„Kinder wachsen heute in vielfältigen Welten auf, sie begegnen bereits in Krabbelgruppen und Kitas unterschiedlichen Kulturen, Lebens- und Familienformen oder sind Teil davon. In Bildungseinrichtungen müssen diese unterschiedlichen Lebenswelten selbstverständlich Thema sein, sodass Kinder und Jugendliche angstfrei aufwachsen und sich entwickeln können“, so erklärte Joachim Schulte, Sprecher von QueerNet Rheinland-Pfalz e.V. die Entstehung des Kita-Koffers „Familien und Lebensvielfalt“: Im „Projekt Familienvielfalt“ entwickelte QueerNet in Zusammenarbeit mit Erzieher/innen, dem Pädagogischen Landesinstituts und Eltern der Initiative lesbischer und schwuler Eltern (ILSE) einen Koffer, der Kinderbücher und Spiele enthält, die für die pädagogische Arbeit mit Kindern zwischen zwei und sechs Jahren geeignet sind. Das Material wurde in Anlehnung an die aktuellen Bildungs- und Erziehungsempfehlungen sowie an die Qualitätsempfehlungen für Kindertagesstätten in Rheinland-Pfalz zusammengestellt und von einem unabhängigen Team der Psychologischen Beratungsstelle Mainz begutachtet und geprüft. Inhalt sind drei Themenfelder: Familie, Rollenbilder und „Anders sein“.
Schulte erzählte von Prinzessin Pfiffigunde, die nicht ins Rollenbild passt, dem Elefanten Elmar, der Frau sein will und der Fledermaus Fledolin die anders herum hängt, und macht neugierig auf die Bücher, die er nach und nach aus dem Koffer zieht. Der Koffer erweist sich als bunte und vielfältige Schatzkiste. Kita-Leiterin Loreen Homberger schwärmte: Kinder in unserer Kita lieben "Irgendwie Anders" und berichtete wie gut dieses und ähnliche Bücher von Kindern angenommen werden. Es sei wichtig, dass Kinder Vielfalt als Normalität erleben, denn schließlich habe man die Vielfalt auch vor Ort. Aus Erfahrung wisse sie, dass das Materialangebot – so gut es auch sein mag - nicht ausreiche. Bei der Umsetzung einer vorurteilsfreien und inklusiven Pädagogik spiele die Haltung der Fachkräfte eine ausschlaggebende Rolle. Es nütze niemandem, wenn eine Einrichtung zwar Bücher über Vielfalt besitze, diese aber nur in den Regalen stünden. Homberger appellierte, bereits angehende pädagogische Fachkräfte zu sensibilisieren. Die Frage der Haltung und Selbstreflexion müsse Bestandteil von Aus- und Weiterbildungen sein. Nur wenn die Erwachsenen offen mit sozialen und kulturellen Unterschieden umgehen und die Vielfalt an Lebenswirklichkeiten in unserer Gesellschaft wertschätzten und akzeptierten, könnten auch Kinder die Vielfalt als Bereicherung erleben.
Der Koffer wurde vom Land Rheinland-Pfalz in Auftrag gegeben, damit ihn die dortigen Kitas ausleihen können. In Baden-Württemberg gibt es einen solchen Koffer (noch) nicht, aber jede Einrichtung kann sich ihr "Schatzkistchen" zusammenstellen.
Kita-Koffer "Familien- und Lebensvielfalt"
Bei der GEW-Tagung "Anders sein ohne Angst", die im Juli in Stuttgart stattfand, stellten Joachim Schulte und Loreen Homberger den Kita-Koffer ´Familien- und Lebensvielfalt` vor, der in Rheinland-Pfalz ein voller Erfolg ist.