„Kultusministerin Susanne Eisenmann hat seit ihrem Amtsantritt vor mehr als zwei Jahren in der Öffentlichkeit den Eindruck erweckt, Probleme im Schulbereich ernsthaft anzupacken. Probleme gelöst hat sie nicht“, sagte Doro Moritz, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, auf der GEW-Pressekonferenz zum Schuljahresanfang. Zahlreiche Beispiele belegen die Ankündigungspolitik der Ministerin.
Das Hauptproblem im neuen Schuljahr wird der Lehrermangel sein. An Grundschulen bleiben rund 500 Stellen unbesetzt, an beruflichen Schulen 350. Sehr schwierig ist die Unterrichtsversorgung an Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ). Auch an den Haupt- und Werkrealschulen, Realschulen und Gemeinschaftsschulen gab es für mehr als 400 Stellen keine Bewerberinnen und Bewerber.
Als Gegenmaßnahmen verlangt die GEW unter anderem: zusätzliche Studienplätze für das Lehramt an Grundschulen und Sonderpädagogik und attraktivere Weiterqualifizierung von Grund- und Hauptschullehrkräften zu Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen. Mehr Lehrkräfte könnten mit einer höheren Altersermäßigung bis zur gesetzlichen Altersgrenze arbeiten (derzeit 26 Prozent).
„Es wird nichts getan, um auch in zehn bis 15 Jahren eine gute Unterrichtsversorgung sicherzustellen. Die Behauptung, dass die Studienplätze ausreichen, wird vom Kultusministerium ohne Belege in den Raum gestellt, und die von der GEW vorgelegten Zahlen werden zur Seite geschoben“, kritisierte die GEW-Chefin.
Besonders ernüchternd ist, dass die Ministerin vieles öffentlichkeitswirksam ankündigt, aber schlüssige Konzepte vermissen lässt. Moritz nannte vom Ausbau der Ganztagsschule über die fehlende Bezahlung befristet beschäftigter Lehrkräfte bis zur Stärkung der Schulleitungen ein Dutzend Beispiele.
Handreichung Rechtschreibrahmen
Das Kultusministerium lässt einen Rechtschreibrahmen erarbeiten und schickt die 65 Seiten in mehrfacher Ausfertigung an alle Schulen. „Handreichungen für Lehrkräfte führen nicht zu besseren Schülerleistungen“, sagte Moritz. Die Schülerinnen und Schüler bräuchten im Unterricht mehr Zeit zum Üben.
Auch eine Handreichung zur Klassenführung wird nach der Sommerpause den Schulen zur Verfügung stehen. Auf 43 Seiten sind Hinweise entstanden, die Lehrkräfte bei der Schaffung eines Rahmens für erfolgreichen Unterricht unterstützen sollen. Moritz sagte: „Angesichts der Heterogenität der Klassen sollte ‚Klassenführung‘ nicht überbewertet werden, weil sonst die Lehrkräfte für die Situation verantwortlich gemacht werden. Verhaltens- und Entwicklungsprobleme von Kindern und Jugendlichen brauchen häufig eine weitergehende Unterstützung.“
Zum Schuljahr 2017/18 wurden die Stunden für Vorbereitungsklassen (VKL) und Klassen des Vorqualifizierungsjahrs Arbeit und Beruf mit Schwerpunkt Erwerb von Deutschkenntnissen (VABO) deutlich gekürzt. Diese Kürzung wird erfreulicherweise jetzt für die beruflichen Schulen weitgehend zurückgenommen. Die Beibehaltung der Kürzung an den allgemeinbildenden Schulen trägt der integrationspolitischen Verantwortung nicht Rechnung. Diese Klassen erhalten weiterhin nur zwölf beziehungsweise 16 Stunden pro Woche. Über weitere Stunden entscheidet das Staatliche Schulamt.
„Handreichungen für Lehrkräfte führen nicht zu besseren Schülerleistungen. Die Schülerinnen und Schüler brauchen im Unterricht mehr Zeit zum Üben.“ (Doro Moritz)