GEW erwartet Eltern-Proteste
Immer weniger Fachkräfte in Kitas
Eine aktuelle Studie zeigt, dass der Anteil qualifizierter Fachkräfte in Kitas weiter gesunken ist. Kita-Träger, Landesregierung und Bund könnten mehr tun, mahnt GEW-Landesvorsitzende Monika Stein.
Die Bildungsgewerkschaft GEW erwartet, dass die Eltern der gut 500.000 Kita-Kinder für bessere Kitas und mehr Investitionen protestieren.
„Liebe Kita-Eltern, ihr seid etwa eine Million in Baden-Württemberg. Lasst unser Personal in den Kitas nicht allein. Geht bitte zu den Infoständen der Parteien für die Bundestagswahl, in die Gemeinderatssitzungen der Kommunen und vor den Landtag in Stuttgart. Diese müssen viel mehr tun als bisher. Die Kommunen können Zulagen zahlen und dem Personal mehr Zeit für Vor-/Nachbereitung sowie den Kita-Leitungen zusätzliche Leitungszeit geben. Die Landesregierung kann die Rahmenbedingungen wie Standards für Gruppengrößen verbessern und vor allem dafür den Kita-Trägern mehr Geld geben. Auch die Ausbildungskapazitäten sollten weiter erhöht werden. Und Bundesbildungsminister Cem Özdemir schreibt, dass er als Ministerpräsident in Baden-Württemberg anpacken will. Das kann er schon jetzt in Berlin mit einem Pakt für frühe Bildung“, schreibt Monika Stein, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, an die Kita-Eltern im Südwesten.
Die aktuelle Studie „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ zeigt, dass auch im bundesweiten Vergleich der Anteil qualifizierter Fachkräfte in Kitas weiter gesunken ist. 2023 waren in Baden-Württemberg 506.396 Kinder in der Kindertagesbetreuung. 111.423 Personen arbeiten in Kindertageseinrichtungen (Statistisches Landesamt, Stand 2023).
Als gute Fachkraft-Quote in einem Kita-Team gilt nach der Studie, wenn mindestens acht von zehn pädagogischen Profis über einen Fachschulabschluss verfügen. In Baden-Württemberg ist das die große Ausnahme geworden. Nur noch in 26 Prozent der Kitas ist das der Fall, vor sieben Jahren waren es noch 39 Prozent.
„Stellen sich vor, ein großer Autobauer würde kommunizieren, dass von den Personen, die ein Auto zusammenbauen, nur noch ein Teil weiß, wie das geht. Wer würde ein solches Produkt noch kaufen? Warum lassen die Verantwortlichen in Berlin, Stuttgart und den 1.101 Gemeinden in unserem Land zu, dass bei der Bildung der Kleinsten im Land improvisiert und jongliert werden darf und deshalb immer mehr Beschäftigte frustriert aufgeben?“, sagte Stein.
Die Bildungsgewerkschaft kritisiert auch die Ausnahmeregelungen für größere Gruppen in vielen Kommunen als Eigentor. „Sie erhöhen die Belastung und sorgen dafür, dass Fachkräfte aufhören, Leitungen aufgeben und junge Menschen Berufe mit besseren Arbeitsbedingungen wählen“, sagte Stein.
Die GEW nennt als einige konkrete unterstützende Maßnahmen die dauerhafte Finanzierung der Leitungszeit auch mit Geldern der Bundesregierung sowie die Entlastung der Kitas von fachfremden Tätigkeiten durch zusätzliche Personen mit administrativem Knowhow und aus anderen Berufsgruppen. Das könnten mehr Mittel für Kitasozialarbeit und Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen sein sowie Personal im Sekretariat für Verwaltungsaufgaben und Hauswirtschaft.