Corona-Hilfen des Bundes
Studierende kritisieren Überbrückungshilfen als unzureichend
Viele Studierende stehen auch ein halbes Jahr nach Beginn der Coronavirus-Pandemie noch unter finanziellem Druck. Die Überbrückungshilfen des Bundes seien zwar sinnvoll, reichten jedoch nicht aus, findet der Landesstudierendenausschuss.
Der Landesstudierendenausschuss (LASS) der GEW Baden-Württemberg begrüßt, dass Bundesbildungsministerin Anja Karliczek die prekäre finanzielle Situation vieler Studierender erkannt hat. Die Einrichtung von Überbrückungshilfen sowie deren Verlängerung um zunächst einen Monat seien sinnvolle Maßnahmen, reichen jedoch nicht aus.
Die Hilfen in Höhe von bis zu 500 Euro, welche sich nach dem Kontostand zum Monatsende richten, sind sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings ist die Pandemie weder ausgestanden, noch können zuverlässige Aussagen über ihre Langzeitfolgen getroffen werden. Es gilt etwa zu beachten, dass die klassischen Nebenjobs Studierender oft auf Berufsfelder entfallen, die von der Pandemie besonders schwer getroffen sind und nur langsam wieder aufleben. „Eine Beschränkung der Überbrückungshilfen auf die Monate Juni bis September wird daher zu kurz greifen“, sagt Marie-Terese Reck, Sprecherin der Studierenden der GEW Baden-Württemberg.
Studierende weiterhin ohne ausreichende finanzielle Hilfen
Viele Studierende haben durch Corona ihre Jobs verloren. Leider hilft nun auch der Nothilfefonds des Bundes wenig: In Baden-Württemberg wurden bis Mitte Juli rund zwei Drittel aller gestellten Anträge abgelehnt. Es sei dabei besonders problematisch, dass die Ablehnung oftmals nicht aufgrund einer fehlenden Notlage der Studierenden erfolge, sondern aufgrund von Formfehlern wie fehlender Kontoauszüge, so Reck. Die bearbeitenden Studierendenwerke können selbst entscheiden, ob sie Dokumente nachfordern oder den Antrag sofort ablehnen.
Es wäre denkbar, nach Bestätigung einer Notlage die Unterstützung für drei Monate am Stück auszuzahlen. Nicht nur, damit der bürokratische Aufwand einer monatlich erfolgenden Beantragung eingeschränkt werden kann, sondern auch, damit den Studierenden mehr finanzielle Sicherheit gewährt wird. Der LASS merkt weiterhin an, dass die Notlage für viele Studierende bereits im Frühjahr begann, sodass die nun ausgezahlten Gelder nur vorhandene Löcher stopfen.
Die Verlängerung der Überbrückungshilfen in den September hinein zeige, dass der Bundesregierung bewusst sei, dass viele Studierende auch ein halbes Jahr nach Beginn der Pandemielage noch unter finanziellem Druck stehen. „Allerdings wird sich mit dem Beginn des Wintersemesters die Situation nicht schlagartig ändern. Im Gegenteil: Durch die nahende Schließung der Außengastronomie werden weitere studentische Jobs entfallen“, ergänzt Annika Schrumpf, stellvertretende Sprecherin.
Die GEW setzt sich deshalb weiter für echte Zuschüsse für Studierende ein. Der LASS fordert eine Verlängerung der Überbrückungshilfen ins Wintersemester hinein. Zudem müsse dringend der hohe bürokratische Aufwand verringert werden, etwa durch eine Auszahlung der Überbrückungshilfen für drei aufeinanderfolgende Monate.