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Rechte Gewalt

„Wir lassen uns nicht aufs Dach steigen“

Mit einer gemeinsamen Kundgebung haben die Gewerkschaften den Anschlag der Identitären Bewegung auf das Stuttgarter Gewerkschaftshaus verurteilt. Die Demonstration stand unter dem Motto „Demokratie stärken und schützen“.

GEW-Mitglieder demonstrieren gemeinsam mit weiteren Gewerkschafter*innen in Stuttgart gegen rechte Gewalt.
Foto: © Frederik Kämpfert

„Das ist unser Haus – wir lassen uns nicht aufs Dach steigen“, sagte Gabriele Frenzer-Wolf, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Baden-Württemberg, bei einer gemeinsamen Kundgebung der Gewerkschaften am 5. Juni in Stuttgart. Die Demonstration vor dem Gewerkschaftshaus stand unter dem Motto „Demokratie stärken und schützen“.

Wenig Tage vorher hatten Neo-Faschisten der „Identitären Bewegung“ mit Bengalos und Kunstblut einen Anschlag auf das Stuttgarter Gewerkschaftshaus verübt und ein Banner mit der Aufschrift „Der DGB hat mitgeschossen.“ angebracht. Damit spielten sie auf eine Auseinandersetzung am Rande der Corona-Demos auf dem Cannstatter Wasen an, bei der ein Betriebsrat der Rechtsgruppe „Zentrum Automobil“ von Unbekannten schwer verletzt worden war.

Besonders erbost zeigte sich IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger darüber, dass sich die Rechten gerade das nach Willi Bleicher benannte Haus ausgesucht hatten. Schon einmal, am 2. Mai 1933, war das Gewerkschaftshaus von Faschisten besetzt worden und wurde vor einigen Jahren nach Willi Bleicher benannt, einem Antifaschisten, der fast zehn Jahre Haft und Folter in NS-Gefängnissen und Konzentrationslagern erleiden musste. „Jetzt wagt es dieser Sumpf, unser Gewerkschaftshaus wieder zu besetzen. Das darf es nie wieder geben. Willi wusste, dass Demokratie von den Gewerkschaften verteidigt werden muss.“ Bleicher habe die Einheitsgewerkschaft verteidigt, die gerade von rechten Spaltergruppen wie dem Zentrum Automobil bekämpft werde. Solche Giftsprüher werde man weiter gewaltfrei bekämpfen.

Eine Vertreterin der Gewerkschaftsjugend betonte, dass die Identitäre Bewegung sich zwar hipp und jung gebe, aber die gleichen Ziele wie die alten Rechten hätten. Als Vertauensperson der Beschäftigten von Daimler Untertürkheim rief Jose-Miquel Revilla an die Adresse von Zentrum Automobil: „Wir lassen uns nicht spalten und überlassen den Faschisten nicht die Köpfe der Menschen.“

Nach den rassistischen Morden an zehn Menschen am 19. Februar in Hanau skandierten Demonstrant*innen mit Transparenten „Die AfD hat mitgeschossen.“. Diese Spitze wollten die Identitären nun offenbar umdrehen – obwohl die Polizei die Verwendung einer Schusswaffe bei der Schlägerei in Stuttgart verneint. Die Gewerkschaften haben stets die Anwendung von Gewalt in politischen Auseinandersetzungen abgelehnt. Die Gewerkschaften stünden für Solidarität, gegen Gewalt und rechte Hetze, betonte Nadine Boguslawski von der IG Metall.

Kraftvoll und solidarisch haben wir heute vor dem Willi-Bleicher-Haus gezeigt: Unser Haus gehört uns! Wir stehen für #Demokratie, #Respekt und #Gewaltfreiheit! Thank you so much Thabilé!

Gepostet von DGB Baden-Württemberg am Freitag, 5. Juni 2020