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didacta 2025 in Stuttgart

Platz für Bildung, nicht für Umtriebe der Rechten

Fünf Tage didacta in Stuttgart sind vorbei. Die Präsenz der AfD störte die Bildungsmesse ganz massiv und passte so gar nicht zum Leitsatz „Demokratie braucht Bildung – Bildung braucht Demokratie“. Intensiver Austausch fand am Stand der GEW statt.

Foto: David Matthiessen
Foto: David Matthiessen

Die Bildungsmesse didacta Mitte Februar in Stuttgart eignete sich bestens für Kontakte, für Austausch und Vernetzung. Nirgendwo sonst sind Politik, Wissenschaft, Gewerkschaften, Verbände, Medien, kommerzielle und staatliche Anbieter an einem Ort vereint. Auf kurzen Wegen lassen sich viele Fragen klären. So auch am Stand der GEW.

Lehramtsstudierende erkundigten sich übers Referendariat. Eine Erkenntnis: Nicht alle Gruselgeschichten, die an den Hochschulen kursieren, entsprechen der Realität. Dienstanfänger*innen suchten Informationen, was den Start in der Schule erleichtern oder was eine Gewerkschaft wie die GEW überhaupt leisten kann. Viele Informationsmedien der GEW für Jung und Alt waren gefragt. Die GEW wollte Mut machen und vor allem Lust auf den #BesterJobDerWelt.

Für Toleranz und Rechtsstaatlichkeit

Besonders begehrt war das Informationsblatt „Lehrkräfte müssen nicht neutral sein“. Dort steht: „Lehrkräfte sollen demokratische Werte wie Würde und Gleichheit aller Menschen, Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität vermitteln.“ Die Botschaft passte zum Motto der Messe „Demokratie braucht Bildung – Bildung braucht Demokratie“ und war umso wichtiger, weil zwei Hallen weiter der AfD ein Stand genehmigt wurde. Die Präsenz der rechtsextremen Partei auf der größten Bildungsmesse Europas sorgte für viel Aufruhr. Die GEW hat gemeinsam mit dem VBE schon vor Messebeginn beim didacta-Verband Beschwerde eingelegt. Täglich um 12 Uhr fanden dann laute Proteste vor dem AfD-Stand statt. Sticker gegen die AfD fanden am GEW-Stand reißenden Absatz. Bei der Schlussaktion am letzten Messetag beteiligten sich weitere Organisationen: Unter anderen die Bundesschülerkonferenz, Greenpeace, Amnesty International und Teachers for Future. „Unser Protest ist nicht nur ein Ausdruck von Widerstand, sondern auch ein starkes Signal für Solidarität und Rechtsstaatlichkeit sowie Toleranz und Menschenrechte“, sagte die GEW-Bundesvorsitzende Maike Finnern.

Auch Marina Weisband setzte ein Zeichen. Die Psychologin und Leiterin des schulischen Demokratieprojekts „aula“ sollte vom Didacta-Verband als „Bildungsbotschafterin“ geehrt werden. Sie wies die Auszeichnung ab. „Die didacta hat sich unfreiwillig zum Brennglas für die Frage gemacht, ob demokratiefeindliche Akteure einen Platz haben auf einer Fachmesse mit dem Motto Demokratiebildung. Und ich kann nicht anders, als hier fest auf einer Seite zu stehen: Nein, haben sie nicht“, sagte Weisband. Sie kämpfe für eine Schulkultur der Selbstwirksamkeit. „Für Inklusion, Vielfalt, Neugier, den Glauben an jedes einzelne Kind, an jeden einzelnen Menschen. Die AfD kämpft gegen Gesamtschulen, gegen Inklusion, gegen Lehrkräfte, die nicht auf Linie sind. Sie spricht Menschen je nach Geburt verschiedenen Anspruch auf Würde zu. Sie stellt Menschen vor existenzielle Fragen. Gehen oder bleiben? Sind wir hier noch willkommen? Schüler mit Migrationshintergrund.“

Der Didacta-Verband will im nächsten Jahr keine Parteien als Aussteller auf der Bildungsmesse zulassen. Und die 3.000 Euro, mit denen die Auszeichnung für Weisband dotiert gewesen wäre, hat der Verband nun an „aula“ gespendet.

Fluch und Segen von KI

Eine Messe will auch immer präsentieren, was neu auf dem Markt ist. Selbst wenn analoge Medien die Besucher*innen immer noch am stärksten an die Stände zogen, beherrschte KI die Diskussionen und ganze Hallen. Auf den rund 1.800 Veranstaltungen ging es neben der Demokratiebildung oft um Fragen rund um KI. Dabei scheint die Künstliche Intelligenz unzählige Probleme in der Bildung zu lösen: Sie ermöglicht individuelle Förderung, entlastet die Unterrichts- und Prüfungsvorbereitung, korrigiert, kommuniziert, erstellt Pläne, überträgt Daten, kennt auf jede Frage eine Antwort. Doch vieles ist ungeklärt: Sind die Anwendungen rechtssicher und datenschutzkonform? Ist klar, wo KI überhaupt drinsteckt? Dienen die Apps wirklich der Entlastung? Sind die Anwendungen altersgerecht? Wie verlässlich und reproduzierbar sind die Ergebnisse? Auch wenn vieles offen ist: Der Geist ist längst aus der Flasche.

Die nächste didacta ist in Köln vom 10. bis 14. März 2026.

Kontakt
Maria Jeggle
Redakteurin b&w
Telefon:  0711 21030-36