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Schulbetrieb unter Pandemiebedingungen

Inzidenzen sinken, Stress an Schulen steigt

Die Bescheinigungen, die Schulen seit Ende der Pfingstferien ausstellen müssen, haben das Fass zum überlaufen gebracht. Auch die Lernbrücken werden die Schulleitungen und Lehrkräfte noch einmal viel Kraft kosten. Noch ein Tropfen zu viel.

Noch ein Tropfen zu viel.
Noch ein Tropfen zu viel. (Foto: © imago)

Mitte Mai hat die neue Landesregierung die Arbeit aufgenommen. Damals lagen die Inzidenzen in vielen Kreisen noch über 200 und die Kitas und Schulen waren bis auf die SBBZ „Geistige Entwicklung“ und „Körperlich-motorische Entwicklung“ und die Notbetreuung geschlossen. Inzwischen sind die Inzidenzen massiv gesunken und Schulen und Kitas sind in den meisten Landkreisen nach Pfingsten in den „Regelbetrieb unter Pandemie­bedingungen“ zurückgekehrt.

Es ist natürlich erfreulich, dass die Inzidenzen sinken. Schüler*innen wie Lehrkräfte haben sich nach Präsenzunterricht gesehnt. Seit Weihnachten waren viele nicht oder nur im Wechselunterricht in der Schule. Die Folgen für das Lernen und die sozial-emotionale Entwicklung der Schüler*innen wurden von Woche zu Woche schmerzhafter sichtbar. Auch bei den Beschäftigten zehren die Corona-Monate an den Nerven.

Es ist eine großartige Entwicklung, dass in einigen Landkreisen die Schulen bereits vor den Pfingstferien die ersten Öffnungsschritte wagen konnten. Das Kultusministerium agierte umsichtig und informierte die Schulen, dass Öffnungen vor Pfingsten bei entsprechenden Inzidenzwerten möglich sind, aber nicht umgesetzt werden müssen, wenn dies für wenige Tage vor Ferienbeginn nicht sinnvoll wäre.

Vor den Pfingstferien war unsicher, ob die Inzidenzen bis zum Ende der ­Ferien so verlässlich unter 100 sinken, dass Präsenzunterricht zumindest an den Grundschulen und den Grundstufen der SBBZ möglich wird. Alle anderen Schulen sollten im Wechselunterricht starten. Bei Inzidenzen unter 50 gilt für alle Schulen der Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen.

Aber die Inzidenzen sind überraschend schnell gesunken. Zu schnell für die Landesregierung. Die Schulen wurden erst am Freitagabend informiert, wie der Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen ab Montag umzusetzen ist. Viele weiterführende Schulen waren auf Wechselunterricht eingestellt. Allein der überraschende Wechsel in den Präsenzbetrieb war für die Schulleitungen und Lehrkräfte eine große Herausforderung. Doch dabei blieb es nicht. An vielen Schulen musste zum ersten Mal mit allen Schüler*innen ein Schnelltest durchgeführt werden. Und die Landesregierung übertrug den Schulen noch eine neue Aufgabe: Auf Wunsch der Eltern soll den Schüler*innen künftig eine Bescheinigung über einen negativen Schnelltest ausgestellt werden, der dann 60 Stunden unter anderem beim Sportverein oder dem Frisör vorgelegt werden kann. Den Schulen wurde dafür ein Vordruck geschickt, der von Hand oder für jede*n einzelne*n Schüler*in am PC ausgefüllt werden kann.

Neben den Schulen wurde die Öffentlichkeit informiert. Schon am Wochenende ­fragten die ersten Eltern an, wie ihr Kind am Montag zu dieser Bescheinigung kommt. So nachvollziehbar und finanziell sinnvoll die Bescheinigung ist: Für die Schulen sind die Bescheinigungen eine erhebliche Belastung, die bei vielen Lehrkräften und Schulleitungen das Fass zum Überlaufen bringt. Schulleitungen und Lehrkräfte haben Wichtigeres zu tun, als Bescheinigungen auszustellen.

Das nächste Schreiben des Kultusministeriums kam am 10. Juni. Wie schon lange bekannt ist, sollen in den Sommerferien wieder zwei Wochen lang Lernbrücken angeboten werden. Aber warum die Vorbereitungen sofort beginnen müssen und die Schulen den Eltern bis 18. Juni vorschlagen sollen, ­welche Kinder daran teilnehmen, versteht niemand. Auch die Vorbereitung und Durchführung der Lernbrücken wird die Schulleitungen und Lehrkräfte noch einmal viel Kraft kosten. Noch ein Tropfen zu viel.

Kontakt
Maria Jeggle
Redakteurin b&w
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