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Dem Land gehen die Lehrkräfte aus

2016 gab es eine Rekordeinstellung, doch der Mangel an Bewerber/innen nimmt immer eklatanter zu. Diese Problematik besteht an den Beruflichen Schulen bereits seit einiger Zeit. Aus Sicht der GEW muss der Lehrerberuf wieder attraktiver werden.

2016 gab es erneut eine Rekordeinstellung in Baden-Württemberg. Alleine an den Beruflichen Schulen konnten 1.193 Stellen im Bereich der wissenschaftlichen Lehrkräfte und 165 Stellen im Bereich der technischen Lehrkräfte besetzt werden. Über alle Schularten hinweg waren es über 6.000 Stellen. Mittlerweile wird aber ein weiteres Problem immer drängender: Der Mangel an ausgebildeten und geeigneten Bewerber/innen nimmt immer eklatanter zu – dem Land gehen die Lehrkräfte aus. Über alle Schularten hinweg waren Ende September noch mindestens 200 Stellen unbesetzt.

Diese Problematik besteht an den Beruflichen Schulen bereits seit einiger Zeit. In den vergangenen 10 Jahren wuchs die Zahl der besetzbaren Stellen für wissenschaftliche Lehrkräfte in der Tendenz kontinuierlich an, während die Zahl der Bewerber/innen für ein Referendariat auf niedrigem Niveau stagniert. In den vergangenen 4 Jahren überstieg die Zahl der Stellen die Zahl der Bewerber/innen sogar um ein Mehrfaches.

Das Kultusministerium versucht diese Lücke durch Bewerber/innen für allgemeinbildende Gymnasien, zum Teil auch für Realschulen auszugleichen. Allerdings können von dort nur Lehrkräfte für Allgemeinbildung eingestellt werden und dies hat bei einer guten Einstellungssituation an diesen Schularten auch Grenzen.

Besonders problematisch ist die Entwicklung der Laufbahnbewerber/innen im Bereich der berufsbezogenen Fächer Gewerbe. Die an sich schon immer geringe Zahl hat sich in den vergangenen 10 Jahren halbiert – 2016 gab es über diesen Weg nur noch 43 Bewerber/innen.

Im Bereich der berufsbezogenen Fächer gibt es außerdem den Direkteinstieg, hier steht das Kultusministerium aber in der direkten Konkurrenz zur freien Wirtschaft.

Aus Sicht der GEW besteht hier ein dringender Handlungsbedarf, auch wenn diese Problematik sicher nicht kurzfristig zu lösen ist. Grundsätzlich muss der Beruf der Lehrkraft wieder attraktiver werden. Kurzfristig fordert die GEW:

  • Verlässliche Einstellungsperspektiven: Die GEW fordert ein Ende der immer wiederkehrenden Debatten über Stellenstreichungen. Wer permanent über Stellenstreichungen redet, erreicht nur, dass sich junge Menschen nicht mehr für ein Lehramtsstudium entscheiden.
  • Verlässliche Einstellungsverfahren: Die schwierige Einstellungssituation 2016 hat ihre Ursache u.a. auch darin, dass der Landtag erst im Juli im dritten Nachtragshaushalt die kw-Vermerke (künftig-wegfallend) von ca. 300 Stellen im Bereich der beruflichen Schulen verschoben und für andere Schulbereiche mehrere hundert zusätzliche Stellen geschaffen hat, so dass erst zu diesem Zeitpunkt klar war, dass diese Stellen besetzt werden können. Es ist für die Schulverwaltung selbstverständlich schwierig derart kurzfristig zu agieren. Im Bereich der Beruflichen Schulen gibt es derzeit noch 531 Stellen mit kw-Vermerk für Stellen in der Beschulung von Geflüchteten. Über deren Verlängerung bis zum 1.8.2018 soll erst im Februar 2017 entschieden werden. Die GEW fordert, eine ersatzlose Streichung der kw-Vermerke – es ist bereits heute erkennbar, dass diese Bedarfe auch weiterhin bestehen bleiben.
  • Die sofortige Rücknahme der Kürzung der Eingangsbesoldung um 8 Prozent.
  • Eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte.

 

Kontakt
Magdalena Wille
Referentin für Berufliche Bildung und Weiterbildung
Telefon:  0711 21030-21
Mobil:  0160 90565239