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Lippenbekenntnis zur Demokratiebildung?

„Neue Oberstufe“ benachteiligt Gesellschaftswissenschaften strukturell

Das Land will mit einem neuen Leitfaden die Demokratiebildung an Schulen stärken. Die Realität im neuen Oberstufensystem steht dem Ziel jedoch entgegen: Eine Schwerpunktbildung im gesellschaftswissenschaftlichen Bereich ist nicht vorgesehen.

„Der Demokratiebildung an unseren Schulen kommt eine bedeutende Rolle zu. Es ist unsere Verantwortung, überzeugte und aktive junge Demokraten zu fördern“, hat Kultusministerin Susanne Eisenmann vor Kurzem in einer Pressemitteilung des Landes betont. Die GEW Landesfachgruppe Gymnasien kann dem vollinhaltlich zustimmen und begrüßt insofern den neuen Leitfaden, der ein fächerübergreifendes Konzept zur Stärkung der Demokratiebildung in Schule und Unterricht verspricht.

Im neuen Oberstufensystem jedoch brauchen die Gymnasien keinen neuen Leitfaden, sondern die strukturelle Gleichwertigkeit der Gesellschaftswissen gegenüber den Naturwissenschaften und Fremdsprachen. Eine Schwerpunktbildung im gesellschaftswissenschaftlichen Bereich ist nicht vorgesehen: So können die Fächer Gemeinschaftskunde und Geschichte nicht gleichzeitig als Leistungskurse belegt werden.

Auch die Kombination Geographie und Gemeinschaftskunde, die einer Schülerin wie Greta Thunberg sicherlich sehr entgegenkäme, ist nicht möglich. Das ist eine eklatante Benachteiligung der „demokratiebildenden Fächer“ gegenüber der Möglichkeit, selbstverständlich zwei Naturwissenschaften oder zwei Fremdsprachen wählen zu können.

Gleichzeitig wurde das System der „Neuen Oberstufe“ derart mit Lehrerstunden unterversorgt, dass kleinere Kurse in seltener gewählten Fächern nicht zustande kommen können: Dies geht erneut zu Lasten der Gesellschaftswissenschaften.

Ein fächerübergreifender Leitfaden ist gut – doch im Sinne einer wirklichen Stärkung der Demokratiebildung an den Gymnasien entschieden zu wenig.

Wer Qualität will, muss sie ermöglichen: Daher brauchen wir die Gleichwertigkeit aller Fächer und mehr Stunden für die Oberstufe.

Kontakt
Ute Kratzmeier
Referentin für allgemeinbildende Schulen
Telefon:  0711 21030-25