Die Fachhochschulen heißen in Baden-Württemberg „Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW). Ursprünglich wurde der Hochschultyp HAW mit dem Fokus auf die Lehre gegründet. Die Lehre übernahmen überwiegend Professor/innen, so dass ein klassischer Mittelbau nicht vorgesehen und nötig war. Eine der Kernaufgaben der HAWs ist auch heute noch die wissenschaftliche und praxisorientierte Fachkräfteausbildung. Die HAWs sind für viele Studierende attraktiv, da die Lehre praxisnah, oftmals enge Kontakte zur regionalen Wirtschaft bestehen und die Hochschulen regional verankert sind. Diese Hochschulen haben in der Regel eine geringere Studierendenzahl als Universitäten – in Baden-Württemberg zwischen 1.100 und 8.000 Studierenden. Die Studierenden der HAWs sind eine sehr heterogene Gruppe, da es neben dem klassischen Abitur noch zahlreiche weitere Zugangswege zu diesem Hochschultyp gibt. Im Gegensatz zu den Universitäten hat sich die Zahl der HAWs in den letzten Jahren – vor allem im Privathochschulbereich – stark erhöht. Die staatlichen HAWs in Baden-Württemberg haben ihr Studienangebot und die Studienplätze massiv ausgebaut und teilweise auch neue Standorte eröffnet.
Zahl der Professuren kann mit Studierendenzahl nicht mithalten
Die Zahl der Studierenden an HAWs ist bundesweit zwischen 2005 und 2014 etwa um den Faktor 1,5 gewachsen, die Zahl der Studienanfänger/innen um den Faktor 1,7. Demgegenüber wurde die Zahl der Professor/innen im selben Zeitraum nur um den Faktor 1,2 erhöht. Die Betreuungsrelationen verschlechterten sich deshalb deutlich. Im Jahr 2014 kamen auf 15.987 hauptberufliche Professor/innen 717.271 Studierende. Dieses Verhältnis von rund 1:45 konterkariert die wichtigsten Merkmale des Studiums an Fachhochschulen: kleine Lerngruppen, vorwiegend Lehre von Hochschullehrer/innen und eine intensive Betreuung. Zwar kann bundesweit ein starker Zuwachs der wissenschaftlichen und künstlerischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den letzten Jahren verzeichnet werden, jedoch ausgehend von einem extrem niedrigen Wert. So stieg zwischen 2005 und 2014 die Zahl von deutlich unter 3.000 auf über 10.500 Personen. Zu ihren wichtigsten Tätigkeiten gehören wissenschaftliche Dienstleistungen in der zunehmend stärker werdenden
Forschung und Entwicklung, im Transfer und im Wissenschaftsmanagement. Neue Aufgabenfelder kamen dazu. Die Lehre gehört nur teilweise zu den Aufgaben der wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen. Vielfach gibt es hybride Stellenprofile, so dass bei einer Person gleich mehrere Aufgaben und Zuständigkeiten zusammentreffen. Im Unterschied zu Universitäten arbeiten nur wenige Mitarbeiter/innen an einer Dissertation, die wenigsten sind bereits promoviert. Bundesweit gesehen sind wissenschaftliche Mitarbeiter/innen an HAWs noch immer mehrheitlich im gehobenen, nicht im höheren Dienst eingruppiert. Das führt zu einem deutlich schlechteren Einkommen und macht diese Arbeitsplätze im Vergleich zu anderen Hochschulen oder der Wirtschaft deutlich unattraktiver.