IQB-Bildungstrend
Grundschulen jetzt stärken
Die Kultusministerkonferenz hat ein Gutachten zu den alarmierenden Ergebnissen des IQB-Bildungstrends vorgestellt – und Empfehlungen für die Grundschulen formuliert. GEW-Landesvorsitzende Monika Stein sieht sich in ihren Forderungen bestätigt.
Die Bildungsgewerkschaft GEW sieht die Verantwortung für die schlechten Ergebnisse Baden-Württembergs im IQB-Bildungstrend bei der Landesregierung – und nimmt vor allem die Grünen in die Pflicht.
„Die Grünen sind 2011 in der Landesregierung mit der Überschrift angetreten ‚Auf den Anfang kommt es an‘. Nach elf Jahren in der Regierung liegt Baden-Württemberg bei den Grundschulen im Schüler*innen-Lehrkräfte-Verhältnis bundesweit auf dem letzten Platz, nach elf Jahren grüner Bildungspolitik in Regierungsverantwortung sind die Grundschulen die einzige Schulart im Land, die keine einzige zusätzliche Stunde für individuelle Förderung erhält, und der Lehrkräftemangel ist in der Grundschule und der Sonderpädagogik am größten. Die Landesregierung und die Landtagsabgeordneten haben es in der Hand, bei der zweiten Lesung des Landeshaushalts am 15., 16. und 17. Dezember die jahrelange Vernachlässigung der Grundschulen zu beenden. Dafür reichen die geplanten 500 Stellen für alle Schulen bei weiterem nicht aus“, sagte Monika Stein, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, in Stuttgart.
Im Oktober 2022 wurde der dritte IQB-Bildungstrend veröffentlicht. Getestet wurden die Kompetenzen der Viertklässler*innen in Deutsch und Mathematik. Für Baden-Württemberg war der Bericht im Vergleich zu den anderen Bundesländern keine gute Nachricht. Zu viele Grundschüler*innen können schlecht lesen, schreiben und rechnen.
Heute hat die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (KMK) gemeinsam mit der KMK ein Gutachten vorgestellt, das unter anderem die Konzentration auf basale Kompetenzen in der Grundschule sowie strukturelle und organisatorische Veränderungen empfiehlt. Die GEW sieht sich in ihren Forderungen bestätigt, die Grundschulen im Land zu stärken. GEW-Landesvorsitzende Monika Stein mahnt vor allem eine zusätzliche Förderung von Schulen an, die viele Schüler*innen aus sozial benachteiligten Familien haben.
„Bisher will die Landesregierung nur kleine Brötchen backen. Angesichts der alarmierenden Befunde wie zuletzt in der IQB-Studie muss mehr getan werden, um Kinder und Jugendliche zu fördern und Baden-Württembergs Nachwuchs fit für die Zukunft zu machen. Die im Oktober vorgestellte Lehrkräftebedarfsprognose für Baden-Württemberg hat einen Bedarf von zusätzlichen 1.900 Stellen für die so genannte sozialindexbasierte Ressourcenzuteilung errechnet. Wir erwarten von der Landesregierung einen Stufenplan, um dieses im grün-schwarzen Koalitionsvertrag vereinbarte Ziel zu erreichen“, so Stein.
Die schlechte Schüler*innen-Lehrkräfterelation an den etwa 2.400 Grundschulen im Südwesten bedeutet zum Beispiel, dass in Hamburg im Durchschnitt von einer Pädagog*in 13 Kinder unterrichtet werden, in Baden-Württemberg muss eine Grundschullehrer*in 19 Kindern gerecht werden. Dass in Baden-Württemberg der Migrationsanteil bei der Schülerschaft nach Bremen am höchsten ist, sei seit Jahren bekannt. „Warum erhalten die Schulen keine gezielte Unterstützung zum Beispiel nach dem Sozialindex, warum werden dann, wenn die Landesregierung zu wenig ausgebildet hat und Grundschullehrkräfte knapp sind, nicht Pädagogische Assistenzen eingestellt?“, fragte Stein.
Die GEW setzt sich auch dafür ein, die Schuldenbremse weiter aufzuheben. „Investitionen in Bildung bringen die besten Zinsen“, sagte die GEW-Landesvorsitzende.