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Kultusministerin sorgt für Empörung

In einem Schreiben forderte Kultusministerin Eisenmann Lehrkräfte auf, in der Grundschule solle wieder richtig lesen und schreiben gelernt werden. Nach Ansicht der GEW diskreditiert diese Aussage, die Arbeit an den Grundschulen.

Viele Lehrer/innen und Schulleiter/innen an Grundschulen in Baden-Württemberg reagierten empört auf das Schreiben der Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) zum Rechtschreibunterricht, das vergangene Woche verschickt wurde.

Darin äußert die Kultusministerin die Meinung, dass „Methoden, bei denen Kinder monate- beziehungsweise jahrelang nicht auf die richtige Rechtschreibung achten müssen“ nicht mehr zu praktizieren seien.

Der neue Bildungsplan ermöglicht den Grundschulen die Grundschrift, die Eisenmann auch verbieten will. Diese Schrift wird bewusst von Schulen gewählt, damit sie mehr Zeit für Rechtschreibung haben. „Es ist unglaublich, dass die Ministerin versucht, über einen Brief Inhalte des neuen Bildungsplans vom Tisch zu wischen, bestehende Prüfungsordnungen der Lehrerausbildung zu ignorieren, gegen KMK-Empfehlungen zu verstoßen und Vorgaben zu machen, deren Sinnhaftigkeit durch nichts belegt ist“, sagt GEW-Vorsitzende Doro Moritz.

Die GEW kritisiert, dass Eisenmann die zahlreichen Forschungsergebnisse zum Schriftsprach­erwerb ignoriert. Die Studien kommen zum Ergebnis, dass am Ende der Klasse 4 keine Unter­schiede zwischen Kindern, die mit dem lautorientierten Schreiben im Anfangsunterricht gelernt haben, und Kindern, die nach anderen Methoden unterrichtet wurden, existieren.

Auch die Kultusministerkonferenz hat 2015 in ihren „Empfehlungen zur Arbeit in der Grundschule" festgehalten: „Beim Schriftspracherwerb ist das lautorientierte Schreiben ein Entwicklungsschritt auf dem Weg zum normgerechten Schreiben. Das Kind wird ausgehend von seinen lautorientierten Verschriftungen von Anfang an systematisch an das orthografisch korrekte Schreiben herangeführt.“

„Offenbar kennt die Kultusministerin weder die kritisierte Methode noch den Forschungsstand zum Lesen- und Schreibenlernen. Statt sich in die Arbeit der pädagogischen Profis mit wenig Sachverstand einzumischen, sollte sie lieber die Schulen ordentlich ausstatten“, ergänzt Doro Moritz.

Auch der Grundschulverband von Baden-Württemberg kritisiert die Kultusministerin in einem offenen Brief an Ministerpräsident Kretschmann: "Die Ministerin stellt Unterrichtskonzepte, die von Anlauten ausgehen, ins Abseits. Diese würden häufig zu einem unangemessen langen Verharren der Schülerinnen und Schüler in der Phase des alphabetischen Schreibens führen und somit einem frühen systematischen Rechtschreibunterricht eher entgegenwirken. (...) Nach derselben Logik müsste sie einem Kind, welches das Laufen erlernt, das Krabbeln verbieten, beim Spracherwerb auf korrekter Artikulation von Anfang an bestehen oder Milchzähne als ineffektive Mittel zum Kauen gesetzlich untersagen."

Kontakt
Ute Kratzmeier
Referentin für allgemeinbildende Schulen
Telefon:  0711 21030-25