Die GEW hat bereits zu Beginn des Jahres massiv kritisiert, dass an den beruflichen Schulen 600 Stellen abgebaut werden sollen. Das Kultusministerium (KM) hat dies in einer Presseerklärung als „schlichtweg falsch“ bezeichnet. Seit der Einstellungssitzung wissen wir nun, dass genau dieses geplant war.
Insgesamt 417 Stellen sollen in andere Schulbereiche verlagert werden. Dazu kommen 200 Abordnungen aus dem Gymnasium, die zum Sommer auslaufen. Rund 15 Abordnungen werden voraussichtlich um ein Jahr verlängert, der Rest geht an das allgemeinbildende Gymnasium zurück. In der Summe wäre dies faktisch einem Abbau von 602 Deputaten gleichgekommen.
Kritik der GEW zeigt Wirkung
Die Stellenverlagerungen werden zwar realisiert, das KM weist den beruflichen Schulen aber im Gegenzug 233 Stellen zu. Kurzfristig wurden Anfang Juli weitere 132 Deputate vor allem für die Erhöhung der Stundentafel im Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf mit Schwerpunkt Erwerb von Deutschkenntnissen (VABO) bereitgestellt, so dass in der Summe 365 Deputate zugewiesen werden.
Durch den Umtausch von Stellen tarifbeschäftigter Lehrkräfte (TL) in Stellen beamteter wissenschaftlicher Lehrkräfte (WL) gehen 19 Deputate verloren. In der Summe reduziert sich der Stellenabbau damit auf 256 Deputate. Allerdings gibt es an den beruflichen Schulen immer noch 643 Stellen für den Unterricht für Flüchtlinge. Sie sollen zum 1. August 2019 wegfallen. Hier werden Stellenstreichungen erneut ins nächste Schuljahr verlagert.
Trotzdem bleibt die Stellensituation unbefriedigend. Da 132 Deputate für zusätzlichen Unterricht im VABO benötigt werden, bleibt der faktische Stellenabbau in jedem Fall höher als die demographische Rendite von 340 Stellen, die das KM zugrundelegt. Das Statistische Landesamt prognostiziert für das kommende Schuljahr einen Rückgang von circa 9.500 Schüler/innen. Rückläufige Zahlen wird es sicher geben, Ausmaß und Umfang bleiben jedoch abzuwarten. In den vergangenen vier Jahren sind die Einstiegsklassen der dualen Ausbildung erfreulicherweise stabil geblieben und weder Wirtschaft noch Politik haben ernsthaft ein Interesse an einem Rückgang.
Damit droht die Gefahr, dass sich die Unterrichtsversorgung im kommenden Schuljahr wieder verschlechtert. Spielraum für pädagogische Verbesserungen, etwa Förderstunden für die Eingangsklassen der beruflichen Gymnasien oder eine Absenkung des Klassenteilers in Klassen mit überwiegendem Anteil an Migranten auf 24 wird es so nicht geben.
Einstellungssituation bleibt gut
Die Einstellungssituation bleibt aufgrund von Sondereffekten dagegen insgesamt erfreulich. So waren im laufenden Schuljahr 180 Stellen unbesetzt, weitere 290 Stellen wurden über befristete Arbeitsverträge besetzt, die jetzt auslaufen. Insgesamt stehen damit im Sommer 1.046 Deputate (943 WL und 73 TL) für die Einstellung zur Verfügung.
344 der 406 (85 Prozent) Referendar/innen, haben bereits ein Einstellungsangebot erhalten. Dazu kommen 41 Altbewerber/innen, sowie 60 Lehrkräfte mit gymnasialer Ausbildung, sechs Sonderschullehrkräfte und eine Realschullehrkraft. Weitere 61 Laufbahnbewerber/innen (neu) und 50 (alt) haben einen Zwischenbescheid erhalten und können sich im Nachrückverfahren auf schulbezogene Stellenausschreibungen bewerben.
Da in den vergangenen Jahren viele Allgemeinbildner/innen eingestellt wurden, gibt es inzwischen an vielen Standorten einen Überhang, vor allem in den Fremdsprachen, in Deutsch und Geschichte/Gemeinschaftskunde. Bewerber/innen mit diesen Fächern müssen regional flexibel sein, wenn sie ein Einstellungsangebot erhalten wollen.
Einen erheblichen Bewerbermangel gibt es nach wie vor bei den Naturwissenschaften und in vielen berufsbezogenen Fächern im Gewerbe. Für letztere konnten bislang nur 66 Laufbahnbewerber/innen und 43 Direkteinsteiger/innen gewonnen werden. Dies ist insgesamt viel zu wenig, um die Bedarfe an den Schulen zu decken. Das KM wird deshalb auch im kommenden Schuljahr circa 350 Deputate mit befristeten Verträgen besetzen in der Hoffnung, diese Stellen in den kommenden Schuljahren mit der gesuchten Fächerkombination besetzen zu können.
Auch die Zahl der Interessenten für den Direkteinstieg ist erneut zurückgegangen (2016: 443, 2017: 229, 2018 163). Gerade bei guter Konjunktur kann das KM zum Beispiel im Elektro- oder Metallbereich oder bei Informatiker/innen nur begrenzt mit der Wirtschaft konkurrieren. Hier rächt sich, dass das Land über Jahre hinweg seine Beschäftigten vornehmlich als Sparpotential betrachtet hat. Auch die Pläne, Teilzeit und Anrechnungsstunden einzuschränken und die Überlegung, zum Beispiel mit Arbeitszeitkonten mehr Unterrichtsstunden aus den Lehrkräften herauszupressen, sind hier völlig kontraproduktiv.
Unabhängig davon, ist derzeit immer noch ein erheblicher Teil der Stellen unbesetzt. Auch wenn diese teilweise mit befristeten Arbeitsverträgen besetzt werden, gibt es im beruflichen Bereich nach wie vor Einstellungschancen. Das KM wird jetzt auf die Gymnasialliste zurückgreifen und verbleibende Stellen im Nachrückverfahren ausschreiben.