als Arzt und Gesundheitsökonom für seinen Posten sicher qualifiziert war. Friedrich Merz hingegen besitzt eine Pilotenlizenz und fliegt als Bundeskanzler nun in der Weltgeschichte herum. Andreas Scheuer wiederum war Bundesverkehrsminister und hat bei der Autobahnmaut immerhin so ziemlich alles verkehrt gemacht.
Das Kultusressort nun könnte nach der Landtagswahl 2026 neu besetzt werden. Grund genug, die Qualifikation und die Studiengänge der bisherigen Amtsinhaber*innen zu recherchieren. Das bringt ein durchaus buntes Bild zum Vorschein: Anglistik, Erziehungswissenschaften, Germanistik (zweimal), Kriminologie, Kunstgeschichte, Lehramt (dreimal), Linguistik, Philosophie (zweimal), Politikwissenschaft, Präsidentschaft des VfB Stuttgart, Psychologie, Rechtswissenschaften (dreimal), Romanistik, Soziologie, Theologie (dreimal), Verwaltungswesen.
Da nun wahrlich nicht alle bisherigen Kultusminister*innen das Bildungswesen vorangebracht haben, schlage ich ein neues und doch bewährtes Auswahlverfahren vor: Das Konklave. Künftig mögen Anglisten, Erziehungswissenschaftler, Germanisten, Kriminologen, Präsidenten des VfB Stuttgart, Lehrer, Juristen usw. – allesamt männlich und unter achtzig – so lange in einen Raum eingesperrt werden, bis sie sich mit Zweidrittelmehrheit auf einen Kultusminister geeinigt haben, der alle Probleme lösen wird.
Moment, konnten denn alle Päpste alle Erwartungen erfüllen? Vielleicht ist das Ganze dann doch keine so gute Idee. Verflixt. Die Päpstinnen jedenfalls haben nicht enttäuscht.