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Realschulen - Weiterentwicklung wird möglich

Die Landesregierung wird die Realschulen mit einem neuen Konzept und mehr Lehrerstellen stärken. Individuelles Fördern soll ermöglicht werden und Schüler/innen werden den Hauptschulabschluss an Realschulen ablegen können. Die GEW begrüßt diese Weiterentwicklung.

Kultusminister Stoch stellte im November seine Pläne für die Realschulen vor und verspricht für das kommende Schuljahr zusätzliche Ressourcen. 500 Stellen sollen es im Endausbau sein. Mit der neuen Realschulkonzeption reagiert er auf die große Heterogenität, die durch das Schulwahlverhalten der Eltern seit Jahren ansteigt. Das Konzept gibt den schwachen Schüler/innen die Chance, ohne Schulwechsel den HS-Abschluss zu machen. Daran führt kein Weg vorbei. Das wurde von der GEW eingefordert. Zahlreiche Gespräche hatte Kultusminister Stoch in dieser Sache mit der GEW und der AG der Realschulrektor/innen geführt.

Niemand, auch nicht die GEW, die die meisten Realschulkräfte organisiert, behauptet, dass damit alles gut ist. Zieldifferent und binnendifferenziert zu arbeiten, ist für Lehrkräfte aller Schularten eine große Herausforderung, vor der die Lehrkräfte der Werkrealschulen in den 10. Klassen schon seit Jahren stehen. Unsere gewerkschaftliche Aufgabe ist es, pädagogische Notwendigkeiten anzuerkennen und dafür die angemessenen Arbeitsbedingungen einzufordern. Aus Verantwortung für die Schüler/innen und die Lehrkräfte können und wollen wir nicht nur Kritik üben und keine Ängste schüren. Stattdessen wollen wir dafür sorgen, dass die Realschullehrkräfte die Herausforderungen bewältigen können. 

Es ist nicht nur ärgerlich, sondern auch populistisch, wenn ein Lehrerverband die vorhandene Unsicherheit zum Anlass nimmt, Wochen nach der Vorstellung des Konzepts von einem „Trojaner“ zu sprechen, der die Realschulen kaputt mache. Zwei Tage nach der Vorstellung des Konzepts hatte der VBE noch „mit großem Verständnis und intensiver Zustimmung die Unterstützungsmaßnahmen wahrgenommen“. Einige Tage später schreibt der Verband, dass sich das Kultusministerium endlich in die von ihm „bereits vor fünf Jahren vorgeschlagene Richtung“ bewegt und damit der „Zerschlagungsprozess der Realschulen (…) systemimmanent betrieben“ werde. 

Wem hilft diese destruktive Position? Welche Antwort geben der VBE und andere Kritiker/innen auf die Frage nach guten Bildungsangeboten für schwache Schüler/innen?
Aussagen darüber, ob und wie sich die Schullandschaft verändern wird, sind zum jetzigen Zeitpunkt Kaffeesatzleserei.

Viele Fragen werden von Kolleg/innen in diesen Tagen gestellt:

  • Sichert das neue Konzept die Existenz der Realschulen?
  • Gefährdet das Modell die Gemeinschaftsschulen?
  • Wird die Gemeinschaftsschule für bildungsambitionierte Eltern dadurch attraktiver?
  • Warum muss das Gymnasium keinen Hauptschulabschluss anbieten?
  • Werden sich noch weniger Eltern für die Haupt- und Werkrealschule entscheiden?
  • Sinkt das Niveau der Realschulen?

Die Beantwortung dieser Fragen hängt davon ab, wie erfolgreich die Realschulen den Umgang mit der Heterogenität bewältigen. Dafür braucht es Ressourcen und veränderte pädagogische Konzepte. Beides wird die GEW mit den betroffenen Lehrkräften durchsetzen. An der Belastungssituation der Gemeinschaftsschulen zeigt sich, dass die bisher gewährte Unterstützung für die Veränderungsprozesse nicht ausreicht.

In diesem Prozess werden die Hauptschullehrkräfte im Team mit den Realschullehrkräften wertvolle Arbeit leisten. Die GEW wird sich dafür einsetzen, dass sie dafür mit A13 auch angemessen entlohnt werden.