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Veranstaltungsreihe Elternabend

Leichtes Spiel mit Eltern

Anfang Oktober konnten Eltern in Stuttgart Kultusministerin Susanne Eisenmann mit Fragen löchern. Dabei ging es um ausfallenden Unterricht – und darum, wie das Land mit seinen Lehrkräften umgeht. Die Antworten überzeugen nicht.

Von links: Podiumsdiskussion mit Kimsy von Reischach, Nicole Schluchter, Christian Jeisel, Susanne Eisenmann, Ulla Seitz, Christoph Sonntag und Martin Schick
Von links: Podiumsdiskussion mit Kimsy von Reischach, Nicole Schluchter, Christian Jeisel, Susanne Eisenmann, Ulla Seitz, Christoph Sonntag und Martin Schick (Foto: © Kultusministerium Baden-Württemberg)

Mit Respekt und ohne Vorwürfe wollte sich Kultusministerin Susanne Eisenmann mit Eltern austauschen. Schließlich sei ein Schulleben ohne Eltern nicht denkbar und ein gutes Miteinander sei ihr wichtig. Dafür schuf sie die Veranstaltungsreihe „Elternabend“. Nach Ulm und Karlsruhe fand die letzte Veranstaltung Anfang Oktober in Stuttgart statt.

Der Kabarettist Christoph Sonntag durfte mit seinen Späßen die Stimmung lockern, auch wenn sie anfangs auf Kosten der Walddorfschulen gingen. Wie an einem echten Elternabend in den Schulen sollte bei dieser Veranstaltung auch gelacht werden. Wobei es dann ganz ernsthaft zur Sache ging.

Mehrere Fragen von Eltern und Elternbeiräten drehten sich erwartungsgemäß um ausfallenden Unterricht. Die Ministerin räumte ein, dass in fast allen Schularten Lehrkräfte fehlen und schilderte ausführlich die Gründe: Realschullehrkräfte würden seit 2015 zwei Semester länger studieren, daher gebe es dieses Jahr keine Abgänger/innen. Bedarfsberechnungen hätten bisher gefehlt, nicht nur in Baden-Württemberg, sondern in ganz Deutschland oder der hohe Anteil an Teilzeitkräften mache Abschätzungen schwierig. Auch Pensionierungen, obwohl absehbar, verursachten Lücken.

Lösungen hatte Eisenmann ebenfalls im Gepäck. Hier hatte die Ministerin leichtes Spiel, weil Eltern keine Details kennen. Der Mangel an Sonderpädagog/innen beispielsweise werde behoben, weil es jetzt ein Aufbauprogramm gebe, mit dem Hauptschullehrkräfte zu Sonderpädagog/innen weitergebildet werden könnten. Dass von 100 Plätzen nur 20 belegt sind und die Zahlen nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind, sagte sie nicht. Unerwähnt blieb auch, dass die neu ausgebildeten Realschullehrkräfte wegen des Vorbereitungsdienstes erst ab 2021 den Schulen zur Verfügung stehen.

Eltern interessiert, wie Land mit Lehrkräften umgeht

Warum WhatsApp-Kommunikationen in Schulen nicht erlaubt sind, verstanden einige Fragesteller/innen nicht. Da half auch der Hinweis auf mangelnde Datensicherheit nicht viel weiter. Die Ministerin versprach, (und bedankte sich, dass niemand die gescheiterte Bildungsplattform „ella“ kritisiert hat), dass es bis Ende 2020 einen datensicheren Messengerdienst samt dienstlichen E-Mails für Lehrkräfte geben soll. Mit dieser Ankündigung haben sich die fragenden Eltern vorerst zufrieden gegeben. Es war aber klar, dass der Termin nicht vergessen wird.

Was Eltern sonst noch von der Ministerin wissen wollten zeigt, dass Eltern an gerechter Bezahlung und gutem Umgang mit den Lehrkräften interessiert sind. Warum Lehrkräfte vor den Ferien entlassen werden, wollte eine Mutter wissen. Die Ministerin stellte klar, dass nur zwei Prozent aller Lehrkräfte von auslaufenden Verträgen betroffen seien. Nur nicht voll ausgebildete Lehrkräfte bekämen keine feste Anstellung und überhaupt sei das nur ein Hype, den die Medien produzierten. Dass auch Referendar/innen über die Sommerferien nicht bezahlt werden, sagte sie nicht. Bezahlte Ferien könnten helfen, dass Referendar/innen in Baden-Württemberg bleiben.

Reisekostenerstattung für außerunterrichtliche Veranstaltungen war noch ein Thema, worüber eine Mutter um Auskunft bat. Die Ministerin betonte, dass das Budget verdoppelt worden sei und meist nur Gymnasien mit dem Geld nicht zurechtkämen. Sie empfahl „gelebtes Fridays for Future mit Ausflügen in den Schwarzwald statt nach Spanien“.

Ganz ohne Vorwürfe ging es dann doch nicht. Allseits beklagt wurden Elterntaxis oder Erziehungsberechtigte, die nicht zum Elternabend erscheinen. Der Elternvertreter auf dem Podium, Martin Schick, erwartet eine Partnerschaft zwischen Lehrkräften und Eltern auf Augenhöhe. Dazu sei es aus Elternseite auch nötig, sich fortzubilden und einzubringen. Nur für Feste verantwortlich zu sein, ist ihm auf jeden Fall zu wenig. Er und Christian Jeisel, der andere Elternvertreter auf der Bühne, erwarten, dass Eltern mindestens zum Elternabend kommen. Ulla Seitz von der Elternstiftung Baden-Württemberg und ehemalige Rektorin erinnerte daran, dass Eltern auch das Recht hätten, nicht teilzunehmen.

Kontakt
Maria Jeggle
Redakteurin b&w
Telefon:  0711 21030-36