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Nur noch kurz die Welt retten

Beruflich etwas gesellschaftspolitisch Sinnvolles tun und damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen – eine Idealvorstellung sicherlich vieler Druckschrift-Leser/innen. In der Theorie machen „Social Entrepreneurs“ (Sozialunternehmer/innen) genau das. Das Hochschulinformationsbüro des Deutschen Gewerkschaftsbunds und die Gewerkschaftliche Studierendengruppe GSKA haben sich im Rahmen ihres Semesterprogramms in einer Podiumsdiskussion des Themas angenommen.

Die Organisation Ashoka, die älteste und größte Organisation zur Förderung von Sozialunternehmern, beschreibt den Begriff Sozialunternehmer/in wie folgt: „Social Entrepreneurs treten mit dem Ziel an, innovative unternehmerische Lösungen für drängende soziale Probleme zu finden und umzusetzen. Mit dem klassischen Unternehmer aus der Wirtschaft teilen Social Entrepreneurs Unternehmergeist, Visionskraft, Pragmatismus, Kreativität und Wille zum Erfolg. Sie sind jedoch gemeinnützig tätig.“

Auf der Veranstaltung wurden zwei Beispiele für sozialunternehmerische Projekte präsentiert: Das Projekt Welcome2Work der Hochschulgruppe enactus KIT (www.welcome2work.de) hat das Ziel, unternehmerisch die Welt im Kleinen zu verbessern. Ganz konkret über eine Jobplattform, die Geflüchtete über die gesamte Phase der beruflichen Integration (Qualifikationsfeststellung, Orientierung, Qualifizierung und Berufsvorbereitung, Bewerber/innen-Training) bis hin in die Beschäftigung mit Hilfe eines Paten-Systems begleitet. Das Projekt „Zusammen Leben“ aus Freiburg hingegen schafft Begegnungsräume für Geflüchtete und Einheimische, z.B. über das gemeinsame Essen über die Plattform Zusammen Essen (www.zusammenessen.de).

Ein Projekt aufzubauen, sich und andere Ehrenamtliche für die Aufgaben fit zu machen, verwaltungs- und steuerrechtlliche Hürden zu meistern, und das Projekt auf eine nachhaltige finanzielle Basis zu hieven, ist eine große Herausforderung. Es gibt jedoch einige Anlaufstellen zur Beratung wie z.B. die KIT Crowd des Innavationsmanagements am KIT (www.kitcrowd.de). „Wir sind erste Anlaufstelle für Projekte am KIT“, so die Business Development Managerin Nina Stock, „aber die eigentliche Arbeit müssen die Teams schon selber machen.“ Ist Crowdfunding in Zukunft also das Wundermittel, mit dem sich jegliche Finanzierungssorgen, ambitionierter, öko-sozialer Projekte und Jungunternehmen lösen lassen? Wohl nicht zwangsläufig, denn nicht jede Crowdfunding Kampagne erfüllt die in sie gesetzten Erwartungen. Sollte ein Crowdfunding mal nicht erfolgreich sein, sei das aber kein Beinbruch, so Stock, man müsse allerdings die Gründe detailliert analysieren. Zentral sei, dass Geldgeber/innen an ein Projekt glauben, so Stock.

Die IG Metall und der DGB beschäftigen sich intensiv mit der wandelnden Arbeitswelt im Zuge der Digitalisierung. „Unternehmergeist, der von sozialer Verantwortung geprägt ist, können wir als IG Metall nur unterstützen“, so Sven Gerriets, Projektsekretär für Studierende der IG Metall Karlsruhe. Gerade in der jüngeren Generation, so Gerriets, gebe es entgegen vieler Vorurteile ein starkes Bedürfnis, sich gesellschaftspolitisch zu engagieren – allerdings in anderen Formen. Wenn sich aus solchen Projekten dann später gute Arbeitsplätze ergäben, hätten alle Beteiligten etwas davon. Die Gewerkschaften öffnen sich in letzter Zeit auch verstärkt anderen Formen der Beschäftigung, etwa Solo-Selbstständigen und Crowdworkern.

Für diejenigen, für die die digitale Welt noch eher „Neuland“ ist, hielt die Moderatorin der Veranstaltung Cendrese Sadiku (Referentin für Hochschule und Forschung der GEW Baden-Württemberg) noch einen interessanten Gedanken bereit: Sozialunternehmer/innen sind ein wenig die „ehrbaren Kaufleute von heute“.