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Nicht alles spitze

Mit dem sechsten Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme ermittelte die Bertelsmann-Stiftung wieder den Personalschlüssel in Kitas in ganz Deutschland. Baden-Württemberg nimmt erneut den Spitzenplatz ein. Trotzdem sieht die GEW Verbesserungsbedarf.

Nach der Studie, die Ende August veröffentlicht wurde, sind Kitas sehr unterschiedlich gut mit Personal ausgestattet. Die Bertelsmann-Stiftung empfiehlt einen Personalschlüssel von 1 zu 3 in Krippengruppen und 1 zu 7,5 in Kindergartengruppen. Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 1 zu  4,3 in Krippengruppen und 1 zu 9,2 in Kindergartengruppen. Baden-Württemberg liegt im Ländervergleich (mit 1 zu 3 in Krippengruppen und 1 zu 7,2 in Kindergartengruppen) vorne. Allerdings gibt es je nach Wohnort große Unterschiede in Baden-Württemberg. In Calw, wo bundesweit der beste Wert erreicht wird, kommen auf eine Fachkraft 2,5 Krippenkinder, in Mannheim sind es 3,9. Auch bei den Kindergartengruppen gibt es erhebliche Unterschiede: 6,1 Kindergartenkinder in Stuttgart werden von einer Fachkraft betreut, in Lörrach und Waldshut 8,3.  Laut Bertelsmann-Stiftung ist die Personalausstattung in Baden-Württemberg im Vergleich zu den anderen Bundesländern vorbildlich.

Die GEW bewertet dieses Ergebnis positiv. Da die Qualität von Kitas aber nicht allein vom Personalschlüssel abhängt, sieht die GEW trotzdem Handlungsbedarf. „Eltern und Beschäftigte haben nicht den Eindruck, dass Baden-Württemberg spitze ist“, sagte GEW-Vorsitzende Doro Moritz. Der Personalschlüssel sagt nichts über die tatsächliche Fachkraft-Kind-Relation im Alltag aus, da Vor- und Nachbereitung, Elterngespräche, Dokumentation sowie Ausfallzeiten wegen Urlaub, Fortbildungen und Krankheit nicht berücksichtigt werden. In Baden-Württemberg zählen außerdem auch diejenigen als Fachkräfte, die über einen Quereinstieg und einer 25-tägigen Fortbildung in die Kitas kamen sowie Auszubildende und Praktikant/innen. Beim Ausbildungsniveau der Kita-Beschäftigten belegt Baden-Württemberg nur einen unterdurchschnittlichen Platz. Zusätzlich fehlen auch hierzulande Fachkräfte. Freie Stellen können oft nicht besetzt werden. Deswegen setzt sich die GEW für einen Ausbau der Ausbildungskapazitäten an Fachschulen und Hochschulen ein, erwartet eine bessere Bezahlung der Fachkräfte und will eine Erhöhung des Landeszuschusses für die Betriebs- und Personalkosten der Kitas erreichen.

Außerdem fordert die GEW, dass Kitaleitungen 25 Prozent ihrer Arbeitszeit pro Kita-Gruppe für Leitungsaufgaben verwenden können müssen, um die Qualitätsentwicklung in Kitas sicherzustellen. 20 Prozent der Kita-Leitungen in Baden-Württemberg bekommen überhaupt keine zusätzlichen Stunden für diese Aufgabe. Damit liegt der Südwesten im bundesweiten Vergleich auf dem 13. Platz. Auch die Bertelsmann Stiftung rät, die Personalkapazität für Leistungsaufgaben in Baden-Württemberg auszubauen.

Kontakt
Heike Herrmann
Referentin für Jugendhilfe und Sozialarbeit
Telefon:  0711 21030-23