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Wie sich Freie Lehrkräfte an Volkshochschulen organisieren

Die Bedingungen für eine selbstorganisierte Interessensvertretung unter Honorarlehrkräften sind nicht gerade optimal. Trotzdem ist eine solche Organisation an mehreren Volkshochschulen entstanden. Drei Beispiele werden hier vorgestellt.

In der Regel haben Honorarlehrkräfte keine gemeinsame Interessensvertretung, im Gegenteil, sie stehen untereinander eigentlich in Konkurrenz. Oftmals ist es alleine schon schwierig, alle Kolleg/innen kennenzulernen, da sie unterschiedliche Arbeitszeiten und Einsatzorte haben, eine hohe Fluktuation herrscht und gemeinsame Räumlichkeiten wie ein Lehrerzimmer eher die Ausnahme denn die Regel sind.

Diese Dozent/innen-Vertretungen folgen alle diesen drei organisatorischen Schritten: Mailverteiler zusammenstellen, Dozent/innen-Versammlung einberufen, Vertreter/innen wählen - und das ganze natürlich regelmäßig wiederholen. Doch was die Vertretung dann konkret macht, kann recht unterschiedlich ausfallen. Dies wurde anhand von drei Beispielen im Rahmen des Offenen DaF-Stammtisch Stuttgart am Ende Juli deutlich.

Die Kursleitervertretung an der VHS Marburg führt jedes Semester zwei Stammtische und einen Betriebsausflug für Freie Lehrkräfte durch, zudem sammelt sie im Kollegium Wünsche für Fortbildungsveranstaltungen und übermittelt diese an die Leitung. Regelmäßig setzen sich die Sprecher/innen auch für kleinere Honorarerhöhungen ein, was dazu führte, dass die Honorare an der VHS Marburg leicht höher liegen als im Umland. Eine Besonderheit besteht darin, dass die Kursleitervertretung in der Satzung der VHS Marburg offiziell verankert ist und im VHS-Beirat zwei Stimmen hat. Dadurch ist die Kursleitervertretung nachhaltig verankert und als fester Bestandteil der VHS anerkannt.

Die DaF-Dozent/innen-Initiative der VHS Stuttgart organisiert in erster Linie DaF-Lehrkräfte, arbeitet allerdings nicht nur auf ihren Träger begrenzt. Die Initiative kümmert sich aktiv um die Vernetzung in der Stadt (über den Offenen Stammtisch), in der Region (über den Landesarbeitskreis DaF in der GEW) sowie bundesweit (über das Bündnis DaF/DaZ-Lehrkräfte). Die Initiative beschäftigt sich daher sowohl mit betriebsinternen Anliegen des Kollegiums als auch mit einer großen Bandbreite von rechtlichen oder politischen Fragen. Eine offizielle Verankerung besteht nicht.

Die Dozent/innen-Initiative an der VHS Leipzig arbeitet bereits seit geraumer Zeit daran, einen Tarifvertrag für arbeitnehmerähnliche Honorardozent/innen auszuhandeln. Ein Tarifvertrag hat den Vorteil, dass er bereits erkämpfte Rechte nachhaltig verankert, denn er kann nicht einfach je nach Haushaltslage wieder zurückgedreht werden. Der Tarifvertrag soll zwischen Verdi und der Stadt Leipzig ausgehandelt werden, da es sich um eine städtische VHS handelt. Aber wie kommt es dazu?

Zunächst ging es darum, in einer Umfrage die Ziele und Wünsche des Kollegiums herauszufinden. Dann begann die Initiative gemeinsam mit Verdi, die Kolleg/innen in die Gewerkschaft zu mobilisieren: 50 Prozent der arbeitnehmerähnlichen Honorarlehrkräfte an der VHS Leipzig sollten Mitglied in einer DGB-Gewerkschaft werden, damit Verdi das Mandat, für diese Gruppe einen Tarifvertrag zu verhandeln, auch tatsächlich ausführen kann. Im Rahmen dieser Tarifkampagne fanden eine Vielzahl kleinerer und größerer Veranstaltungen statt, es wurden Gespräche mit Kommunalpolitiker/innen und der Leitung geführt. Zudem hingen überall im Haus die schönen, auffälligen Türhänger, die auf problematische Aspekte der Arbeitsbedingungen und auf die Möglichkeit eines Tarifvertrags aufmerksam machten. Eine Kehrseite hat das Ganze: Leider würden von einem Tarifvertrag nur arbeitnehmerähnliche Honorarkräfte profitieren, also solche, die über 50 Prozent ihres Einkommens an der VHS Leipzig erwirtschaften. Für die anderen ist ein Tarifvertrag rechtlich nicht möglich.

Schließlich hatte die Kampagne ihr Mobilisierungsziel erreicht, die DGB-Gewerkschaftsmitglieder wurden zur Wahl einer Tarifkommission eingeladen, die die Dozent/innen in den Verhandlungen vertreten wird. Seitdem fordert Verdi die Stadt Leipzig zur Tarifverhandlungen auf, die jedoch noch zögert. Es ist also weiterhin notwendig, den Druck von unten aufrecht zu erhalten. Ein Weg, der einen langen Atem erfordert, doch zugleich die Chance bietet, bereits erkämpfte Erfolge nachhaltig zu verankern.