Zum Inhalt springen

Studierende

Studium in Zeiten der Krise!

Seit einem Jahr leben wir nun mit und in der sogenannten Corona-Krise. Vor allem Konzepte und Ideen für Schulen, Kindertagesstätten und Kindergärten werden hierzu vielfältig diskutiert und umgesetzt. Die Hochschulen des Landes bleiben in der Krise überraschend außen vor. Dabei gibt es viel Klärungsbedarf für Studierende! Die GEW schaut auf die aktuellen Entwicklungen im Bereich Onlineprüfungen, nimmt die aktuelle Lage von internationalen Studierenden in den Blick und stellt Fragen zur Finanzierung für Studierende.

Onlineprüfungen

Seit Dezember 2020 sind neue Regelungen des Landeshochschulgesetzes in Kraft, die die Möglichkeiten zur Onlineprüfung festlegen. Diese Regelungen waren zwar dringend nötig, dennoch bergen sie Probleme hinsichtlich der

Datenweitergabe und Datenverarbeitung und damit im Bereich des Datenschutzes allgemein. Denn die Änderungen im LGH erlauben es, auch Dritte mit der Videoaufsicht bei Prüfungen zu beauftragen. Das bedeutet, dass spezielle Software genutzt werden darf, die im Prüfungsprozess sicherstellen soll, dass die Prüflinge selbst und ohne fremde Hilfe oder Informationen aus dem Internet die Prüfungen abhalten. Die GEW Baden-Württemberg berichtete  hierzu bereits: www.gew-bw.de/aktuelles/detailseite/neuigkeiten/regelung-zu-online-pruefungen-unerwartet-verabschiedet/

Die GEW beschäftigt sich daher mit der Frage, in welche Richtung Hochschulbildung und Prüfungskultur grundsätzlich gehen soll. Denn Prüfungen unter dem Vorzeichen von Überwachungs- und Überprüfungstendenzen aufzustellen, widerspricht unserer Vorstellung von Bildung als Selbstbildung und Selbstbestimmung. Die GEW BW fordert die Sicherstellung einer Prüfungsaufsicht, die die DSGO und die Persönlichkeitsrechte der Prüflinge nicht verletzt, bspw. durch die Schaffung von Prüfungsräumen und der Bereitstellung von Endgeräten sowie die Schaffung von finanziellen und personellen Ressourcen für die Ausgestaltung alternativer Prüfungsformate und der Weiterentwicklung der Prüfungskultur an Hochschulen.

Das Thema Online-Prüfungen ist dabei natürlich nicht nur auf Baden-Württemberg beschränkt, sondern ist ein bundesweites Thema. Der freie zusammenschluss von student*innenschaften e. V. (fzs) und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft setzen sich daher gemeinsam für einen bestmöglichen Umgang mit Prüfungen ein, der sowohl die Studierenden als auch die Mitarbeiter*innen im Blick hat. Sie haben ein Positionspapier mit dem Titel „Prüfungen trotz Pandemie?“ verfasst, in dem sie zur verantwortungsvollem und solidarischen Prüfen aufrufen. Wie genau Prüfungen unter Pandemiebedingungen aussehen können, seht ihr hier: https://www.gew.de/presse/pressemitteilungen/detailseite/neuigkeiten/fzs-und-gew-solidarisch-und-verantwortungsbewusst-pruefen/

 

Aktuelle Lage von International Studierenden

Auch die Internationalen Studierenden in Baden-Württemberg leiden besonders unter ihrem Studium in Krisenzeiten. Internationale Studierende müssen in seit dem Wintersemester 2017 in

Baden-Württembergs  - als einziges deutsches Bundesland - Studiengebühren zahlen. Die Einführung dieser Gebühr stieß damals auf heftige Kritik, konnte aber dennoch nicht abgewendet werden.

