Zum Inhalt springen

Integriertes Semesterpraktikum (ISP)

Studierende wünschen sich (finanzielle) Entlastung

Das ISP ist eine wichtige Phase in den Lehramtsstudiengängen an den Pädagogischen Hochschulen. Es ist nach dem zweiwöchigen Orientierungspraktikum die erste längere Möglichkeit für Lehramtsstudierende, Praxisluft zu schnuppern.

Eine junge Frau steht vor einer Klasse.
Foto: Depositphotos.com / PhotoA

Morgendliches Getümmel im Schulflur, aufgeregt den ersten selbstentwickelten Einstieg in ein neues Unterrichtsthema ausprobieren, ein Elterngespräch miterleben, endlich den Traumjob live erleben, all das macht das Integrierte Semesterpraktikum (ISP) aufregend.

Dennoch berichten Studierende in einer GEW-Umfrage auch von (strukturellen) Herausforderungen, denen sie im ISP begegnen. Ich bin selbst Lehramtsstudentin an einer Pädagogischen Hochschule und bin mit meinen Kommiliton*innen in regelmäßigem Austausch. In den Gesprächen kommt immer wieder zutage: Finanzielle Engpässe, die sich aus der Praktikumssituation ergeben, trüben die Praxisfreude.

„Ich musste meinen Bürojob aufgeben, und es ist schwer, finanziell über die Runden zu kommen“, sagte Annemarie, derzeit ISP-Studentin. Sie wünscht sich entweder einen finanziellen Ausgleich oder eine flexiblere Gestaltung der Praktikumszeiten, um das gleichzeitige Arbeiten und Studieren zu erleichtern.

Auch Marvin, der sein ISP an einer Grundschule bereits beendet hat, betonte, dass die finanzielle Belastung während des ISP eine seiner größten Herausforderungen war. Viele Studierende seien darauf angewiesen, das Studium mit einem Nebenjob zu finanzieren. Während des Praktikums seien die Studierenden aber voll in den Schulalltag eingebunden und hätten dadurch nur begrenzt Zeit, um nebenbei zu arbeiten. Dies führe zu finanziellen Engpässen bei Studierenden, die auf ein zusätzliches Einkommen angewiesen sind.

Ein Kommentar von Michael Hirn, stellvertretender GEW-Landesvorsitzender

Evaluationsergebnisse der Pädagogischen Hochschulen legen nahe, dass Studierende das ISP überwiegend als positive Erfahrung erleben. Auch die GEW Baden-Württemberg bewertet das ISP so. Eine intensive Verbindung des Studiums mit praktischen Erfahrungen und deren fachliche und pädagogische Reflexion ist ein Merkmal der Lehramtsstudiengänge an den Pädagogischen Hochschulen. Studierende erfahren so, warum die an der Hochschule erworbenen Kompetenzen für die spätere Tätigkeit als Lehrkraft relevant sind. Und sie können durch die Praxiserfahrungen das weitere Studium strukturieren und planen. Nicht zuletzt bietet das ISP die Chance, die Entscheidung für den Beruf zu reflektieren.

Eine echte Entlohnung während des ISP wäre problematisch. Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass die Studierenden eine unterrichtsähnliche Arbeit verrichten. Das würde dem Zweck des ISP, Theorie und Praxis reflektierend zu verbinden, widersprechen. Aber eine Aufwandsentschädigung, mit der die wegfallenden Einnahmen des Nebenjobs und die zusätzlichen Kosten für das Pendeln aufgefangen werden könnten, wäre sinnvoll. Mindestens für Studierende, die BAföG beziehen oder finanziell auf Unterstützung angewiesen sind, sollte das Land ein Modell entwickeln, das ohne großen bürokratischen Aufwand einen fairen Ausgleich für den finanziellen Mehraufwand ermöglicht. Das hilft, die Ziele des Landes zu erreichen: Möglichst viele Studierende beenden das Studium erfolgreich und sind möglichst gut auf den Beruf als Lehrer*in vorbereitet.

Gleichzeitig entstünden durch zum Teil weite Anfahrtswege zur Praktikumsschule zusätzliche Ausgaben, wie Kosten für ÖPNV oder Tanken. Eine andere Studentin merkt an: „Sprit wird gerade in dieser Zeit nicht billiger, und wenn man jeden Tag 1,5 Stunden fährt, sind ungefähr 100 Euro nach anderthalb Wochen weg und das fast ein halbes Jahr lang – das ist nicht wenig.“ Sie erzählte, dass sie zur Finanzierung ihres ISP die Monate zuvor doppelt so viel gearbeitet habe um Überstunden aufzubauen, die sie während des ISP abbauen kann.

Ein finanzieller Ausgleich, sind sich die Studierenden einig, würde helfen, die ISP-Zeit fairer zu gestalten. Das gilt besonders für die, die sich vor dem ISP die Frage stellen müssen, ob sie sich das ISP überhaupt leisten können.

Das Land behauptet in seinen Werbekampagnen anlässlich des Lehrkräftemangels, dass man sich um die Lehrer*innen und ein gutes Studium kümmern möchte. Doch in dieser Situation lässt es uns alleine. Auch in anderen Studiengängen werden Studierende in Semesterpraktika bezahlt – wir nicht. Wir wünschen uns eine Entlohnung oder wenigstens einen Ausgleich der Fahrtkosten.

Kontakt
Katharina Huss
Referentin für Studierendenarbeit
Telefon:  0711 21030-48
Links