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Lehrereinstellung 2018/19: Chancen je nach Schulart unterschiedlich

An Gymnasien gibt es mehr Lehramtsbewerber als Stellen. In anderen Schularten ist es umgekehrt. Da Stellen nicht besetzt werden können, müssen vor allem Grundschulen und SBBZ mit einer noch schlechteren Versorgung rechnen.

Eine Lehrerin unterrichtet eine 12. Klasse im Fach Deutsch.
Foto: © imago

Auch in diesem Jahr gibt es in den Grund-, Haupt-, Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen sowie Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren (GHWRGS) mehr Stellen als Bewerber/innen. Insgesamt sollten in allen Einstellungsverfahren rund 3.830 Stellen besetzt werden, demgegenüber standen circa 3.670 Bewerber/innen. Nach der Listeneinstellung blieben zahlreiche Stellen landesweit unbesetzt, die in den Nachrückverfahren besetzt werden sollen. Auf Grund des Mangels an Bewerber/innen ist aber klar, dass nicht alle Stellen besetzt werden können.

Grundschule – Stuttgart nun Mangelregion

Zu den schon in den letzten Jahren schwierig zu besetzenden Regionen von der Baar über die Schwäbische Alb kommt nun der Großraum Stuttgart neu dazu. In der Landeshauptstadt und in den angrenzenden Landkreisen konnten und können zahlreiche Stellen nicht besetzt werden.

Im Listeneinstellungsverfahren blieben im Regierungspräsidium (RP) Stuttgart und im RP Freiburg rund zwei Drittel der Stellen unbesetzt, im RP Tübingen konnte die Hälfte der Stellen nicht besetzt werden. Nur im RP Karlsruhe wurden alle Stellen besetzt. Wer ein Angebot bekommt, nimmt es allerdings häufig auch in begehrten Regionen nicht an. Auch diese Stellen müssen erneut ausgeschrieben werden.

Die meisten Bewerber/innen streben weiterhin in die Ballungsräume Freiburg, Karlsruhe und Heidelberg/Mannheim sowie in den Bodenseeraum, wo es allerdings sehr wenige Stellen gab. Somit gibt es auch in diesem Jahr trotz zahlreicher unbesetzter Stellen noch viele Personen ohne Einstellungsangebot. Gute Einstellungschancen hatten und haben vor allem die Personen, die sich räumlich flexibel beworben haben.

Haupt und Werkrealschulen / Realschulen / Gemeinschaftsschulen

Für die Haupt-/Werkrealschulen und Realschulen (für Gemeinschaftsschulen wird kein eigenständiges Einstellungsverfahren durchgeführt) haben sich insgesamt circa 1.680 Lehrkräfte auf 1.676 Stellen beworben. Insgesamt konnten im Listeneinstellungsverfahren sehr viele Stellen in diesen Schularten nicht besetzt werden. Die Mangelregionen sind ähnlich wie im Grundschulbereich. Vor allem im Großraum Stuttgart wird sich die Unterrichtsversorgung verschlechtern.

Im Listeneinstellungsverfahren wurde 361 Personen ein Angebot gemacht. Insgesamt hätten 720 Personen landesweit eingestellt werden können. Die Stellen in den Ballungsräumen Freiburg, Karlsruhe und Heidelberg/Mannheim sowie im Bodenseeraum hätten vermutlich alle doppelt besetzt werden können, in anderen Regionen gab es so gut wie keine Bewerbungen.

Musisch-technische Fachlehrkäfte

Durch die Umstellung der Ausbildung der Fachlehrkräfte von zwei auf drei Jahre gab es in diesem Jahr keine Neuabsolvent/innen. Der Bedarf an musisch-technischen Fachlehrkräften liegt seit Jahren konstant bei knapp 120 Stellen. Auf Grund der regionalen Einsatzwünsche der Kolleg/innen und der in den gewünschten Regionen nicht vorhandenen Stellen wurde über das Listenverfahren nur die Hälfte der Stellen vergeben. Die fehlenden Stellen sollen nun im Nachrückverfahren besetzt werden. Vermutlich ohne großen Erfolg.

Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren, Wissenschaftliche Lehrkräfte

Auch in diesem Jahr decken sich die Wünsche der Bewerber/innen und die Einsatzmöglichkeiten in den Regionen überhaupt nicht. Ein großer Teil der Personen bewirbt sich vor allem auf den Raum Heidelberg/Rhein-Neckar, hier gibt es aber nur sehr wenige freie Stellen. In anderen Landesteilen gibt es noch sehr viele unbesetzte Stellen, auf die sich nun die Kolleg/innen im Nachrückverfahren bewerben können. Mit Sicherheit werden wie in den Vorjahren nicht alle Stellen an den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) besetzt werden können.

