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PH Weingarten

Lehramtsstudierende übergeben offenen Brief an Wissenschaftsministerin Bauer

In einem offenen Brief an Wissenschaftsministerin Theresia Bauer benennen angehende Lehrer/innen die Defizite im Studium und Vorbereitungsdienst. Die GEW unterstützt die Lösungsvorschläge der Studierenden. Die Forderung nach besseren schulpraktischen Erfahrungen im Studium und einer längeren Studienzeit für angehende Grundschullehrer/innen stehen dabei im Mittelpunkt!

Ende November 2018 besuchte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer die Pädagogische Hochschule Weingarten, um sich die „Start Up Stories“ anzuschauen und mit Gründer/innen ins Gespräch zu kommen. Einige hunderte Studierende nutzten den Besuch, um ihrem Ärger über die Lehramtsstudiengänge Luft zu machen und übergaben der Ministerin einen offenen Brief.

Seit der Umstellung der Lehramtsstudiengänge auf Bachelor und Master können Studierende der Sekundarstufe I und II das „Integrierte Semesterpraktikum“ (ISP) bzw. das Praxissemester erst im Masterstudium machen. Wer dann merkt, dass der Lehrer/innenberuf der falsche ist, hat sieben Semester ohne verwertbaren Abschluss studiert. Ein früherer und besser ins Studium integrierter Praxisbezug wäre sinnvoll. Deshalb fordert die GEW gemeinsam mit den Studierenden regelmäßige schulpraktische Erfahrungen von Beginn des Bachelorstudiums an. Die GEW hat auch schon vor Start der neuen Studiengänge gefordet, dass das ISP und das Praxissemster im Bachelorstudium absolviert wird. Nur so können die Studierenden die Erkenntnisse und Anhaltspunkte aus dem ISP bzw. Praxissemester im weiteren Studium fruchtbar nutzen.

Auch wenn es zur Zeit noch keine Auswahl gibt, müssen die Studierende nach dem Bachelor bangen, ob sie einen Platz für das Masterstudium erhalten. Ein abgeschlossenes Masterstudium ist notwendig, um als Lehrer/in arbeiten zu können. Die GEW lehnt die von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer bei der Einführung der BA/MA-Studiengängen propagierte „Bestenauslese“ der Studierenden zwischen Bachelor und Masterstudium ab. Die GEW steht zum grundgesetzlich garantierten Recht auf freie Hochschulzulassung. Alle Bachelor-Absolvent/innen müssen das Recht bekommen, ihr Studium bis zum Masterabschluss fortführen zu können.

10-semestriges Studium auch fürs Grundschullehramt!

Die GEW setzt sich seit Jahren dafür ein, dass auch für Grundschulstudierende eine einheitliche Studiendauer von zehn Semestern (300 ECTS-Punkten) eingerichtet wird – analog zu den Strukturvorgaben der Kultusministerkonferenz für konsekutive Bachelor- und Masterstudiengänge in allen anderen Fachrichtungen. Derzeit studieren die angehenden Grundschullehrer/innen nur 8 Semester und erwerben dabei nur 240 EVTS-Punkte. Für die KMK-Vorgaben fehlen ihnen dann noch 60 ECTS-Punkte. Diese bekommen sie nach dem Vorbereitungsdienst angerechnet. Das ist für die GEW eine nicht sinnvolle Sparmaßnahme.

In Baden-Württemberg kann der Vorbereitungsdienst nur im Februar angetreten werden. Somit müssen Studierende nach Abschluss des Studiums unter Umständen fast ein Jahr warten, um den Vorbereitungsdienst antreten zu können. In anderen Bundesländern ist dies besser gelöst.

Anerkennung der Studienleistungen!

Die GEW fordert, dass die Universitäten und Pädagogischen Hochschulen alle lehramtsbezogenen Studienabschlüsse gegenseitig anerkennen. Studienleistungen müssen im Falle eines Hochschulwechsels reibungslos anerkannt werden. Darüber hinaus muss es faire und transparente Verfahren zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse und Studienleistungen einschließlich von Praxissemestern geben.

Die GEW besteht auf einer qualitativ hochwertigen Lehrer/innenbildung. Auch der gegenwärtige Lehrkräftemangel, vor dem die Bildungsgewerkschaft seit Jahren warnt, darf nicht zum Anlass genommen werden, die Qualitätsansprüche zu unterminieren. Im Gegenteil – in Zeiten wachsender Herausforderungen für Lehrer/innen durch Inklusion und Migration, Ganztagsschule und digitaler Bildung ist eine Sicherung und kontinuierliche Entwicklung der Qualität der Schulbildung und der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrer/innen dringender denn je.