„Ich hätte nie gedacht, dass ich den Personalrat brauche.“ Diesen Satz hören Personalratsmitglieder sehr oft, wenn Kolleginnen und Kollegen Rat und Unterstützung suchen. Konflikte, Teilzeitbeschäftigung, Elternzeit, Bewerbung, Versetzung, der Stundenplan, Beratung bei gesundheitlichen Beeinträchtigungen, Pensionierung und Renteneintritt, darum geht es meistens. Individuelle Hilfe tut dann gut. Was Ratsuchenden in dieser Situation nicht bewusst ist: Sie profitieren täglich von der Arbeit des Personalrats, der mit der Dienststelle – dem Kultusministerium, dem Regierungspräsidium oder dem Staatlichen Schulamt, dem Ausbildungsseminar – verhandelt und Vereinbarungen trifft.
Nun stehen Wahlen an. Im Mai geht es los. Jede Stimme zählt, jede Stimme wirkt. Denn es gibt viel zu tun. Der Arbeitsplatz Schule hat sich in den vergangenen fünf Jahren deutlich verändert. In allen Schularten sind die Klassen heterogener geworden, die Aufgaben außerhalb des Unterrichts haben zugenommen, die Stunden für zusätzliche Aufgaben wurden gekürzt, die Unterrichtsversorgung hat sich deutlich verschlechtert. Das Gefühl, nie fertig zu sein mit der Arbeit, in der Schule nichts wie geplant erledigen zu können, weil ständig irgendetwas dazwischen kommt, macht Kolleginnen und Kollegen unzufrieden und manche leider auch krank. Viele Lehrkräfte und Schulleitungen fühlen sich überfordert. Sie wollen den Schülerinnen und Schülern gerecht werden und sind unzufrieden mit sich und ihrer Arbeit. Das Bedürfnis nach mehr Zeit für die schulischen Aufgaben und für sich selbst ist allgegenwärtig.
Die Veränderungen in der Schule haben auch die Personalratsarbeit verändert. Auf allen Ebenen, an der Schule, beim Staatlichen Schulamt, im Regierungspräsidium und im Kultusministerium bestimmt der Mangel an Zeit die Themen in den Personalratsgremien. Die GEW ist in allen Bezirks- und Hauptpersonalräten sowie den meisten örtlichen Personalräten vertreten.
Die Beratung zu Teilzeitbeschäftigung und Beurlaubung hat deutlich zugenommen, erst recht, seit Kultusministerin Susanne Eisenmann die Genehmigungen auf familiäre Gründe und Pflege beschränken will, um dem Lehrkräftemangel zu begegnen. Die Personalräte ermutigen Kolleginnen und Kollegen trotzdem, Anträge zu stellen und zu begründen, und Personalräte tragen diese Argumente gegenüber der Dienststelle vor. Sie machen deutlich, dass sich viele Lehrkräfte Entlastung über eine Teilzeitbeschäftigung erkaufen. Zeitsouveränität wird wichtiger und ist ein hohes Gut. Sie ist inzwischen Bestandteil vieler Tarifverträge in der Wirtschaft.