Im September 2018 hat die grün-schwarze Landesregierung in Baden-Württemberg die erste Hälfte ihrer Legislaturperiode hinter sich. Zeit, eine Zwischenbilanz zu ziehen. Kultusministerin Susanne Eisenmann hat sich in den vergangenen zweieinhalb Jahren vor allem als Ministerin der großen Ankündigungen hervorgetan.
Digitalisierung: „ella“ ist gescheitert
Die Digitalisierung ist das zentrale Ziel des grün-schwarzen Koalitionsvertrages. Dazu sollte im Februar die digitale Bildungsplattform „ella“ starten. Zweifellos ist diese Plattform sinnvoll und notwendig. Wenige Tage vor dem offiziellen Start musste „ella“ aufgrund technischer Mängel aber gestoppt werden und wurde nun endgültig begraben.
Auch wenn die Ministerin nicht für die Technik verantwortlich ist, bleibt dennoch der Vorwurf, dass offensichtlich die medienwirksame Vermarktung der Einführung wichtiger war als die sorgfältige Planung und Umsetzung des Projektes.
Qualitätsentwicklung: Konzepte liegen nicht vor
Vor mehr als einem Jahr kündigte Eisenmann ein neues Qualitätskonzept für die Schulen des Landes an – Starttermin 1. Januar 2019. Insbesondere die Lehrkräftefortbildung solle verbessert und völlig neu aufgestellt werden – verbunden mit der Schaffung zweier neuer Institute und einem Komplettumbau der Schulverwaltung.
Konkrete Konzepte liegen jedoch bislang nicht vor. Bislang zeichnet sich lediglich ab, dass ein „Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung“ mit mehreren hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geschaffen werden soll. Ob hier aber lediglich ein bürokratischer Wasserkopf entsteht und welchen qualitativen Mehrwert die Schulen davon haben werden, ist mehr als nebulös.
Unterrichtsversorgung: Lehrermangel spitzt sich zu
Der Lehrkräftemangel spitzt sich immer mehr zu. Kultusministerin Eisenmann hat im vergangenen Sommer ein Konzept zur Sicherung der Unterrichtsversorgung verkündet. Ergebnis dieses Jahr: Insgesamt 750 Stellen – 150 mehr als im Vorjahr – konnten zum Schuljahresbeginn über alle Schularten hinweg nicht besetzt werden.
Auch an den beruflichen Schulen waren nur 960 der 1.046 Stellen besetzt. Im Bereich der Beruflichen Schulen gibt es schon seit Jahren einen erheblichen Mangel an Bewerberinnen und Bewerbern. In den vergangenen zehn Jahren beendeten jährlich 350 bis 450 Referendarinnen und Referendare ihren Vorbereitungsdienst, die Zahl der besetzbaren Stellen für wissenschaftliche Lehrkräfte bewegte sich allerdings zwischen 570 und 1.315 Stellen.
Besonders dramatisch ist die Situation bei den berufsbezogenen Fächern Gewerbe. Weil noch nicht einmal die Hälfte der Stellen aus der eigenen Ausbildung besetzt werden konnte, greift das Kultusministerium (KM) auf den Direkteinstieg zurück. Allerdings ist auch hier die Zahl der Interessenten stark rückläufig (2015: 760 – 2018: 163).
Die von Eisenmann verkündeten Maßnahmen zeigen eine eher bescheidene Wirkung: Über alle Schularten hinweg konnten zum Beispiel 104 Deputate mit Pensionären besetzt werden, 250 durch Deputatsaufstockungen und 42 durch vorzeitige Rückkehr aus der Beurlaubung. Und in der Beschulung von Geflüchteten wurden insgesamt 528 Stellen über befristete Verträge mit Bewerber/innen besetzt, die nicht die Voraussetzungen zur Einstellung in ein Lehramt erfüllen. Auch wenn diese Maßnahmen im Einzelfall ihre Berechtigung haben mögen, letztlich sind sie nur Flickschusterei.