Im sonderpädagogischen Bereich standen für die wissenschaftlichen Lehrkräfte 344 Stellen zur Verfügung. Bei den Stellenausschreibungen an den Schulen und bei der Listeneinstellung konnten davon nur rund die Hälfte besetzt werden. Auch hier zeichnet sich eine massive Verschlechterung der Unterrichtsversorgung an den SBBZ und der Inklusion ab. 

Fachlehrkräfte für Geistig- bzw. Körperbehinderte und Technische Lehrkräfte

Auch bei diesen Fachlehrkräften gab es keine Neuabsolvent/innen. Folglich haben sich nur rund 50 Personen auf insgesamt 115 Stellen beworben. Es werden also etliche Schulen ohne weitere Fachlehrkraft auskommen müssen. Die ohnehin schon schlechte Unterrichtsversorgung an den SBBZ wird dadurch weiter verschlechtert. Die Umstellung auf ein dreijähriges Ausbildungsverfahren wurde von der GEW prinzipiell begrüßt, für die Unterrichtsversorgung kam sie allerdings zu einem ungünstigen Zeitpunkt.

Gymnasien: Einstellungschancen verschlechtern sich

Zum Schuljahr 2018/19 bewarben sich rund 3.000 Gymnasiallehrkräfte (1.247 Neu- und 1.418 Altbewerber/innen) für den Schuldienst. Insgesamt stehen in diesem Jahr 853 Stellen in den verschiedenen Verfahren für Gymnasiallehrkräfte zur Verfügung. Dies sind 486 Beamtenstellen und 116 Stellen für Angestellte mit Übernahmegarantie ins Beamtenverhältnis zum Schuljahr2019/20 an Gymnasien und 250 Beamtenstellen an Gemeinschaftsschulen.

Da wahrscheinlich nicht alle Dienstanfänger/innen mit einem vollen Deputat beginnen, dürften 950 Einstellungen möglich sein. Von diesen Stellen wurden 74 über die Zusatzqualifikation vergeben und 23 sind für Sonderverfahren und Härtefallregelung vorgesehen. Darüber hinaus bieten sich weitere Einstellungsmöglichkeiten an beruflichen Schulen.

Die Einstellungschancen in den vier Regierungspräsidien sind wie in den letzten Jahren sehr unterschiedlich. Sie waren im RP Stuttgart mit 208 Stellen im Listenverfahren deutlich am besten, im RP Karlsruhe konnten 72 und im RP Freiburg 52 Stellen vergeben werden. Im RP Tübingen war nach einem sehr erfolgreich verlaufenen Ausschreibungsverfahren, in dem bereits 36 Stellen besetzt werden konnten, für das Listenverfahren keine Stelle mehr vorgesehen.

Auch fachspezifisch gibt es große Unterschiede. Die Fächer Mathematik und Deutsch haben dieselben Stundentafeln und damit einen identischen Bedarf. Bei den Bewerber/innen sehen die Zahlen ganz anders aus. Die Lehrbefähigung für Deutsch haben über 1.000 angehende Lehrkräfte, die für Mathematik nur 267. Weiterhin ist neben einer guten Leistungsziffer die räumliche Flexibilität der Bewerber/innen und die Bereitschaft, auch an eine andere Schulart zu gehen, eine notwendige Voraussetzung für ein Einstellungsangebot.

Leider haben sich die Einstellungschancen für Gymnasiallehrkräfte im Vergleich zum Vorjahr nochmals deutlich verschlechtert. Dieser Trend hat verschiedene strukturelle Ursachen und wird sich eher noch verschärfen. So neigt sich die Pensionierungswelle dem Ende zu. Im vorigen Jahr wurden 809 Stellen vor allem durch Pensionierungen frei, 2018 sind es nur 531. Alle Kollegien an Gymnasien haben sich ganz wesentlich verjüngt und so werden in den nächsten Jahren die Chancen auf Neueinstellungen weiter sinken. Gleichzeitig hat sich ein Sockel von Altbewerber/innen gebildet, der jährlich wächst.

Um dem eklatanten Mangel im Grundschulbereich entgegenzuwirken, machte das Ministerium auch in diesem Jahr gymnasialen Lehrkräften das Angebot, eine zusätzliche Laufbahnbefähigung als Grundschullehrkraft zu erwerben. Nach Bestehen der Qualifikation und einem insgesamt vierjährigen Verbleib im Grundschulbereich erhalten die Lehrkräfte eine Übernahmegarantie für das gymnasiale Lehramt. Die genauen Übernahmeregularien sind allerdings nach wie vor unklar. Bis Ende Juni 2018 hatten rund 90 Kolleg/innen dieses Angebot angenommen.

Kontakt
Ute Kratzmeier
Referentin für allgemeinbildende Schulen
Telefon:  0711 21030-25