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IQB-Studie: Reformen sind nicht Schuld am schlechten Ergebnis

Die Bildungsstudie IQB stellt den Schüler/innen in Baden-Württemberg ein schlechtes Zeugnis aus. Für die GEW sind die Ergebnisse nicht überraschend. Die Reaktionen der Politiker/innen sind allerdings alarmierend.

Beim Ländervergleich des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) wurde geprüft, wie gut Neuntklässler in Deutsch und Englisch sind. In einigen Bundesländern haben sich im Vergleich zur letzten Studie die Werte verbessert, Baden-Württemberg rutscht aber ab: In Deutsch erreichen deutlich weniger Schüler/innen das mittlere Leistungsniveau. Beim Lesen sind es noch 46 Prozent; der Bundesdurchschnitt liegt bei 48,4 Prozent. Sachsen beispielsweise erreicht 58,5 Prozent. Schüler/innen, die das Mindestniveau im Lesen nicht schaffen, gibt es bundesweit 23,4 Prozent; in Baden-Württemberg aber 25,7 Prozent. In Englisch blieben die Leistungen in Baden-Württemberg im Vergleich zur vorherigen Studie etwa gleich. Andere Bundesländer konnten sich auch hier deutlich verbessern. Beim Lesen und Verstehen englischer Texte erreichen im Land 39,2 Prozent der Schüler/innen das mittlere Niveau, bundesweit sind es 40,9 Prozent.

„Die Ergebnisse des Leistungsvergleichs IQB sind nicht überraschend“, sagte GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz nachdem die Studie veröffentlicht wurde, „Wer in den vergangenen Jahren aufmerksam den Bildungsbericht des Landesinstituts für Schulentwicklung gelesen hat, kennt die Qualitätsprobleme in allen Schularten in Baden-Württemberg. Schnelle Schuldzuweisungen und Patentrezepte helfen jetzt nicht weiter.“

Die GEW schlägt die Einsetzung einer Enquete-Kommission ‚Fortbildung und Qualitätsentwicklung an allgemeinbildenden Schulen‘ vor. Diese Enquetekommission soll dafür sorgen, dass Qualitätsentwicklung verbessert, koordiniert und ausgebaut werden.

Neben der Qualitätsentwicklung haben nach Ansicht der GEW Investitionen in die Frühe Bildung und die Grundschulen den besten Effekt für die Verbesserung der Leistungen. Die Grundschüler haben weniger Unterricht als die Spitzenreiter in Sachsen oder Bayern. Baden-Württemberg ist mit 17,6 Schülern je Lehrkraft außerdem Schlusslicht im Ländervergleich, obwohl die Grundschulen bundesweit die kleinsten Klassen haben.

Niveauverlust der Politik

Die Reaktionen der Politik auf die Ergebnisse der IQB-Studie sind für die GEW ein alarmierendes Zeichen für den Niveauverlust der Bildungspolitik in Baden-Württemberg. Ohne jede Grundlage werden die Ergebnisse der Studie in Verbindung gebracht mit den Reformprojekten der grün-roten Landesregierung von 2011 bis 2016 gebracht. Dabei wurden Neuntklässler im Jahr 2015 verglichen, die 2006 eingeschult wurden und 2010 unter der CDU/FDP-Regierung mit verbindlicher Grundschulempfehlung auf die weiterführenden Schulen wechselten.

Auch Bildungsforscher Hans Anand Pant erklärte in der Stuttgarter Zeitung, dass die Gründe für den Leistungsabfall viel zu komplex seien, „um sie auf einige bestimmte Reformen zurückführen zu können. Das Beispiel Schleswig-Holstein zeigt ja, dass Reformen an sich nicht die Quelle des Übels sind. Dort wurden ab dem Schuljahr 2010/2011 die Haupt- und Realschulen zunächst zu Regional-, dann zu Gemeinschaftsschulen zusammengeführt.“ Schleswig-Holstein gilt als Aufsteigerland was die Ergebnisse der Studie angeht. Die GEW fordert eine sachliche Auseinandersetzung anstelle von Politik-Theater.