Zu  Beginn der Pandemie nun verschärfte sich die Lage für die internationalen Studierenden zusehends: Ihre  Einreise und die Fortsetzung ihres Studiums in Baden-Württemberg wurden erheblich erschwert. Die GEW berichtete bereits hierzu: https://www.gew-bw.de/aktuelles/detailseite/neuigkeiten/viele-internationale-studierende-koennen-studium-nicht-wie-geplant-fortsetzen/

Dieser negative Trend im Umgang mit den internationalen Studierenden hat nun immense Auswirkungen, wie nun die vorgelegten Zahlen einer Sonderauswertung des

Statistischen Bundesamts zeigen. Das Aktionsbündnis gegen Bildungs- und Studiengebühren wertet die  Zahlen aus und kann zeigen, es in Baden-Württemberg zu einem merklichen Rückgang bei den internationalen Studierenden kommt. Hier bildet sich ein düsteres Bild für Baden-Württemberg als Standort internationaler Forschung ab. Denn in allen anderen 15 Bundesländern ist die Zahl der internationalen Studierenden stark gestiegen. Nur in Baden-Württemberg ging die Zahl jedoch um etwa 13 % zurück: 

Die Verfassungsklage zu den Studiengebühren in Baden-Württemberg läuft aktuell noch – und die GEW BW unterstützt die Belange der Internationals!

Finanzierung für Studierende

Besonders belastend ist für Studierende ist ihre ungeklärte finanzielle Lage: Viele haben ihre Nebenjobs und Finanzierungsmöglichkeiten verloren und müssen sich gut organisieren, um nun Onlinestudium in synchronem und asynchronem Lernen als auch alternative Formen des Jobbens unter einen Hut zu bringen. Besonders prekär ist die finanzielle Situation für internationale Studierende und Studierende aus Nicht-Akademikerfamilien, da hier die Erwerbs- und Finanzierungssituation im Zuge der Corona-Pandemie häufig schwieriger geworden.

Die Bundesregierung hat bereits 2020 auf diese zunehmend prekäre Lage für Studierende reagiert - wenn auch viel zu spät - und es wurden die sogenannten Überbrückungshilfen, die Studierenden mit Zuschüsse bis zu 500,00€ unterstützen sollen, ins Leben gerufen.  Zunächst nur  für die Monate Juni bis September 2020. Nachdem allerdings keine Besserung der Coronalage in Sicht war und der Lockdown seit November 2020 einberufen wurde, wurden auch die Überbrückungshilfen reaktiviert (https://www.überbrückungshilfe-studierende.de/start). Seit dem 20. November 2020 kann der „Zuschuss für Studierende in akuter Notlage“ wieder beantragt werden. Anträge können bis März 2021 gestellt werden. Die GEW kritisiert die Überbrückungshilfen als völlig unzureichend und fordert, die Finanzierung von Studierenden endlich krisenfest zu machen. Eine Reform des BAFÖGs umzusetzen erscheint hier sinnvoll – oder die Vereinfachung der bürokratischen Hürden zu den Überbrückungshilfen!

Das Deutsche Studentenwerk (DSW), das die Anträge auf Überbrückungshilfe bearbeiten, hat nun Zahlen hierzu vorgelegt. Laut DSW gingen (Stand: 12. Januar 2021) im November 2020 38.140 Anträge ein. Diese sind inzwischen faktisch alle bearbeitet. Gut 65% der Anträge konnte entsprochen, knapp 35% mussten abgelehnt werden. Die Zahlen für Dezember 2020: 44.391 Anträge, davon mehr als 70% bearbeitet oder in Bearbeitung, bisherige Quote: 74% zugesagt, 26% abgelehnt. Diese Zahlen zeigen, dass noch viel Potential in den Überbrückungshilfen liegt: Denn die Hilfen in Höhe von bis zu 500 Euro richten sich nach dem jeweiligen Kontostand - hier können bereits Zahlungen eingegangen sein oder andere Zuschüsse das Bild der Bedürftigkeit verzerren. Nun ist die Pandemie aber weder ausgestanden, noch können zuverlässige Aussagen über ihre Langzeitfolgen getroffen werden.

Die GEW setzt sich deshalb weiter für echte Zuschüsse für Studierende ein! Nach einem Jahr Studieren in der Krise steht also fest – es ist noch viel zu tun!