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Herkunftssprachlicher Unterricht: Konzept von GEW, SPD und PH Heidelberg

Die GEW, die SPD-Landtagsfraktion und das Heidelberger Zentrum für Migrationsforschung und Transkulturelle Pädagogik wollen mit herkunftssprachlichem Unterricht als Regelangebot an Schulen den bestehenden Konsulatsunterricht ablösen.

Eine Schülerin und ein Schüler mit Migrationshintergrund sitzen an einem Tisch. (Foto: © imago)
Foto: © imago

SPD-Landtagsfraktion, GEW und das Heidelberger Zentrum für Migrationsforschung und Transkulturelle Pädagogik der Pädagogischen Hochschule (PH) Heidelberg haben Mitte Juli ein gemeinsames Konzept zur Einführung von herkunftssprachlichem Unterricht als Regelangebot an baden-württembergischen Schulen vorgestellt. Ziel ist es, den bestehenden Konsulatsunterricht abzulösen.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Andreas Stoch begründet den Vorstoß mit dem staatlichen Bildungsauftrag: „Wir können diesen wichtigen Teil der Bildung für unsere Kinder mit Migrationshintergrund in Baden-Württemberg nicht länger ausländischen Konsulaten überlassen, nur weil dies für unsere Landeskasse günstiger ist.“

Schlechte Ergebnisse in Schulvergleichsstudien hätten gezeigt, dass vor allem die Schülerinnen und Schüler Unterstützung brauchen, die zuhause kein Deutsch sprechen. „Sprachförderung muss zur Kernkompetenz unseres Bildungssystems werden“, verlangt Stoch, gerade auch weil Baden-Württemberg das Flächenland mit dem bundesweit höchsten Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund ist und seit 2015 eine verstärkte Zuwanderung erfahren hat.

Herkunftssprachlicher Unterricht ist wichtig für erfolgreiche Integration

„Das Potential des herkunftssprachlichen Unterrichts wird bisher gar nicht genutzt, kann aber ein wichtiger Baustein im Gesamtkonzept für erfolgreiche Integration sein. Eine Landesregierung, die ihre integrationspolitische Aufgabe ernst nimmt, muss der Förderung des Spracherwerbs höhere Priorität einräumen“, sagte die GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz.

Wie eng die Förderung der Herkunftssprache und die Verbesserung der Sprachkompetenzen in Deutsch zusammenhängen, erklärt Professorin Havva Engin von der PH Heidelberg: „Wenn Kinder ihre Herkunftssprache richtig beherrschen, fällt ihnen auch das Deutschlernen viel leichter. Wir brauchen daher feste Strukturen, die auf eine koordinierte Zweisprachigkeit der Kinder setzen, statt eine doppelte Sprachlosigkeit zu provozieren.“

Deshalb soll aus Sicht von SPD-Landtagsfraktion, GEW und PH Heidelberg herkunftssprachlicher Unterricht in Baden-Württemberg zukünftig als freiwilliges Wahlfach angeboten werden, erst in Form eines fünfjährigen Schulversuches an 90 Schulen und dann überall dort, wo Bedarf besteht.

Aktuell besuchen 38.500 Kinder den Konsulatsunterricht. Der Unterricht wird von ausländischen Lehrkräften gehalten, die im Herkunftsland ausgebildet und oft nur zu diesem Zweck nach Deutschland abgeordnet wurden. Die inhaltliche Gestaltung des Unterrichts orientiert sich an den Bildungsplänen des jeweiligen Herkunftslandes und entbehrt der Kontrolle des Landes Baden-Württemberg.

In Rheinland-Pfalz gibt es herkunftssprachlichen Unterricht als ein schulisches Wahlfach in 15 Sprachen für 14.200 Schülerinnen und Schüler, der das Land knapp fünf Millionen Euro im Jahr kostet. „Mit dem nötigen politischen Willen lassen sich also durchaus finanzierbare und gleichzeitig qualitätsvolle Lösungen finden“, sagt der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Stefan Fulst-Blei und beziffert die Kosten für den vorgeschlagenen Schulversuch auf rund zwei Millionen Euro.

Kontakt
Maria Jeggle
Redakteurin b&w
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