Fachkräftemangel in Kitas
Land will Ausnahmeregelung verlängern
Seit dem Kindergartenjahr 2022/2023 können nicht voll qualifizierte Zusatzkräfte pädagogische Fachkräfte ersetzen. Die Übergangsregelung dürfe keine Dauerlösung werden, mahnt GEW-Landesvorsitzende Monika Stein.
Die GEW Baden-Württemberg lehnt die geplante Verlängerung der Ausnahmeregelungen nach § 1a der Kindertagesstättenverordnung (KiTaVO) um zwei weitere Jahre entschieden ab. Seit dem Kindergartenjahr 2022/2023 erlaubt diese Übergangsregelung, dass pädagogische Fachkräfte durch nicht voll qualifizierte Zusatzkräfte im Verhältnis 1:2 ersetzt werden können. Zudem ist es möglich, Gruppen über die vorgeschriebene Höchststärke hinaus zu vergrößern. Diese Maßnahmen sollten ursprünglich kurzfristig helfen, den Fachkräftemangel abzufedern. Doch aus Sicht der GEW drohen sie, sich zu einer dauerhaften Absenkung pädagogischer Standards zu entwickeln.
„Diese Regelungen gehen zulasten der pädagogischen Qualität und verschärfen Bildungsungleichheiten – gerade für Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf“, sagt Monika Stein, Landesvorsitzende der GEW Baden-Württemberg. „Statt die Qualität der frühkindlichen Bildung zu sichern, werden strukturelle Probleme auf dem Rücken der Kinder und der Fachkräfte ausgetragen.“
Zwar begrüßt die GEW, dass derzeit unter der Federführung von Kultusministerium und Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS) Baden-Württemberg ein neues, transparentes Modell für den Mindestpersonalschlüssel erarbeitet wird. Kritisch sieht die Bildungsgewerkschaft jedoch, dass die GEW als Fachgewerkschaft bislang nicht in die entsprechende Arbeitsgruppe eingebunden wurde. „Alle relevanten Akteur*innen – insbesondere aus der pädagogischen Praxis – müssen beteiligt werden, um tragfähige und praxistaugliche Lösungen zu entwickeln“, so Stein.
Die GEW fordert daher, dass die derzeitigen Ausnahmeregelungen spätestens mit dem Ende des Kindergartenjahres 2025/2026 auslaufen. Zugleich braucht es verbindliche Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung, zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und zur langfristigen Qualitätssicherung in Kitas. Dazu gehört auch die systematische Qualifizierung von Zusatzkräften, etwa durch berufsbegleitende Ausbildungsgänge, sowie zusätzliche spezialisierte Fachkräfte – etwa für Sprache, Inklusion oder psychische Gesundheit.
„Ein Übergang darf nicht zur Norm werden“, betont die GEW-Landesvorsitzende. „Kinder brauchen stabile Beziehungen, qualifizierte Fachkräfte und gute Rahmenbedingungen – gerade in Zeiten wachsender Herausforderungen.“