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Hauptschullehrkräfte haben A13 verdient

Das Kultusministerium will Hauptschullehrkräften erst nach einer Qualifikation den Aufstieg nach A13 ermöglichen. Deshalb muss Geld für die Qualifikation bereitgestellt werden. Diese Mittel wurden im Nachtragshaushalt nicht bewilligt. Nach Protesten der GEW lenkt das Kultusministerium ein.

Seit zwei Jahren arbeitet die GEW sehr intensiv an den Aufstiegs und Beförderungsmöglichkeiten für Hauptschullehrkräfte nach A13. Die GEW fordert gleichen Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit. Etwa 2.500 Hauptschullehrkräfte arbeiten bereits an Gemeinschafts-, Realschulen und Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren gemeinsam mit Kolleg/innen, die mehr verdienen. Im Schuljahr 2017/18 werden die ersten Absolvent/innen des gemeinsamen Studiengangs für Haupt-/Werkrealschulen, Realschulen und Gemeinschaftsschulen eingestellt und als Lehrkräfte mit A13 arbeiten. Die bisherigen Hauptschullehrkräfte sind die einzigen, die in der Sekundarstufe 1 mit A12 besoldet werden.

Viele Hauptschulen müssen schließen

Hauptschullehrkräfte verlieren ihren Stammpatz, da es immer weniger Hauptschulen gibt. Derzeit gibt es in Baden-Württemberg noch 742 öffentliche Haupt-/Werkrealschulen (2003 waren es noch 1.207). Etwa 300 davon sind akut gefährdet, weil sie keine Eingangsklassen mehr bilden können oder die Mindestschülerzahl von 16 nicht erreichen. Die Lehrkräfte haben keine andere Wahl, als an eine andere Schulart zu wechseln.

Um diesen Hauptschullehrkräften einen Aufstieg zu ermöglich, hat das Kultusministerium auf Druck der GEW seit Sommer 2015 ein Konzept für eine Qualifizierung erarbeitet. Das Geld dafür wurde bis zum Ende der Wahlperiode nicht bewilligt. Vor der Landtagswahl hatten Ministerpräsident Kretschmann und Kultusminister Stoch bei der Landesdelegiertenversammlung der GEW die Qualifizierung zugesagt. Kultusministerin Eisenmann bestätigte dies bei der Schulleitungstagung der GEW am 10. Juni.

Im Landtag wird am 21. Juli der dritte Nachtragshaushalt beschlossen, der auch 430.000 Euro für die Qualifizierung enthalten sollte. Dieser Betrag ist für die Qualifizierung von etwa 3.500 Lehrkräften nötig. Qualifiziert werden rund 2.500 Pädagog/innen, die derzeit an Gemeinschafts-, Realschulen und SBBZ (Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren, früher Sonderschulen) arbeiten, und etwa 1.000 Lehrer/innen, die noch an Haupt-/Werkrealschulen im Schuldienst sind. Langfristig soll 10.000 Hauptschullehrkräfte ein Aufstieg ermöglicht werden. Für das Gesamtkonzept werden rund 80 Millionen Euro veranschlagt.

Der Ministerrat entschied schon am 28. Juni dagegen, dass 430.000 Euro im Nachtragshaushalt bewilligt werden. Hauptschullehrkräfte hatten sich auf diese Zusage verlassen und sind nun fassungslos. „Ich bin bestürzt, dass wir Hauptschullehrkräfte wieder nicht zum Zuge kommen“, schreibt eine Lehrerin der GEW. „Ich bin über die Motivations- und Fürsorgepflicht unserer Landesregierung, welcher Farbe auch immer, enttäuscht“, kritisiert ein Lehrer die Entwicklungen. „Es kann doch wirklich nicht angehen, dass wir für unsere Arbeit derart benachteiligt werden“, schreibt eine Hauptschullehrerin, die an einer Gemeinschaftsschule arbeitet.

„Wir erwarten jetzt schnell verlässliche Aussagen, wie die Qualifizierung aus dem laufenden Haushalt finanziert werden soll. Wir fordern außerdem einen klaren Stufenplan für die Qualifizierung und den Aufstieg der betroffenen Lehrkräfte“, sagte die GEW-Vorsitzende Doro Moritz am 6. Juli in einer Pressemitteilung. „Ich bin entsetzt, dass Wahlversprechen nur wenige Wochen halten.“

Proteste der GEW wirkten

Die Öffentlichkeitsarbeit der GEW hatte Erfolg: Am gleichen Tag versprach Kultusministerin Susanne Eisenmann, dass die Qualifizierung noch im nächsten Schuljahr beginnt. Sie werde 2016 aus dem Bestand finanziert und sei im Haushalt 2017 eingeplant. „Dieses Thema ist mir zu wichtig, um es auf die lange Bank zu schieben. Die vielen engagierten Kollegen brauchen jetzt eine Perspektive“, betonte Ministerin Eisenmann.

Die GEW wird den Druck aufrechterhalten. Noch einmal wollen sich die Hauptschullehrer/innen nicht hingehalten werden.