„Notlösungen wie das neue Angebot an Gymnasiallehrkräfte, reichen für eine gute Bildungspolitik nicht aus. Wir brauchen eine langfristige Lehrerbedarfsplanung, mehr Studienplätze und eine bessere Qualifizierung für den Quereinstieg“, sagte die GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz, nachdem das KM Anfang Februar die neuen Regelungen veröffentlicht hat.
Neu ist unter anderem, dass Gymnasiallehrer/innen, die an Grundschulen arbeiten, eine Einstellungszusage für eine spätere Übernahme als verbeamtete Gymnasiallehrer in Baden-Württemberg erhalten sollen. Die GEW nennt den Vorschlag grundsätzlich richtig. „Das ist besser als Unterrichtsausfall, aber als isolierte Maßnahme weiter viel zu wenig. Warum ist das reiche Baden-Württemberg nicht in der Lage, Grundschullehrkräfte wie zum Beispiel in Berlin oder Brandenburg mit A13 zu bezahlen? Das haben die Grundschullehrkräfte verdient und es wäre für alle Lehrerinnen und Lehrer der Sekundarstufe 1 attraktiver, in den Klassen 1 bis 4 zu unterrichten“, sagte Moritz.
Die Qualifizierung, die für die Gymnasiallehrkräfte an Grundschulen vorgesehen ist, kritisiert die GEW als unzureichend. Die berufsbegleitende zusätzliche Weiterbildung wird von zwei auf ein Jahr verkürzt. Moritz betonte: „Wie soll durch die jetzt geplante Schnellbleiche eine Lehrkraft in der Lage sein, Kindern, die vielleicht noch nicht einmal einen Stift halten oder kaum Deutsch können, das Lesen und Schreiben beizubringen? Methodik und Didaktik sind in der Grundschule völlig anders als im Gymnasium. Diese Notlösung auf dem Rücken der kleinsten Schulkinder im Land darf es nicht geben.“
Die GEW kritisiert auch, dass das Kultusministerium davon ausgeht, dass nach einer Pensionierungswelle ab 2021 wieder genügend Lehrkräfte an Grundschulen zur Verfügung stehen würden. Die 2017 vorgestellte Studie zum Lehrerbedarf an Grundschulen geht von einem Anstieg der Schülerzahlen an öffentlichen und privaten Grundschulen in Baden-Württemberg um etwa 45.000 Kinder bis zum Jahr 2030 aus. Im Oktober haben etwa 2.000 Studierende ein Lehramtsstudium an einer PH begonnen, darunter gut 1.000 angehende Grundschullehrkräfte. Die Landesregierung will nur 200 neue Studienplätze schaffen, benötigt werden aber nach der Studie des Bildungswissenschaftlers Prof. Klaus Klemm weitere 200 bis 300. Auch für die Sonderpädagogik müsste die Anzahl der Studienplätze erhöht werden.