GEW-Protest am Kultusministerium
Politische Bildung an Schulen stärken
Die GEW fordert, den Gemeinschaftskunde-Unterricht auszubauen. Gerade in Zeiten von Fake News sei es wichtig, allen Schüler*innen die Grundlagen zu geben, um die Gesellschaft mitgestalten zu können, betont GEW-Vize Ricarda Kaiser.
Eine Delegation der Bildungsgewerkschaft GEW übergab heute zusammen mit Schüler*innen Kultusstaatssekretärin Sandra Boser ein symbolisches „Haus der Bildung“, in dem die politische Bildung einen festen Platz erhalten soll. In einem Forderungskatalog macht die GEW Vorschläge zur Stärkung der Gesellschaftswissenschaften an Schulen.
„Im Blick unserer Diskussionen um schulische Bildung steht oft die Berufsvorbereitung. Ebenso wichtig ist es, alle Schüler*innen gerade in Zeiten von Fake News die Grundlagen zu geben, um unsere Gesellschaft als mündige Bürger*innen mitgestalten zu können. Dafür brauchen wir mehr Zeit in den Schulen. Politische Bildung muss gleichwertig neben Naturwissenschaften, Fremdsprachen sowie Mathematik und Deutsch auf dem Stundenplan auftauchen“, sagte Ricarda Kaiser, stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, in Stuttgart.
Die GEW sieht derzeit die politische Bildung in den Schulen in einer Randstellung und setzt sich für den Ausbau des Gemeinschaftskundeunterrichts ein. Dazu gehöre, dass Gemeinschaftskunde in der Sekundarstufe I mindestens zweistündig unterrichtet und in der gymnasialen Oberstufe den anderen Fachbereichen gleichgestellt werde.
„Schüler*innen haben derzeit in unseren Gymnasien keine Chance, sich für ein ‚Greta Thunberg-Profil‘ zu entscheiden. Gemeinschaftskunde und Geographie können nicht zusammen als Leistungskurse in der Oberstufe gewählt werden. Gerade eine grüne Kultusministerin sollte dafür sorgen, dass in der gymnasialen Oberstufe eine Schwerpunktbildung bei Gesellschaftswissenschaften möglich wird. Im Politikunterricht fehlt die Zeit zur Behandlung der im Bildungsplan vorgeschrieben Themen. Kompetenter Umgang mit Medien oder politischen Urteilsfähigkeit kommen zu kurz. Es bleibt kaum Zeit für die Behandlung tagespolitischer Ereignisse oder für Exkursionen, welche die Demokratie erst wirklich erfahrbar machen“, sagte Barbara Becker, Vorsitzende der Landesfachgruppe Gymnasien in der Bildungsgewerkschaft. Die GEW ist die größte bildungspolitische Interessenvertretung in Baden-Württemberg.
Die GEW-Initiative wird auch von Schüler*innen unterstützt. Der Vaihinger Schülersprecher Jon Buchmüller hat mit mehreren Jugendgemeinderät*innen und Schülersprecher*innen die Stärkung der Gesellschaftswissenschaften in der gymnasialen Oberstufe gefordert. 270 Fachschaften an Gymnasien aus ganz Baden-Württemberg unterschrieben ein Protestschreiben der Politiklehr*innen des Hilda-Gymnasiums Pforzheim. Die GEW erreichte bereits, dass in der Oberstufe ein durchgehender Kurs in Gemeinschaftskunde oder Geographie gewählt werden kann.