Hochschulfinanzierung
Mehr Aufgaben erfordern mehr Geld
Die Universitäten haben in den letzten Jahren immer mehr Aufgaben übernommen, ohne dafür zusätzliche Ressourcen zu erhalten. Jetzt verhandelt das Land die Hochschulfinanzierung ab 2021 – und die Forderungen der Hochschulen werden lauter.
Gegenwärtig werden im Land die Eckpunkte der zukünftigen Hochschulfinanzierung verhandelt. Ein neuer Vertrag soll ab Januar 2021 den jetzigen ersetzen. Die Forderungen der Hochschulen werden lauter: 1.000 Euro mehr pro Studierenden für alle Hochschularten und eine Dynamisierung der Hochschulmittel, also ein kontinuierlicher Ausbau der Hochschulmittel, werden erwartet. Die Grundhaushalte sollten automatisch jährlich um drei Prozent steigen, um allgemeine Kostensteigerungen – etwa beim Personal – aufzufangen. Bislang temporär gewährte Finanzmittel sollen künftig dauerhaft in die Grundhaushalte der Hochschulen einfließen.
Mit temporären Programmen haben die Hochschulen die gestiegenen Studierendenzahlen der vergangenen Jahre bewältigt. Bundesweit studieren 2.863.609 Studierende, in Baden Württemberg 359.771. Auch in Zukunft ist von einem anhaltend hohen Niveau an Studienanfänger/innen, wenn nicht sogar weiter steigenden Zahlen, auszugehen.
Die Hochschulen haben in den letzten Jahren immer mehr Aufgaben übernommen, ohne dafür zusätzliche Ressourcen zu erhalten. Die zusätzlichen Studienangebote mit der Einführung der Bachelor- und Master-Abschlüsse sind nur ein Beispiel dafür. Daher müssen die für einen Studienplatz veranschlagten Kosten auf die tatsächlichen Kosten angehoben werden. Es fehlen auch Masterstudienplätze für Bachelorabsolvent/innen; die Übergangsquoten müssen realistisch mit mindestens 75 Prozent kalkuliert werden.
Der neue Hochschulfinanzierungsvertrag darf nicht nur für den notwendigen Ausbau der Hochschulen sorgen, sondern sollte darüber hinaus einen spürbaren und nachhaltigen Beitrag zur Verbesserung der Qualität von Lehre und Studium leisten. Vorrangiges Ziel eines neuen Hochschulpakts muss neben der Steigerung der Zahl der Studienplätze eine deutliche Verbesserung der Betreuungsrelationen an den Hochschulen werden. Das ist auch deshalb erforderlich, weil die steigende Studierquote zu einer heterogener zusammengesetzten Studierendenschaft führt, die einer intensiveren Beratung und Betreuung bedarf.
Die GEW unterstützt zudem die Aufwertung der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW). Die HAW dürfen nicht die Aufgabe zugewiesen bekommen, Dumping-Studienplätze für einen insgesamt nicht ausfinanzierten Anstieg an Studierenden bereitzustellen. Die Aufwertung der Fachhochschulen schließt neben dem Auf- beziehungsweise Ausbau eines eigenen akademischen Mittelbaus die Verbesserung der Forschungsmöglichkeiten und die Erteilung des Promotionsrechts in forschungsstarken Bereichen ein.